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Auch im Alter mit Genuss essen

Beschwerden beim Schlucken und Kauen, wenig Appetit – insbesondere bei älteren Menschen mit gesundheitlichen Problemen nimmt die Lust am Essen und Trinken ab. „Mit ein paar Tricks lässt sich aber erreichen, dass es ihnen gut schmeckt und dass sie sich ausgewogen ernähren“, sagt Anita Zilliken, Ernährungswissenschaftlerin bei der AOK. Eine vollwertige Ernährung ist gerade im Alter wichtig, um gesund zu bleiben oder Erkrankungen besser zu überstehen.

© AOK-Medienservice
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Mit höherem Alter benötigt der Körper weniger Energie in Form von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß. Der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen bleibt aber gleich oder steigt sogar. „Daher ist es wichtig, dass ältere Menschen Essen mit hoher Nährstoffdichte zu sich nehmen“, sagt AOK-Ernährungsexpertin Zilliken.

Daran hapert es jedoch häufig, wie die ErnSIPP-Studie zeigt, die im 12. Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) veröffentlicht ist. Wissenschaftler untersuchten darin die Ernährungssituation von Pflegebedürftigen, die zu Hause meist von Angehörigen gepflegt und versorgt werden. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie: Die Teilnehmer essen zu viel Fleisch und Wurst, aber zu wenig Gemüse, Obst, Kartoffeln, Getreideprodukte und Fisch. In der Folge nehmen sie zu wenig Ballaststoffe zu sich, außerdem zu geringe Mengen an Vitamin D und Vitamin E sowie der Mineralstoffe Folat und Kalzium. Insgesamt beteiligten sich 353 Frauen und Männer an der Studie. Bei vielen hochbetagten Menschen treten Schwierigkeiten beim Essen und Trinken auf:

  • Appetit und Durstempfinden lassen nach.
  • Die Geruchs- und Geschmackwahrnehmung nehmen ab, das Essen schmeckt fade.
  • Das Schlucken bereitet Probleme.
  • Das Kauen macht besonders beim Verzehr von Obst und Gemüse Beschwerden; Ursache können schlecht sitzende Zahnprothesen und Entzündungen der Mundschleimhaut sein.
  • Mundtrockenheit und ein geringerer Speichelfluss erschweren die Nahrungsaufnahme.
  • Die Verdauung verschlechtert sich, Inhaltsstoffe der Nahrung werden ungenügend verwertet.
  • Es entsteht ein Sättigungsgefühl, obwohl der Magen noch nicht gefüllt ist.

Das Risiko für eine Mangelernährung steigt auch durch Erkrankungen wie Depressionen und Demenz. Wer seine Hände oder Arme nicht mehr gut bewegen kann, zum Beispiel aufgrund von Erkrankungen wie Parkinson oder nach einem Schlaganfall, hat ebenfalls Schwierigkeiten mit dem Essen und Trinken.

Viel Gemüse, Obst, Milch- und Vollkornprodukte

„Damit alte und pflegebedürftige Menschen genügend Nährstoffe zu sich nehmen, sollten sie viel Gemüse, Obst, Milch- und Vollkornprodukte essen“, empfiehlt AOK-Ernährungsexpertin Zilliken. Sinnvoll ist es, ihnen über den Tag verteilt mehrere kleine Portionen anzubieten. Vollkornbrot oder Vollkornnudeln enthalten Ballaststoffe, die die Verdauung fördern. Mit einem leicht verzehrbaren Salat, der mit kalt gepresstem Raps- oder Traubenkernöl angemacht ist, lässt sich die Versorgung mit Vitamin E verbessern.

