Schlagwort-Archiv: Tierschutz

Eier: Immer mehr Hennen im Freiland und in Biohaltung

In Deutschland wurden im Dezember 2013 über 38 Millionen Legehennen gehalten. Das sind rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr, informiert das Statistische Bundesamt. In die Strukturerhebung gingen nur Betriebe mit mindestens 3.000 Haltungsplätzen ein.

Die Bodenhaltung ist mit rund 24 Millionen Tieren (+ 4 %) bei deutschen Eiererzeugern weiterhin die vorherrschende Haltungsform. Den größten prozentualen Zuwachs gab es aber mit etwa 13 Prozent auf 6 Millionen in der Freilandhaltung. In der ökologischen Erzeugung stieg die Zahl der Legehennen um 12 Prozent auf über 3 Millionen. Die Zahl der Tiere in Kleingruppen und ausgestalteten Käfigen ist dagegen auf knapp 5 Millionen gesunken (- 2 %).

Generell ist die Haltungskapazität stärker gestiegen als die Zahl der Legehennen: Im Dezember 2013 lag die Zahl der Haltungsplätze bei rund 44,5 Millionen, was einem Zuwachs von 6 Prozent entspricht. In den vergangenen Jahren hat sich die Hennenhaltung in Deutschland deutlich gewandelt, da seit dem Jahr 2009 die klassische Käfighaltung verboten ist. Statt in konventionellen Käfigen dürfen die Tiere nur in Kleingruppen oder in sogenannten ausgestalteten Käfigen gehalten werden. Während im Jahr 2007 noch die Käfighaltung (68 %) dominierte, liegt ihr Anteil heute nur noch bei knapp 12 Prozent der Haltungsplätze. Gleichzeitig hat die Bodenhaltung deutlich an Bedeutung gewonnen (17 % auf 64 %). Die Hennenhaltungsplätze in der Freilandhaltung haben sich auf 16 Prozent und in der Bio-Erzeugung auf 8 Prozent erhöht.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.destatis.de
www.was-wir-essen.de/abisz/eier_erzeugung.php
aid-Heft „Eier“, www.aid-medienshop.de

„Massentierhaltung“ contra Tierwohl?

Verbraucher wollen guten Gewissens Fleisch essen. Das ist zumindest in den Medien die gängige Interpretation von Umfrageergebnissen. So hat zum Beispiel die Umfrage „Consumers� Choice 11“ der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie ergeben, dass 75 Prozent der Befragten Wert auf Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung legen. Warum auch nicht? Uns geht es gut, da soll es auch den Tieren gut gehen. Wer sollte da etwas dagegen haben? Die Landwirte, weil das mit Mehrarbeit verbunden ist? Die verarbeitenden Unternehmen und der Handel, weil das vielleicht teurer ist? Oder gar letztendlich der Verbraucher, der dann eventuell lieber nicht so viel zahlen möchte an der Fleischtheke?

Immerhin essen die Bundesbürger etwa 61 kg Fleisch pro Jahr. Das entspricht 88 kg Fleischeinsatz, inklusive der nicht verwertbaren Teile. Der Durchschnitt ist dabei eine reine Recheneinheit, bezieht also auch Vegetarier, Halbzeit-Vegetarier und Veganer ausdrücklich ein.

Aber die Frage nach mehr Tierschutz/Tierwohl/Artgerechter Haltung ist noch wesentlich komplizierter. Das wurde spätestens im Rahmen der weltgrößten Landwirtschafts- und Ernährungsschau, der Internationalen Grünen Woche Mitte Januar in Berlin klar. Denn was heißt denn genau „artgerechte Tierhaltung“? Da hat jeder in der Branche offenbar seine eigenen Vorstellungen und der Verbraucher blickt da längst nicht mehr durch.

So ist Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, der Ansicht, dass Kühe in Deutschland besser ernährt werden als Menschen. „Wir haben keine Massentierhaltung“, ist sein Statement. Daher sei er auch nicht bereit, unsachliche Diskussionen mit Organisationen zu führen, die die Branche diffamieren wollten. Und doch startete der Deutsche Bauernverband im Sommer 2013 eine „Initiative Tierwohl“, die „gesellschaftliche Forderungen nach mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung berücksichtigt“, so eine Ankündigung in einer Mitgliederzeitschrift. Also doch Handlungsbedarf?

Dass das Fragen aufwirft, liegt auf der Hand und so machen andere Interessengruppen ordentlich Gegenwind. Zum Beispiel der größte Öko-Anbauverband Bioland: „Die Branchenlösung ist lediglich eine PR-Kampagne, um das angekratzte Image der Tierhalter zu verbessern. Nicht mehr und nicht weniger“, kritisierte Verbandspräsident Jan Plagge. Die Initiative sei komplett ungeeignet, um mehr Tierschutz zu schaffen, weil die Landwirte den Verbrauchern den Mehrwert gar nicht verkaufen können. Zudem bremse die Initiative andere Labels für konventionelle Landwirte aus, wie das des Tierschutzbundes. Dieses Label ist aber leider auch nicht unumstritten, da es zweistufig und so wenig transparent für den Endverbraucher daher kommt. Eine große Diskrepanz also zwischen den Verbraucherwünschen nach artgerechter Tierhaltung bzw. Fleischkonsum mit gutem Gewissen und den tatsächlichen, für den Verbraucher nicht ersichtlichen Verhältnissen.

Um das Problem sachlich anzugehen und für alle Nutztiere ein Mindestmaß an Artgerechtigkeit zu erreichen, müssen vielleicht doch harte Fakten – sprich Gesetze – her. Der Markt kann das offenbar nicht alleine regeln. Zumindest nicht nach den heterogenen Verbraucherwünschen: Ist für die Einen das Tierwohl unumwunden mit wenig Antibiotikaeinsatz und Platz verbunden, träumt der Andere noch von blühenden Sommerwiesen mit Kühen auf der Weide. Der Landwirt sitzt hierbei zwischen den Stühlen. Kein professioneller Tierhalter wird allen Ernstes nicht auf die Gesundheit seiner Tiere achten. Denn das ist ein ökonomisch nicht zu verachtender Faktor.

Oft ist mangelnder Tierschutz eher ein Managementproblem. Zum Beispiel in der Rinderhaltung: die Sauberkeit der Tiere, die Klauengesundheit, das Stallklima, Lauf- und Liegeflächen oder die Wasserversorgung. Angehende Landwirte müssen in ihrer Ausbildung für das Thema sensibilisiert werden. Es nützt nichts, wenn der Verbraucher sagt: „Ich will mehr Tierschutz“, der Landwirt aber keine Hilfe bekommt, die notwendigen Schritte durchzuführen. Genau da setzt unter anderem der aid infodienst in Bonn an. Er entwickelt Materialien, die dem Landwirt ganz praktisch helfen, seine Tiere „artgerechter“ und damit gesünder zu halten – auch ohne Stallneubau oder hohe Investitionen.

In einem waren sich die Experten auf der Grünen Woche aus allen Lagern aber einig: Tierische Lebensmittel sind zu billig.
Harald Seitz, www.aid.de

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