„Naturbegegnungen“ im LWL-Freilichtmuseum Detmold

 

Bei "Kuh & Co." stehen am Sonntag die historischen Haustierrassen im LWL-Freilichtmuseum Det-mold im Mittelpunkt wie die Westfälischen Schwarzkopfschafe. Foto: LWL/Jähne
Bei „Kuh & Co.“ stehen am Sonntag die historischen Haustierrassen im LWL-Freilichtmuseum Det-mold im Mittelpunkt wie die Westfälischen Schwarzkopfschafe.
Foto: LWL/Jähne

Detmold (lwl). Wie baut man Rüben an? Und wie schmeckt eigentlich das Ei eines Westfälischen Totlegers? Antworten auf diese und weitere Fragen bekommen Kinder im Rahmen der Reihe „Naturbegegnungen“ am kommenden Wochenende im LWL-Freilichtmuseum Detmold. Um den Runkelrübenanbau geht es am Samstag (30.5.) im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Am Sonntag (31.5.) begegnen Kinder und Familien bei dem Programm „Kuh & Co.“ den alten Haustierrassen des Freilichtmuseums.

Bevor die Rüben geerntet werden können, müssen die Jungpflanzen am Samstag im LWL-Freilichtmuseum Detmold vereinzelt werden. Foto: LWL/Stuke
Bevor die Rüben geerntet werden können, müssen die Jungpflanzen am Samstag im LWL-Freilichtmuseum Detmold vereinzelt werden.
Foto: LWL/Stuke

Bevor aus einem zarten Pflänzchen eine Rübe werden kann, sind einige Arbeitsschritte notwendig. Ganz wichtig dabei ist das Rübenverziehen. Kinder ab sechs Jahren können beim Vereinzeln der Jungpflanzen am Samstag helfen. Für den Tag ist wetterentsprechende Arbeitskleidung und festes Schuhwerk ein Muss, auch an Verpflegung sollten die Eltern denken. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Museumseingang, der Workshop selber ist kostenlos.

Um die historischen Haustierrassen, die im LWL-Freilichtmuseum Detmold heimisch sind, geht es nur einen Tag später bei „Kuh & Co“ von 11 bis 15 Uhr. Das Programm richtet sich an Kinder ab acht Jahren sowie Familien. Es kostet sechs Euro pro Person und zwei Euro für Kinder in Begleitung ihrer Familie. Anmeldungen für beide Programme nimmt das Infobüro unter Tel. 05231/706-104 entgegen.

LWL-Freilichtmuseum Detmold
Westfälisches Landesmuseum für Volkskunde
Krumme Str.
32760 Detmold
Karte und Routenplaner

100 Kindergarten-Kinder „enterten“ das Schiffshebewerk

Das Deck schrubben wie ein Schiffsjunge - das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch ein Anlass, den Wortschatz zu erweitern. Foto: LWL/Appelhans
Das Deck schrubben wie ein Schiffsjunge – das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch ein Anlass, den Wortschatz zu erweitern.
Foto: LWL/Appelhans

Waltrop (lwl). Großer Tag für die Kleinen: Über 100 Jungen und Mädchen aus sieben Kindergärten in Datteln, Oer-Erkenschwick und Waltrop „enterten“ am Donnerstag (28. 5.) das Schiffshebewerk Henrichenburg. Sie waren der Einladung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zu einem Schnuppertag im LWL-Industriemuseum gefolgt. Museumspädagogen stellten Kindern und Erzieherinnen an drei Stationen Höhepunkte aus den speziell für diese Altersgruppe konzipierten Programmen rund um die Themen Technik, Leben und Arbeiten auf einem Schiff und Tiere am Wasser vor.

„Wir bieten an unseren Standorten zahlreiche Angebote zur frühkindlichen Förderung, über die in der Gesellschaft aktuell ja viel diskutiert wird. Diese Angebote wollten wir den umliegenden Einrichtungen bei einem Schnuppertag vorstellen“, erläutert Anja Hoffmann, Referentin für Bildung und Vermittlung am LWL-Industriemuseum. So lernten schon die Jüngsten im LWL-Industriemuseum einen wichtigen Teil ihrer unmittelbaren Lebenswelt kennen. Gleichzeitig eröffneten viele Programme die Möglichkeit, spezifische Kompetenzen zu schulen, so Anja Hoffmann weiter.