Damit Senioren und Pflegebedürftige genügend Vitamin D aufnehmen, sollten sie einmal in der Woche Seefisch wie Lachs, Makrele oder Hering essen. Sinnvoll ist es auch, dass sie sich täglich eine Zeitlang im Freien aufhalten, da der Körper das Vitamin auch bei Lichteinwirkung in der Haut selbst bildet. Damit Vitamine nicht verloren gehen, sollten Gemüse und andere Nahrungsmittel nicht zu lange gekocht und das Essen nicht längere Zeit warmgehalten werden. Zilliken gibt Tipps, wie sich der Appetit anregen lässt:

  • Sorgen Sie für Bewegung und Aufenthalt an der frischen Luft.
  • Schaffen Sie eine angenehme Essatmosphäre, zum Beispiel mit einem schön gedeckten Tisch.
  • Stellen Sie ein abwechslungsreiches Angebot an Speisen und Getränken bereit.
  • Berücksichtigen Sie individuelle Vorlieben und Schwierigkeiten beim Essen.
  • Servieren Sie immer wieder mal Lieblingsgerichte, die meist auch noch im Alter schmecken.
  • Richten Sie das Essen appetitlich an.
  • Verwenden Sie reichlich Kräuter und Gewürze, aber nur wenig Salz; dann schmeckt das Essen auch, wenn der Geschmackssinn nachgelassen hat.

Bereitet das Kauen Beschwerden, sollten der Zahnstatus oder die Prothese überprüft werden. Regelmäßige Mundhygiene ist wichtig, um Entzündungen vorzubeugen. Außerdem sollten Speisen so angeboten werden, dass auch Menschen mit Kauproblemen sie essen können.

„Zerdrücken Sie zum Beispiel Gemüse und Kartoffeln mit der Gabel und schneiden Sie Fleisch klein“, empfiehlt AOK-Ernährungsexpertin Zilliken. Joghurt, Dickmilch und Quark mit Früchten lassen sich leichter essen als ein ganzer Apfel, streichfähiger Käse eher als Hartkäse. Harte Lebensmittelteile wie Obstschalen und Brotrinden sollte man entfernen. Sinnvoll ist es auch, Speisen mundgerecht zu servieren und bei Bedarf zu pürieren. Das kommt auch Menschen mit Schluckstörungen entgegen. Die einzelnen Bestandteile eines Gerichtes sollten aber noch erkennbar sein.

Zu jeder Mahlzeit Getränke anbieten

Da das Durstempfinden im Alter nachlässt, trinken alte Menschen oft zu wenig. „Bieten Sie daher zu jeder Mahlzeit Getränke an“, rät Zilliken. Am besten sind Wasser, Kräuter- und Früchtetees sowie Saftschorlen. Empfehlenswert ist es auch, schon morgens die Trinkmenge für den Tag bereit zu stellen.

Eine Demenz kann ebenfalls das Essverhalten und den Energiebedarf verändern. Viele Betroffene sind sehr unruhig und haben einen starken Bewegungsdrang. Sie benötigen daher mehr Energie und sollten viel trinken. Im Verlauf der Krankheit geht häufig die Fähigkeit verloren, mit Besteck zu essen. Sinnvoll ist es dann, den Pflegebedürftigen mundgerechtes „Fingerfood“ anzubieten. Dazu eignen sich Fleischstücke ohne Soße, Gemüse und Rohkost, kleine Kartoffeln, Kroketten und Gebäck. Aufläufe können in Stücke geschnitten werden, die nicht größer als ein bis zwei Bissen sind. Sie müssen gut zu greifen und einfach zu kauen und zu schlucken sein.

Generell gelten die Empfehlungen der DGE für eine vollwertige Ernährung auch für alte und pflegebedürftige Menschen. Danach sollte die tägliche Nahrung zu etwa drei Vierteln aus Gemüse, Salat, Getreideprodukten, Kartoffeln, und Obst bestehen. Ein Viertel des Tagesbedarfs decken tierische Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte. Ein- oder zwei Mal pro Woche sollte Fisch auf dem Speiseplan stehen. Fettarmes Fleisch, Wurst und Eier sollten in Maßen und nicht täglich verzehrt werden. Sparsamkeit ist auch beim Verzehr von Fetten und Ölen angesagt. Wichtig sind ungesättigte Fettsäuren, die etwa in Raps-, Soja- und Olivenöl stecken. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört es auch, mindestens eineinhalb Liter am Tag zu trinken.

