Natürliche Waldgesellschaften in Deutschland

Von trocken bis nass, von heiß bis kalt

Wald ist nicht gleich Wald. Je nach Klima und Standort haben sich im Laufe der Jahrtausende unterschiedliche natürliche Waldtypen – sogenannte Waldgesellschaften – herausgebildet. In Deutschland reichen die vielfältigen Ausprägungen zum Beispiel von den Kiefernwäldern auf trockenen Sanddünen und Felsklippen über die Buchenwälder der Mittelgebirge bis hin zu den regelmäßig überfluteten Auenwäldern an Gewässern.

Als naturnahe Waldgesellschaft kommen in Deutschland am häufigsten Buchenwälder vor. Die (Rot-)Buche ( Fagus sylvatica), ist bei uns sehr konkurrenzstark. Sie bevorzugt regenreiches atlantisches Klima und Standorte, die keine Extreme aufweisen. Ohne menschlichen Einfluss würden Buchenwälder heute große Teile Mitteleuropas bedecken. In Deutschland hat die Buche heute einen Anteil von etwa 15 Prozent an der Waldfläche, Tendenz wieder deutlich zunehmend. Obwohl viele naturnahe Buchenwälder auf den ersten Blick eintönig und artenarm erscheinen, weisen sie bei genauer Betrachtung doch eine überraschende Artenfülle auf. So fand man in mehrere hessischen Buchen-Naturwaldreservaten zwischen 1.600 und 2.300 Tierarten, und das, obwohl sie nur wenige Jahre nach dem Ende der Bewirtschaftung einen eher normalen, durchschnittlichen Zustand aufwiesen.

Auf Standorten, die der Rot-Buche nicht zusagen, behaupten sich häufig eichenreiche Wälder. Eichenmischwälder haben eine große ökologische Spannbreite – von feuchten Eichen-Hainbuchenwäldern der Niederungen bis zu Flaumeichenwäldern auf sonnig-heißen Südhängen. Sie weisen einen vollkommen anderen Charakter auf als die Buchenwälder. Während es unter dem dicht geschlossenen Kronendach der Buchen recht dunkel ist, sind Eichenwälder wesentlich heller und die Sonne dringt bis zum Boden durch. Daher findet man hier viele Licht und Wärme liebende Tier- und Pflanzenarten.

Die in Mitteleuropa weit verbreitete Fichte kommt natürlicherweise in den Wäldern hoher Gebirgslagen der Alpen und der Mittelgebirge vor. Da sich Fichtenholz als Holz für den Hausbau eignet, wurde sie auch in vielen anderen Bereichen gepflanzt. Mit zunehmender Klimaerwärmung leidet sie aber immer stärker unter Massenvermehrungen von Borkenkäfern, die ganze Wälder zum Absterben bringen können.

Recht selten sind bei uns ursprünglich gebliebene Auenwälder. Ihr Bestand hat besonders durch Flussbegradigung, Dammbau, Entwässerung und Umwandlung von Auenwäldern in Ackerflächen abgenommen. Auenwälder sind in ihrer Struktur und Artenzusammensetzung an die Dynamik der Überschwemmungen von kleineren und größeren Fließgewässern gebunden. Die vorhandenen Auenwälder unterliegen auch heute noch Veränderungen durch Uferverbau, Freizeitbetrieb oder Pflanzungen von Hybridpappeln. Besondere Probleme bereitet die Ausbreitung von konkurrenzstarken neuen Pflanzen (Neophyten), wie zum Beispiel des Indischen Knöterichs. Sie verdrängen im Uferbereich die heimische Vegetation und führen so zur Zerstörung der ursprünglichen Lebensgemeinschaften.

Die heute noch erhaltenen Feuchtwälder sind wichtig für den Natur-und Wasserhaushalt und sollten unbedingt erhalten werden. Das gilt neben den Auenwäldern natürlich auch für eine weitere Form der Feuchtwälder, die Moorwälder, die sich im Randbereich von Mooren entwickeln.

Heike Stommel, Rainer Schretzmann, www.aid.de

Weitere Informationen:
aid-Heft „Wald-Lebensräume“, Bestell-Nr. 1550,
www.aid.de/shop/shop_detail.php?bestellnr=1550

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