Wie kam der Weizen auf die Insel?

(aid) – Weizen gibt es auf den Britischen Inseln schon deutlich länger als gedacht. Durch zahlreiche archäologische Funde ist belegt, dass er dort zwar erst seit rund 6.000 Jahren angebaut wird. Gegessen hat man ihn aber wohl auch schon rund 2.000 Jahre früher.

Zu dieser Erkenntnis gelangte ein Team von britischen Wissenschaftlern nach der Analyse von Bohrproben aus der entsprechenden Zeit. Die Proben stammen von einer unterseeischen Fundstätte auf der Isle of Wight. Diese Insel im Ärmelkanal ist heute durch eine Meerenge von Großbritannien getrennt. Bis vor ca. 6.000 Jahren war sie jedoch Teil der Hauptinsel. Die Fundstätte lag vor 8.000 Jahren noch über dem Meeresspiegel. Dass dort damals Menschen lebten, war bereits von früheren Untersuchungen her bekannt.

Die Wissenschaftler untersuchten unter anderem DNA-Spuren aus dem Bohrkern. So lässt sich ein detailliertes Profil der am Fundort aufgetretenen Tier- und Pflanzenarten erstellen. Dabei stießen sie auf starke Signale für frühe kultivierte Weizensorten, speziell Einkorn und Emmer. Angebaut wurde das Getreide in der Gegend damals aber wohl nicht; Pollen der entsprechenden Getreidearten fanden sich in keiner der untersuchten Proben. Vermutlich ist es tatsächlich durch Fernhandel aus dem Nahen Osten gekommen. Dort, an der Wiege des Ackerbaus, wurde es damals schon seit Langem angebaut. Die frühesten Nachweise für Getreideanbau auf dem nahegelegen französischen Festland finden sich dagegen erst gut 400 Jahre später.

Möglich wären solche Handelsbeziehungen durchaus, zumindest theoretisch. Durch den niedrigeren Meeresspiegel gab es im entsprechenden Zeitraum sehr wahrscheinlich eine Landbrücke von Großbritannien zum Festland. Auch weitere archäologische Funde deuten zudem darauf hin, dass schon in dieser Zeit ein reger Austausch der noch als Jäger und Sammler lebenden Menschen im Norden Europas mit den frühen Bauern weiter südlich stattfand. Wie und auf welchen Wegen das geschah, werden vielleicht künftige Untersuchungen klären können.
Dr. Margit Ritzka, www.aid.de

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