Stürzen im Alter vorbeugen

Im eigenen Zuhause alt zu werden wünschen sich die meisten Menschen. Das Problem: Schätzungen zufolge ist nur etwa ein Prozent der Wohnungen in Deutschland altersgerecht gestaltet. In neun von zehn Seniorenhaushalten müssen Stufen überwunden werden, die Bewegungsflächen sind zu eng bemessen oder der Zugang zu Terrasse und Balkon birgt Unfallgefahren.

Entsprechend häufig sind Stürze: Rund 30 Prozent der über 65-Jährigen stürzen mindestens einmal im Jahr. Franziska Pflüger, Physiotherapeutin bei TÜV Rheinland: „Neben Verletzungen und Knochenbrüchen gehört der so genannte Teufelskreis des Sturzes zu den Folgen eines solchen Ereignisses. Das heißt: Viele Betroffene haben Angst, erneut hinzufallen, und bewegen sich daher weniger. Inaktivität begünstig jedoch weitere Stürze.“ Bewegung, die den Gleichgewichtssinn und die Koordinationsfähigkeit fördert sowie die Muskulatur kräftigt, ist dagegen eine wichtige Vorbeugemaßnahme. Vereine oder Sportgruppen haben oftmals spezielle Angebote zur Sturzprophylaxe, die auch Informationen zum altersgerechten Wohnen umfassen und Raum zum Austausch bieten.

Nachtlicht erhöht die Sicherheit

Um die eigenen vier Wände seniorengerecht zu gestalten, rät die Expertin zu einer barrierefreien Wohnung. Dazu gehört es unter anderem, Stolperfallen wie Türschwellen, Unebenheiten in Bodenbelägen oder auch ausgetretene Treppenstufen zu beseitigen. Die Vorgaben für barrierefreie Wohnungen sind in der DIN 18040-2 zusammengefasst. „Bei der Umsetzung ist fachlicher Rat sinnvoll, beispielsweise durch Ingenieure oder Gesundheitsexperten von TÜV Rheinland, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben“, erläutert Pflüger.

Auch Hilfsmittel wie ein Rollator bei Gangunsicherheit sowie Haltegriffe in der Dusche oder neben der Toilette erhöhen die Sicherheit im Alltag. Wichtig ist zudem eine ausreichende Beleuchtung. Gerade für den Weg zwischen Schlafzimmer und Bad empfiehlt die Expertin ein Nachtlicht. „Zudem gibt es eine druckempfindliche Platte, die das Suchen nach dem Lichtschalter überflüssig macht. Werden die Füße beim Aufstehen aus dem Bett auf die Platte gesetzt, schaltet sich das Licht ein“, so Pflüger.

Abwechslung beugt Überlastung vor

Doch nicht nur zu Hause ist Sicherheit für ältere Menschen wichtig: In Unternehmen sind immer mehr ältere Mitarbeiter tätig. Und aufgrund des demografischen Wandels wird ihr Anteil künftig ansteigen. Hier setzt das betriebliche Gesundheitsmanagement an. Teresa Sacher, Gesundheitswirtin bei TÜV Rheinland: „Sportangebote schon für jüngere Arbeitnehmer tragen dazu bei, dass Bewegung bis ins Alter ganz selbstverständlich zum Alltag gehört. Darüber hinaus müssen Führungskräfte und Kollegen für die besonderen Ansprüche älterer Mitarbeiter sensibilisiert werden.“

Dazu gehört zum Beispiel eine altersgerechte Beleuchtung des Arbeitsplatzes. Denn ältere Menschen brauchen hier eine stärkere Ausleuchtung, um optimal sehen zu können. Sacher rät dazu, die Tätigkeit älterer Arbeitnehmer abwechslungsreich zu gestalten, beispielsweise indem körperliche Arbeit und geistige Tätigkeiten abwechseln. „Das beugt einer Überlastung ebenso vor wie eine spezielle Pausenregelung. Allerdings gilt es an jedem Arbeitsplatz genau zu schauen, mit welchen Maßnahmen ältere Mitarbeiter entlastet werden können“, so die Expertin. Für Arbeitgeber zahlen sich diese Veränderungen aus, denn sie helfen, wertvolle Kompetenzen lange im Unternehmen zu halten und einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Bei Hörproblemen frühzeitig aktiv werden

„Wie bitte?“, „Was haben Sie gesagt?“ – Wer häufig nachfragen muss, bei Familienfesten oder im Restaurant Gesprächen schlecht folgen kann, den Fernseher auf hohe Lautstärke eingestellt hat und selbst laut spricht, hört meist nicht mehr gut. Schwerhörigkeit kommt bei älteren Menschen häufig vor: Etwa ein Drittel der über 65-Jährigen leidet darunter und bereits die Hälfte der über 75-Jährigen.

