In der Öffentlichkeit wird das Wohl unserer landwirtschaftlichen Nutztiere kontrovers diskutiert. Die Diskussion ist oft geprägt von subjektiven Einordnungen und Bewertungen und steht oft einer sachlichen Kommunikation entgegen. Das Thema Tierwohl stand auch deshalb auf der Tagesordnung der 64. Öffentlichen Hochschultagung der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel.
Im Sinne der Tiere ist es wichtig, den Begriff „Tierwohl“ allgemeinverbindlich und eindeutig zu definieren, um Unklarheiten zu vermeiden. Zudem gilt es, geeignete Parameter zu bestimmen, anhand derer beurteilt werden kann, ob es einem Tier wohl oder eben unwohl geht. Und schließlich ist es erforderlich, die Kontrollgrößen so zu definieren, dass eine objektive Messung möglich ist – unabhängig von der messenden Person, der Zeit oder dem Ort der Messung.
Am Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Kieler Christian-Albrechts-Universität wird daran gearbeitet, das Wohl von Nutztieren mess- und vergleichbar zu machen. Professor Joachim Krieter unterstrich die Herausforderung, den zu messenden Gegenstand „Tierwohl“ sauber und allgemein akzeptiert zu definieren. Da gebe es sehr unterschiedliche Auffassungen. Allgemein anerkannt sei hingegen, dass das Wohlbefinden eines Tiers die Abwesenheit von physischen wie psychischen Schmerzen, Leiden und Schäden umfasst. Zusätzlich werde den Tieren ein Recht auf positive Emotionen zugesprochen.
Im Rahmen eines umfangreichen EU-Projekts wurden sogenannte „Animal Welfare Assessment“-Protokolle für die wichtigsten Nutztiere Rind, Schwein und Geflügel entwickelt. Diese Protokolle sind in die Hauptkriterien Fütterung, Haltung, Gesundheit und Verhalten unterteilt, die die allgemein akzeptierten „Fünf Freiheiten“ zugrunde legen: Freiheit von Hunger und Durst, Freiheit von Unbehagen, Freisein von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten, Freisein zum Ausleben normaler Verhaltensweisen, Freisein von Angst und Leiden. Diese werden auf zwölf Subkategorien heruntergebrochen und können über etwa 30 verschiedene Indikatoren im Stall gemessen werden.
Bei einem Test wurden Schweine in 20 Mastbetrieben von drei Beobachtern beurteilt. Dabei stimmten die Beurteilungen der Beobachter bei Aspekten wie dem Sozial- oder Erkundungsverhalten sowie tierbezogenen Gesundheitsdaten recht gut überein. Bei den qualitativen Verhaltensbeobachtungen (z. B. ängstlich, frustriert, gereizt, ziellos) zeigte sich dagegen noch eine schlechte Übereinstimmung. Hieran muss also noch weiter gearbeitet werden.
Dr. Uwe Scheper, www.aid.de