Das Programm „Alle man an Bord“ fördert zum Beispiel die frühkindliche Sprachentwicklung, in dem es Dialoge rund um die Themen Wasser und Schifffahrt anregt. Beim Schrubben des Decks erweitern die Kinder spielerisch ihren Fachwortschatz um Begriffe wie „Bug“, „Heck“, „Backbord“ und „Steuerbord“. Zusammen mit Käpt´n Henri üben sie sich im Erfinden und Erzählen von Kanalgeschichten.

Bei den „abenteuerlichen Schiffsreisen des Käpt´n Henri“ erfahren die Kinder im Experiment, warum ein Schiff aus Stahl schwimmt und begreifen ganz praktisch physikalische Einheiten wie Gewicht und Volumen.

Beim Programm „Im Netz der Spinne“ erforschen die Kinder mit Mikroskop, Lupe und durch Beobachtung diese ganz besonderen Tiere. Wie ist der Körper einer Spinne aufgebaut? Wie spinnt sie ihre Netze? Weshalb sind Spinnen so wichtig?

LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg

Volkskundler auf den Spuren von Fronleichnam

Fronleichnamsprozession 1969 in Münster-Wolbeck: Unter dem "Himmel" trägt der Priester die Monstranz. Foto: LWL-Archiv
Fronleichnamsprozession 1969 in Münster-Wolbeck: Unter dem „Himmel“ trägt der Priester die Monstranz. Foto: LWL-Archiv

Westfalen (lwl). „Das katholische Hochfest Fronleichnam, das am Donnerstag (4.6.) gefeiert wird, hat in Westfalen eine lange Tradition, die bis ins 13. Jahrhundert zurückgeht“, sagt Jakob Smigla-Zywocki von der Volkskundlichen Kommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der sich intensiv mit der Geschichte des Fronleichnamsfestes beschäftigt hat.

Neben dem Gottesdienst gehört die Prozession als zentrales Element zu dem Festtag. Die Verbindung von Fronleichnamsprozessionen mit Flurschutz, Feldweihen und Wetterbitten, führte dazu, dass das Fest ab dem 15. Jahrhundert bei der bäuerlichen Bevölkerung immer beliebter wurde. „Die Menschen auf dem Land glaubten an die Segen spendende Kraft der an ihren Feldern vorbei getragenen Monstranz“, so Smigla-Zywocki. Die Monstranz ist ein reich geschmücktes, oftmals goldenes Schaugerät. Es ist meist in Form einer Sonne oder eines Herzens gestaltet, in dessen Mitte die Hostie eingesetzt wird. „Aufgrund des Glaubens an deren Segen ließen sich einmal eingeführte Wege kaum noch ändern. Die Anrainer setzten alle Hebel in Bewegung, damit die Prozession wie gehabt an ihren Feldern vorbei führte, um den Segen zu empfangen“, erklärt Smigla-Zywocki.

Blumenteppich im Vorsehungskloster in Münster Handorf, Fronleichnam 1952. Der Teppich wurde alljährlich zum Prozessionsfest von den Schülerinnen des Vorsehungs-klosters entworfen und gelegt und konnte bis zu einem Kilometer lang werden. Foto: LWL-Archiv
Blumenteppich im Vorsehungskloster in Münster Handorf, Fronleichnam 1952. Der Teppich wurde alljährlich zum Prozessionsfest von den Schülerinnen des Vorsehungs-klosters entworfen und gelegt und konnte bis zu einem Kilometer lang werden.
Foto: LWL-Archiv