Wenn jemand im Alter schlecht hört, steckt dahinter in der Regel eine Schädigung des Innenohres. Die Wahrnehmung des Schalls ist gestört, also der Geräusche, die von der Ohrmuschel eingefangen und über den Gehörgang weitergeleitet werden; sie bringen das Trommelfell zum Schwingen. Über die Gehörknöchelchen im Mittelohr wird der Schall dann ins Innenohr übertragen. Dort werden akustische Reize in Nervenimpulse umgewandelt und anschließend  im Gehirn verarbeitet.

Im Alter lässt bei vielen Menschen das Gehör nach. In Gesprächen bekommen sie dann vieles, was gesagt wird, nicht mehr mit und fühlen sich zunehmend isoliert. © AOK-Medienservice
Im Alter lässt bei vielen Menschen das Gehör nach. In Gesprächen bekommen sie dann vieles, was gesagt wird, nicht mehr mit und fühlen sich zunehmend isoliert.
© AOK-Medienservice

Betroffene hören hohe Töne schlecht

Gibt es für die beidseitige Schwerhörigkeit im Alter keine offensichtliche Ursache, sprechen Mediziner von Presbyakusis. „Betroffene nehmen insbesondere hohe Töne und Geräusche nicht mehr richtig wahr“, erläutert Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband. Sie haben Schwierigkeiten, Gespräche zu verstehen, vor allem, wenn im Hintergrund andere Geräusche ablenken. Manchmal treten zusätzlich Ohrgeräusche auf. Das wirkt sich auf die Kommunikation und das soziale Leben aus: Da Schwerhörige Gespräche nicht mehr gut mitbekommen, sind sie oft zunehmend isoliert.

Was genau Schwerhörigkeit im Alter hervorruft, ist noch unklar. Wissenschaftler vermuten, dass Alterungsprozesse das Innenohr schädigen. Als Risikofaktor gilt vor allem Lärmbelastung, aber auch Rauchen, Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte und Diabetes mellitus werden diskutiert. Wichtig ist es daher, das Gehör vor Lärm zu schützen. Bereits ein Lärmpegel von 85 Dezibel kann Hörschäden hervorrufen, wenn man dieser Lautstärke dauerhaft ausgesetzt ist. Zum Vergleich: Ein normales Gespräch ist etwa 60 Dezibel laut, ein Lastwagen in fünf Metern Entfernung 90 Dezibel, in Clubs werden etwa 110 Dezibel erreicht. Wer am Arbeitsplatz viel Lärm ausgesetzt ist oder häufig in Clubs oder zu Konzerten geht, sollte daher Gehörschutz tragen und dem Gehör hinterher Ruhepausen gönnen.

In der Regel lassen sich Hörschäden im Innenohr nicht durch eine medizinische Behandlung rückgängig machen. Meist können Betroffene mit einem Hörgerät aber wieder besser hören. „Entscheidend ist es, solche Hilfen frühzeitig zu nutzen, da sonst das Gehirn das Hören regelrecht verlernen kann“, sagt AOK-Medizinerin Maroß. Sie empfiehlt, bei Hörproblemen einen Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO)-Arzt aufzusuchen. Dieser kann bei Bedarf ein Hörgerät verordnen, das Schallwellen aus der Umgebung aufnimmt und sie verstärkt. Moderne Geräte sind oft kaum mehr sichtbar. Die meisten Patienten wählen ein sogenanntes Hinter-dem-Ohr-Gerät. Angeboten werden auch Im-Ohr-Geräte und sogenannte Hörbrillen.

