Der „Rhabarber-Schlitten“, die Kleinbahn Siegburg-Zündorf

In diesem Jahr wäre sie 100 Jahre alt geworden, die Kleinbahn Siegburg-Zündorf. Am 25. Mai 1914 nahm sie ihren Betrieb auf. Die Gesamtstrecke von Siegburg über Sieglar nach Lülsdorf war 8,2 Kilometer lang, das Ticket innerhalb Siegburgs kostete zehn Pfennige.

Bis die im Volksmund später auch als „Rhabarber-Schlitten“ bekannte Bahn in Siegburg die Stationen „Staats-Hauptbahnhof, Markt, Kronprinzenstraße (Bahnhof Siegburg-Nord), Friedrichstraße, Ernststraße und Feuerwerks-Laboratorium“ ansteuern konnte, war es ein weiter Weg. Bereits am 1. Oktober 1892 war in Preußen das „Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen“ in Kraft getreten, das deren Entwicklung und Ausbau wesentlich voranbringen und die landwirtschaftlich strukturierten Bereiche des Königreichs infrastrukturell erschließen sollte. Wegen ihrer „geringen Bedeutung für den Eisenbahnverkehr“ mussten sie nicht die strengen gesetzlichen Anforderungen wie eine Haupt- oder Nebenbahn erfüllen.

Das Kleinbahngesetz löste eine Welle von Bahnneubauten aus, bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs konnten über 300 Kleinbahnstrecken mit einer Gesamtlänge von mehr als 10.000 Kilometern realisiert werden. Auch die Entstehung der Kleinbahn Siegburg-Zündorf fällt in diese Zeit. Bereits seit 1906 führte der Siegkreis mit der „Continentalen Eisenbahn-Bau und Betriebs-Gesellschaft“ Verhandlungen über den Bau einer Kleinbahn von Monheim am Rhein über Siegburg nach Much. Bis zum Jahr 1910 aber sollte es dauern, bis der Kreistag den Bau einer Kleinbahn von der damals selbstständigen Gemeinde Porz am Rhein über Mondorf nach Beuel einschließlich eines Abzweiges von Mondorf über Troisdorf nach Siegburg beschloss. Bau und Betrieb wurden dem RWE übertragen, das bis zur Einstellung des Betriebs im Jahre 1963 für die Strecke verantwortlich war.

Mehr über Planung, Bau und erste Betriebsjahre der Kleinbahn erfahren Sie im Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2014. Es trägt den Titel „Auf Schienen und Wegen unterwegs im Rhein-Sieg-Kreis“. Auf 207 prall gefüllten Seiten bieten die 32 Autorinnen und Autoren eine vergnügliche und informative Reise auf Schienen durch den Rhein-Sieg-Kreis sowie durch die Geschichte der Eisenbahnen in unserer Heimat. Das Jahrbuch ist für 13,50 Euro im Buchhandel erhältlich. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.rhein-sieg-kreis.de/jahrbuch sowie beim Kultur- und Sportamt des Rhein-Sieg-Kreises unter der Rufnummer 02241 / 13-2766 oder per E-Mail an jahrbuch@rhein-sieg-kreis.de.

Übrigens: Unzufriedene Fahrgäste gibt es nicht nur in Zeiten des modernen ÖPNV, sie gab es anscheinend auch in den Anfangsjahren der Kleinbahn schon. Insbesondere an der Pünktlichkeit haperte es offenbar. So hieß es 1917 in einem Leserbrief im Siegburger Kreisblatt: „Es ist nun bedauerlich festzustellen, daß es der Direktion innerhalb dreier Jahre nicht möglich gewesen ist, einen planmäßigen Verkehr zu erzielen. […] Wer sich auf die Kleinbahn Siegburg-Zündorf verlassen muss, ist verlassen.“

Nach dem Jahrbuch ist vor dem Jahrbuch …. – Das Jahrbuch 2015

Beim Kultur- und Sportamt (02241/13-2766, jahrbuch@rhein-sieg-kreis.de) kann sich auch melden, wer zum Jahrbuch 2015 beitragen möchte. Es wird sich in erster Linie mit Musik befassen: Musik ist Lebensgefühl. Sie vermittelt Freud und Leid, Hoffen und Bangen. Musik bringt persönliche wie kollektive Stimmungen und Empfindungen zum Ausdruck und ist dabei immer auch geprägt sowohl von zeitgeschichtlichen Erfahrungen und Strömungen als auch von lokalen und regionalen Besonderheiten. Sie ist vor allem aber eine Kunst- und Kulturform, die fast allen Menschen zugänglich ist und vor Ort in unzähligen Chören, Musikgruppen und -vereinen gelebt wird. Den vielfältigen Ausprägungen der Musik und des Musiklebens im Rhein-Sieg-Kreis nachzugehen, wird die Aufgabe des neuen Jahrbuchs sein.

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