Zumeist geht der Priester mit der erhobenen Monstranz unter einem Baldachin, der sowohl als Schutz- und Herrschaftssymbol Christi, wie auch als symbolische Darstellung des Himmels zu deuten ist. „Bei der Fronleichnamsprozession ist es nach katholischer Auffassung Christus selber, der mitgeführt und geleitet wird“, so der LWL-Volkskundler. Die Prozession führt gewöhnlich zu vier Stationsaltären, die die Himmelsrichtungen symbolisieren. In Sandebeck (Kreis Höxter) wurden die vier Altäre in den 1950er Jahren zum Beispiel mit Kränzen, Blumen, Heiligenbildern ‚Triumpfbögen‘ und Kruzifixen geschmückt. An jedem der Altäre wurden die Anfänge der vier Evangelien gelesen. Mitgebrachte Blumensträuße wurden an den Altären geweiht. Sie sollten später Haus und Hof vor allem Übel und Krankheiten schützen.

Die Prozession wird von den Erstkommunkindern angeführt, die auch heute noch in ihren weißen Gewändern dem Klerus voranschreiten und manchmal „Engelchen“ genannt werden. In gebührendem Abstand folgen dem Priester und der Monstranz die Laien, in einigen Orten nach Geschlecht, Status und Vereinszugehörigkeit geordnet. Auch eine Musik-, oder Blaskapelle gehört beispielsweise in Münster-Coerde oder Neuenkirchen (Kreis Steinfurt) zur Prozession.

In einigen Regionen Westfalens, zum Beispiel im Möhnetal im Kreis Soest, ist es noch Brauch den Festzug durch das „Fronleichnamsschießen“ zu begleiten. Die am Ende der Prozession gehenden Männer zünden zu Beginn der Prozession an den vier Altären und zum Abschluss des Festes Böller. Fast ganz verschwunden ist der Brauch, den Weg der Prozession ganz oder teilweise mit Blumenteppichen auszulegen. Diese waren von Ort zu Ort unterschiedlich lang. Manchmal maßen sie einige Meter, in anderen Fällen jedoch viele hundert Meter. So gab es bis in die 1990er Jahre prächtige Altar-Blumenteppiche in den Gemeinden Ohlenbach und Westfeld bei Schmallenberg (Hochsauerlandkreis). Auch in Bochum, in Münster und in zahlreichen Gemeinden bei Olpe und Rheine (Kreis Steinfurt) waren derartige Teppiche bis Mitte der 1960er Jahre üblich. Der Blumenläufer war für gewöhnlich eher schmal, so dass nur der Priester mit der Monstranz über ihn schritt.

In den letzten Jahrzehnten haben die LWL-Volkskundler eine Vereinfachung des Fronleichnamsfestes beobachtet. Die Prozessionen werden vielerorts verkürzt, steuern mittlerweile nur noch einen oder zwei Altäre an und auch die Ausschmückung der Straßen und Häuser ist zurückhaltender. „Dennoch ist das Fest ein Brauch mit einer langen Geschichte, und es lohnt sich an Fronleichnam eine Prozession zu beobachten, oder daran teilzunehmen. Es gibt viel zu entdecken“, so Smigla-Zywocki.

Hintergrund
Fronleichnam ist ein wichtiges Kirchenfest, bei dem die Hostie im Mittelpunkt steht. „Wir können das Fest auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich aus dem 13. Jahrhundert zurückführen. Sie will in einer Vision im Mond eine Lücke gesehen haben und glaubte, dass sie nur durch ein hohes Kirchenfest ausgefüllt werden könne“, so Smigla-Zywocki. Papst Urban IV., der ursprünglich ebenfalls aus Lüttich stammte, erhob Fronleichnam am 11. August 1264 zum allgemeinen kirchlichen Fest. Um es bekannter zu machen, wurde allen Gläubigen, die sich an Prozessionen beteiligten, einen Ablass von 100 Tagen gewährt, das heißt ihren Seelen blieben 100 Tage im Fegefeuer erspart.

