Für weniger Kupfer im Ökolandbau

Forschung vielversprechend und zukunftsweisend

(aid) – Bei der Herausforderung, die ausgebrachten Kupfermengen im ökologischen Pflanzenschutz zu verringern, wurde in den vergangenen Jahren viel erreicht. Dennoch sind weitere Anstrengungen zur Reduzierung erforderlich, wobei der Forschung, Beratung und vor allem der Fortsetzung der Zulassung alternativer Präparate eine Schlüsselrolle zukommt. Das war das Fazit von Wissenschaftlern und Beratern beim Fachgespräch „Kupfer als Pflanzenschutzmittel“, das Ende Oktober 2015 im Julius Kühn-Institut (JKI) in Berlin stattfand.

Im Mittelpunkt des Fachgesprächs standen die Ergebnisse der Kupferminimierungsstrategie, auf die sich ökologische und konventionelle Anbauverbände in Absprache mit der Politik geeinigt haben. Ziel ist es, die eingesetzten Kupfermengen durch praxisnahe Forschung kontinuierlich zu verringern.

Ein vielversprechendes Konzept zur Kupferreduktion im Obstbau stellte Franziska Porsche vom JKI in Dossenheim vor. Ihr Ansatz beruht darauf, mithilfe von Bierhefe den Abbau von Falllaub durch Mikroorganismen in Apfelplantagen zu beschleunigen, um das Sporenpotenzial des Apfelschorferregers zu minimieren. In einem einjährigen Versuch konnte die Zahl der Sporen bei zwei bis viermaliger Ausbringung im Winter um bis zu 98 Prozent verringert werden. „Unser Ziel ist es, den üblichen Behandlungszeitraum, in dem die Schwellenwerte beim Sporenflug überschritten werden, von sieben auf ein bis zwei Wochen zu verkürzen“, erklärte Porsche. Bis zur Praxisreife müssten allerdings noch viele Fragen geklärt werden, etwa zur Formulierung, vor allem zur Regenfestigkeit, zur Ausbringungsform und zur Verfügbarkeit der Hefen.

Die Ergebnisse des bundesweiten Monitorings 2013 zum Kupfereinsatz im Weinbau stellte Sonja Kantak vom Ecovin-Weinbauverband vor. Mit durchschnittlich knapp 2,3 kg/ha sei laut Kantak das vereinbarte Ziel von 12,5 kg/ha in fünf Jahren erreicht worden. Dieser Wert sei aber kaum zu halten, da die weitere Zulassung wichtiger Ergänzungspräparate wie Kaliumphosphonaten und Myco-Sin noch ausstehe und echte Alternativen zu Kupfer fehlen. „Wir empfehlen deshalb ein Kupferkonto und eine Anpassung der Kupferaufwandmengen auf maximal 15 kg/ha in fünf Jahren“, erklärte Kantak.

Wolfram König vom Umweltbundesamt (UBA) bestätigte, dass das UBA bereit sei, sich für eine Einführung des von vielen Beratern gewünschten Kupferkontos zu öffnen. Allerdings müsste u. a. noch geklärt werden, wer das Konto führen und prüfen soll.

Dr. Friedhelm von Mering, politischer Referent des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), forderte ebenfalls ein „Ende des Zulassungsstaus“ von naturstofflichen Pflanzenbehandlungsmitteln im EU-Pflanzenschutzrecht und in der EU-Ökoverordnung, um die erreichten Ziele bei der Kupferreduzierung im Ökolandbau nicht zu gefährden. Darüber hinaus betonte er die große Bedeutung einer Spezialberatung beim Kupfereinsatz. Hier fehle es in den meisten Bundesländern an einer ausreichenden und kontinuierlichen finanziellen Unterstützung. Potenzial sieht er zudem bei der Optimierung der Applikationstechnik. „Hier wäre eine intensivere Forschung sicherlich lohnend“, sagte von Mering.

In den bisher erzielten Ergebnissen der Forschungsprojekte zur Kupferminimierung sieht Professor Stefan Kühne vom JKI eine große Chance für die deutsche Landwirtschaft: „Sollten die Einsatzmöglichkeiten für Kupfer EU-weit stark eingeschränkt werden, haben wir einen großen Vorsprung auf die anderen Mitgliedsstaaten.“
Jürgen Beckhoff, www.aid.de

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