Land Grabbing: Die lokale Seite betrachten

Wer in Sambia Land erwerben will, der muss sich zunächst mit dem „Chief“ vor Ort zusammensetzen. Nach Konsultationen mit den Bauern vor Ort gibt dieser eine Empfehlung ab, die auf drei administrativen Folgestufen bestätigt werden muss. Darin eingeschlossen ist eine Prüfung auf eine mögliche Nutzungskonkurrenz für die Bauern. Das Land wird danach in Staatsland umgewandelt und kann nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung verpachtet werden. Sambia führt für die Landbauaktivitäten ein Monitoring durch.

Soweit die Theorie nach dem Gesetzbuch. Doch Junior-Professor Dr. Jann Lay vom GIGA-Institut an der Universität Göttingen berichtet, dass in der Praxis die Konsultationen, die Umweltverträglichkeitsprüfung und das Monitoring fehlen. Das German Institute of Global and Areal Studies (GIGA) hat in Berlin seine neuen Forschungsergebnisse zum Thema „Land Grabbing“ vorgestellt. Der internationale Land“handel“ ist real, findet derzeit meist in Afrika südlich der Sahara statt und wird erleichtert durch schwache Bodenverwaltungssysteme. Vor allem durch ausländische Investoren ist das Thema „großflächige landwirtschaftliche Investitionen“ negativ in die Schlagzeilen geraten. Aktuell sind weltweit etwa 32 Millionen Hektar Land über Pachtverträge an ausländische Investoren vergeben. Das entspricht dreimal der Ackerfläche Deutschlands. Aber laut Lay befinden sich nur 1,7 Millionen auch in Produktion.

Investorentätigkeit muss aber nicht immer negativ sein. Bei Partizipation der Kleinbauern können auch positive Effekte auftreten. Zum Beispiel wenn Infrastrukturen den ländlichen Raum erschließen und Verarbeitungsprozesse zusätzliche Einkommensmöglichkeiten generieren. Umweltethiker Dr. Konrad Ott von der Christian-Albrechts Universität zu Kiel nennt das „Hintergrundgerechtigkeit“. Dazu gehört auch die Umsetzung freiwilliger Leitlinien in nationales Recht, wie vor einem Jahr von der Welternährungsorganisation (FAO) formuliert. Oftmals wiesen Projekte sowohl positive als auch negative Effekte auf. Ott gab zu bedenken, ob Kritik an den Agrarinvestitionen nicht allzu oft aus einer europazentrierten Perspektive heraus geäußert werde.

Roland Krieg, www.aid.de

Weitere Informationen:

Large-Scale Agricultural Investments under Poor Land Governance Systems: Actors and Institutions in the Case of Zambia, GIGA Working Papers No 221 www.giga-hamburg.de
Informationen über Investitionen in Land gibt es auf der Informationsplattform „Land Matrix“ unter www.landmatrix.org

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