Begünstigt durch die relative Nähe zum Bistum Lüttich, ist die erste Fronleichnamsfeier in Münster bereits 1264 nachweisbar. „Westfalen war somit eine der Keimzellen der neuen Festbewegung nördlich der Alpen, die sich von hier weiter ausbreitete“, so Smigla-Zywocki. Bis zum 14. Jahrhundert hatte sich das Fronleichnamsfest in einheitlichen Formen in der katholischen Welt durchgesetzt. Zu den Brauchträgern gehörten neben der Geistlichkeit die Zünfte und Gilden. In Attendorn (Kreis Olpe) waren beispielsweise die Schumacher, Leinenweber und Schneider bis in die 1950er Jahre die Träger der Fahnen und Stäbe der Fronleichnamsprozessionen. An vielen Orten gründeten sich ferner Fronleichnamsbruderschaften und ab dem 15. Jahrhundert verfügte nahezu jede größere Stadt über Fronleichnamsordnungen, in denen der Veranstaltungsrahmen vorgegeben wurde.

Volkskundliche Kommission für Westfalen
Scharnhorststr. 100
48151 Münster
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Historische Ziegelproduktion in Lage

Ein eingespanntes Pferd zieht die Karre durch den Lehm, der so geschmeidig genug wird um daraus Ziegel zu formen. Foto: LWL
Ein eingespanntes Pferd zieht die Karre durch den Lehm, der so geschmeidig genug wird um daraus Ziegel zu formen. Foto: LWL

Lage (lwl). Wie bekam der Lehm die richtige Konsistenz, als man noch keinen Kollergang hatte? Wie erhielten die Ziegel ihre Form, als die Strangpresse noch in ferner Zukunft lag? Und wie brannte man Rohlinge, bevor es Ringöfen gab? Diese und andere Fragen werden beantwortet, wenn im LWL-Ziegeleimuseum Lage am Sonntag (7.6.) einen Tag lang in historischer Manier Ziegel hergestellt werden. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) heißt alle Interessierten in der Zeit von 11 bis 16 Uhr zum Zuschauen willkommen.

Der brennende Feldbrandofen. Foto: LWL
Der brennende Feldbrandofen.
Foto: LWL

Bereits am Donnerstag (4.6.) zuvor kann man Ofensetzer Christian Stiesch zwischen 11 und 17 Uhr zusehen, wie er einen Feldbrandofen aufbaut. Feldbrandöfen bestehen ausschließlich aus den Ziegelrohlingen, die gebrannt werden sollen und lagenweise nach einem bestimmten Verfahren aufgeschichtet werden. Um den Ofen abzudichten und die Wärme im Inneren halten zu können, werden die Außenwände des Ofens mit einer dünnen Schicht Lehm bestrichen. Durch die ungleichmäßige Temperaturverteilung im Ofen sind die auf diese Weise gebrannten Ziegelsteine von recht unterschiedlicher Qualität: Im Inneren des Ofens liegende Steine werden heißer gebrannt und weisen deshalb eine bessere Qualität auf als die außen liegenden.

Am Sonntag können die Besucher neben dem Ziegelbrand im Feldbrandofen zusehen, wie Ziegel im Handstrichverfahren geformt werden und wie ein Pferd im Pferdegöpel den Lehm geschmeidig macht. Mussten früher die Ziegler noch selbst den Lehm mit den Füßen vermischen, stellte der Einsatz von Mischbühnen („Göpel“) eine große Arbeitserleichterung dar: Das Pferd zog eine mit Steinen beschwerte Karre im Kreis durch den Lehm, sodass das Material für die Ziegel aufbereitet werden konnte. Ein Pferdegöpel wurde je nach Größe mit einem oder zwei Pferden betrieben und musste den ganzen Tag in Gang sein, um den Lehmnachschub für die Ziegelproduktion zu gewährleisten. Das Antreiben der Pferde war meist Aufgabe der jüngeren Ziegler.

Als weitere Attraktion fährt an diesem Tag die Feldbahn um das Gelände der ehemaligen Ziegelei Beermann.

LWL-Industriemuseum – Ziegeleimuseum Lage
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Sprikernheide 77
32791 Lage
Karte und Routenplaner

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