Hörgeräte gleichen Hörbehinderung aus

Die AOK übernimmt die Kosten für Hörgeräte, die geeignet sind, die individuelle Hörbehinderung auszugleichen. Dazu hat die Gesundheitskasse Verträge mit Hörgeräteakustikern abgeschlossen. Diese sind verpflichtet, Versicherten mindestens ein hochwertiges, modernes und dem aktuellen Stand der Technik entsprechendes Hörgerät anzubieten, für das sie keinen Aufpreis zahlen müssen. Dann fällt lediglich die gesetzliche Zuzahlung von zehn Euro an. Die AOK trägt auch die Kosten für die Beratung, Erprobung und Nachbetreuung. An wen sie sich wenden können und wie sie am besten vorgehen, erfahren Versicherte bei ihrer Gesundheitskasse vor Ort.

„Nutzen Sie in jedem Fall die Möglichkeit, verschiedene Geräte in Ihrer alltäglichen Umgebung Probe zu tragen und testen Sie, mit welchem Sie am besten hören“, rät AOK-Ärztin Maroß. Haben sich Patienten für ein Gerät entschieden, muss es bestmöglich auf die individuelle Hörstörung eingestellt werden. Oft sind im Laufe der Gewöhnung an die neuen Höreindrücke weitere Feineinstellungen notwendig. Der Hörgeräteakustiker sollte Betroffenen außerdem zeigen, wie sie das Gerät richtig nutzen.

Hörgeräte nützen nur, wenn Patienten noch ein wenig hören können. Bei vollständigem Hörverlust kann gegebenenfalls ein sogenanntes Cochlea-Implantat helfen, das operativ eingesetzt wird, um das Innenohr funktionell zu ersetzen.

Sex & Erotik – die Alten haben den Jungen oft einiges voraus

Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss – Was Udo Jürgens vor Jahrzehnten fröhlich auf die Lebensfreude im Allgemeinen bezog, trifft für die Senioren von heute selbstverständlich auch auf ihre Sexualität  zu. Gefühle, Erotik und Lust hören weder mit 40 noch mit 60 oder 75 auf. Sie verändern sich im Alter. Doch trotz häufiger körperlicher Beschwerden können oft gerade Ältere ihre Sexualität freier und erfüllter erleben als Jüngere. Falls nicht, gibt es viele Möglichkeiten, sich zu helfen – oder helfen zu lassen.

Zu den größten Problemen gehört es, dass beim Thema „Sexualität“ nach wie vor bei den meisten die Offenheit aufhört. Entweder spricht man gar nicht drüber oder reicht Klischees und Mythen weiter: 20-Jährige denken, mit 50 sei Schluss, 40-Jährige glauben, mit 70 höre die sexuelle Aktivität auf. Eine Ahnung davon, dass Sex auch und gerade im Alter ein wichtiges Thema für Männer und Frauen ist, vermitteln höchstens ab und zu Filme wie „Wolke 9“. Ungewöhnlich offen zeigte der Film, dass Lust, Begehren und Erotik keineswegs aus dem Alltag älterer Menschen verschwinden. „Sex hat nichts mit dem Alter, sondern nur mit den persönlichen Vorlieben zu tun“, sagt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Zufriedene Senioren

Eine Studie der Universität Rostock zeigt, dass die meisten älteren Männer und Frauen sich dabei ihr Leben lang treu bleiben: Wer als junger Mensch sexuell aktiver war, bleibt es eher auch im Alter. Wer schon früher kein großes Interesse daran hatte, entwickelt in der Regel später auch kein größeres Bedürfnis. Demnach sind viele Senioren auch durchaus zufrieden mit ihrer Sexualität. Bei den 63-Jährigen sind es 57 Prozent, bei den 75-Jährigen 70 Prozent. Mit zunehmendem Alter werden zudem auch kleine Zärtlichkeiten wie Händchen halten, körperliche Nähe und vorm Einschlafen noch einmal aneinander kuscheln immer wichtiger.

