„Ich habe Reich-Ranicki in Gedanken zurechtgewiesen“

Siegfried Lenz in seinem Arbeitszimmer Foto: hr/Uwe Berndt
Siegfried Lenz in seinem Arbeitszimmer
Foto: hr/Uwe Berndt

Siegfried Lenz schreibt seine Bücher immer mit einem „preiswerten“ Kugelschreiber, wie er selbst sagt. Einen Computer hat er dafür noch nie verwendet: „Es wäre zu aufwändig. Wenn man es von der Fantasie in dieses technische Gerät transportiert, dann fordert das zu viel.“ Lenz, zu dessen bekanntesten Werken die „Deutschstunde“ und die „Schweigeminute“ zählen, verfasst auch mit 87 Jahren noch Bücher. Derzeit arbeitet er an einer „fast fertigen“ Novelle, verrät er in „hr1-Talk“ am Sonntag, 26. Januar, in einem seiner sehr seltenen Interviews.

Siegfried Lenz verband eine tiefe Freundschaft mit Marcel Reich-Ranicki. Er verhalf dem in den Nachkriegsjahren noch unbekannten Kritiker zu ersten Auftritten im deutschen Radio: „Es war für mich selbstverständlich, dass ich ihn empfahl.“ Zwar habe er für Reich-Ranicki stets „Respekt“ empfunden, mit seinen Literaturkritiken hat er mitunter aber gehadert. „Ich habe ihn manchmal in Gedanken zurechtgewiesen und ihm gesagt, das ist Quatsch, was du gesagt hast.“

Zu Kindern hat Lenz ein gespaltenes Verhältnis: „Ich würde nicht sagen, dass ich sie liebe, wenn sie vor meinem Fenster lärmen. Dann hört meine Liebe auf.“ Freude hätte er höchstens daran, sich mit Kindern über den Beruf des Schriftstellers zu unterhalten.

Siegfried Lenz heiratete mit 84 Jahren seine zweite Frau Ulla, die aus Dänemark stammt. Obwohl er die Hälfte seiner Zeit dort verbringt und auch gut Dänisch spreche, würde er es nie wagen, in dieser Sprache zu schreiben: „Ich würde mich der gewaltsamen Korrektur meiner Frau aussetzen. Vom Handkantenschlag bis zur verbalen Zurückweisung!“

„hr1-Talk“ mit Uwe Berndt immer sonntags zwischen 10 und 12 Uhr in hr1.

Auch als Podcast zum Nachhören auf www.hr1.de.

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