Internetnutzung: „Webaktive“ gegen Gesetze, „Normalnutzer“ fordern mehr Regulierung und Schutz

Rund 50 Millionen Menschen nutzen in Deutschland das Internet, aber nur ein kleiner Teil davon prägt als eine Art digitale Avantgarde unsere gesellschaftliche Wirklichkeit. Dies ist eine Erkenntnis der Studie „Digitale Mentalität II“ des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE). Die Studie vergleicht die Einstellungen und Verhaltensmuster besonders aktiver Internetnutzer, der Webaktiven, mit denen der mehr als 50 Millionen Internetnutzer der Bundesrepublik. Während die Mehrheit der Onliner das Internet als technisches Verbreitungsmedium nutzt, hat die avantgardistische Minderheit das Internet privat und beruflich so in ihr Leben integriert, dass die Grenzen zwischen online und offline fließend verlaufen.

Hergen Wöbken, Geschäftsführer des IFSE und Autor der Studie (Foto:Pola Sieverding)
Hergen Wöbken, Geschäftsführer des IFSE und Autor der Studie (Foto:Pola Sieverding)

Die Webaktiven unterscheiden sich dabei zum Teil erheblich von den anderen Internetnutzern. So fordert eine große Mehrheit der durchschnittlichen Internetnutzer mehr Gesetze und Regulierungen rund um das Internet. Dieses Bedürfnis folgt einer Angst, Opfer von Betrug oder Missbrauch eigener Daten zu werden. Die Webaktiven dagegen setzen weniger auf Gesetze als vielmehr auf die Vorgabe eines Rahmens.

„Wer die gegenwärtigen und zukünftigen Veränderungen durch die Digitalisierung verstehen möchte, muss sich mit der Mentalität der digitalen Avantgarde auseinandersetzen“ sagt Hergen Wöbken, Geschäftsführer des IFSE und Autor der Studie. Dies sei allein schon deshalb notwendig, weil die Einstellungen und Verhaltensmuster der Webaktiven schnell von der Mehrheit der Internetnutzer übernommen werden.

Angeführt von den Webaktiven, ist die Mehrheit der Internetnutzer der Studie zufolge nicht bereit, für herkömmliche digitale Inhalte zu zahlen. „Und man wird sie auch nicht umerziehen können“, sagt Wöbken. Die Studienergebnisse zeigen: Eine Finanzierung durch Werbung kann nicht die einzige Alternative sein. Zum einen wird sich Werbung im Vergleich zu anderen Marketingmaßnahmen zunehmend als weniger wirkungsvoll erweisen. Zum anderen setzen alle Internetnutzer vermehrt Werbeblocker ein. Es gilt, mit aller Kraft und viel Experimentierfreude alternative Erlösmodelle zu entwickeln. Abwehr, Erziehung sowie Abschreckung sind keine Erfolg versprechenden Strategien.

Website zur Studie mit weiteren Ergebnissen sowie Bestellmöglichkeit: http://digitale-mentalitaet.de/

Hergen Wöbken ist Alumnus der Universität Witten/Herdecke. Zusammen mit anderen gründete er 2003 das Institut für Strategieentwicklung (IFSE). Unter dem Titel ‘Digitale Mentalität’ erforscht er mit dem IFSE seit 2004 Fragen zu Recht und Eigentum im Netz, den Umgang mit digitalen Inhalten sowie Strategien und Wettbewerb im Internet.

Website: www.ifse.de

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