Den älter werdenden Körper akzeptieren

„Man entwickelt sich in jeder Hinsicht einfach weiter – entscheidend ist, dass die Männer und Frauen mit dem zufrieden sind, was sie erleben“, sagt Maroß. Am allerwichtigsten dabei ist es, den älter werdenden Körper und auch die körperlichen Einschränkungen zu akzeptieren. Auch wenn Wunsch und Wille da sind, können natürlich Erkrankungen dazu führen, dass man nur noch eingeschränkt sexuell aktiv sein kann. Die häufigsten Störungen bei Männern und Frauen – und was dagegen zu tun ist:

Potenzstörungen

Während bei jüngeren Männern das Problem meist eine Sache des Kopfes ist, stecken bei den über 50-Jährigen zunehmend körperliche Ursachen dahinter. Das können Gefäßverkalkungen, Diabetes, Hormonstörungen oder auch Nervenschäden nach einer Prostata-Operation sein. Auch Medikamente können Potenzstörungen auslösen. „Leider gibt es bei den Betroffenen eine große Scham, so dass der Arzt oft gar nichts von dem Problem erfährt“,  sagt Maroß. In vielen Fällen kann der behandelnde Arzt helfen, wenn er um das Problem weiß und dann gemeinsam mit dem Patienten nach Lösungen suchen.

Trockene Scheide

Mit zunehmendem Alter produziert der Körper der Frau weniger Östrogene. Dadurch ist die Scheide schlechter durchblutet und wird langsamer feucht, so dass der Verkehr dadurch schmerzen kann. „Das Problem lässt sich jedoch gut mit einer lokalen Östrogenbehandlung oder auch mit speziellen Gleitmitteln behandeln“, sagt Maroß.

Harn-Inkontinenz beim Geschlechtsverkehr

Es kommt vor, dass Frauen beim Sex ihre Blase nicht mehr richtig kontrollieren können und sie sich deshalb schämen. Auch hier gibt es Möglichkeiten von Beckenboden-Training über Medikamente bis zur Operation, die auf den Einzelfall abgestimmt sein müssen.

Allgemeine Lustlosigkeit

Gleichermaßen können Männer und Frauen von allgemeiner Lustlosigkeit in punkto Sex betroffen sein – was allerdings keine Frage des Alters ist. Dahinter können zum Beispiel Desinteresse stecken, ohne dass ein Leidensdruck da ist, aber auch körperliche oder psychische Erkrankungen wie Depressionen, Unwohlsein mit dem eigenen Körper oder Hormonstörungen. Auch hier können Männer und Frauen viel tun. Der erste Schritt  auf dem Weg zurück zu mehr Lust statt Frust besteht darin, gemeinsam mit dem Partner über mögliche Ursachen zu sprechen.

„Bei Alten wie bei Jungen ist das das größte Problem“, sagt Maroß. Die Paare sprechen nicht ausreichend über ihre Bedürfnisse, Wünsche und vor allem über ihre veränderte Sexualität im Alter. Einige fühlen sich mit ihren Wünschen nicht wahrgenommen, andere halten sich nicht mehr für attraktiv genug, oft gibt es auch ein unterschiedliches Bedürfnis an Zärtlichkeiten bei Männern und Frauen, mancher Mann setzt sich nach wie vor unter Leistungsdruck beim Sex. „Spricht man offen darüber, entstehen Nähe und Verständnis für den anderen. Oft findet man schon auf diesem Wege zurück zur gemeinsamen Sexualität“, sagt Maroß. Auch Ärzte, Beratungsstellen und Therapeuten können hier weiter helfen.

Warum sich das alles auch im höheren Alter noch lohnt? Dafür gibt es viele Gründe:

  • Das gemeinsame Erleben der Lust stärkt die Partnerschaft.
  • Man muss sich gegenseitig nichts mehr beweisen.
  • Der Sex kann im Alter eine andere Qualität als in jungen Jahren bekommen: Die Partner gehen bewusster, erfahrener miteinander um.
  • Neben dem rein körperlichen Akt geht es zunehmend auch um Nähe, Rituale, Zärtlichkeiten und Vertrauen.
  • Anders als zu Teenager-Zeiten oder als junge Eltern kann man den Geschlechtsverkehr sorglos genießen, ohne sich um Verhütung oder den Nachwuchs kümmern zu müssen.
  • Ganz nebenbei hilft Sex auch dabei, den Kopf besser fit zu halten. „Schließlich zählt er mit den zu körperlichen Aktivitäten – und die halten den Geist jung“, sagt Maroß.
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