Der Markt für Ökoprodukte wächst in Deutschland kontinuierlich. Doch während Bio-Lebensmittel inzwischen fast überall erhältlich sind, ist das Angebot an Bio-Zierpflanzen hierzulande noch dürftig. Bei Verbrauchern besteht zudem häufig die Einschätzung, dass man Blumen nicht isst und Rückstände daher unproblematisch seien. Was viele Konsumenten jedoch nicht wissen: Bio-Zierpflanzen sind robuster, frei von chemischen Wachstumshemmstoffen und wachsen in Substraten mit reduziertem Torfanteil. Das Arbeiten ohne Wachstumshemmer und mineralischen Dünger wirkt sich positiv auf die Pflanzengesundheit aus.
Wer also Stauden oder Topfpflanzen in Bio-Qualität kauft, bekommt daher eine Pflanze, die kräftig und damit weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge ist, betont Klaus Bongartz, der in Nettetal-Hinsbeck seit 2010 Stauden und Gräser nach Bioland-Richtlinien erzeugt. Aber nicht nur aus Sicht der Zierpflanzenerzeuger, auch aus Gründen der Nachhaltigkeit sei es absolut sinnvoll, auf Bio umzustellen und in den wachsenden Bio-Zierpflanzenmarkt einzusteigen. Ein beträchtliches Absatzpotenzial sieht Hermann Schumacher von der Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen u. a. bei den immer zahlreicher werdenden Urban Gardening-Gruppen: „Für diese Menschen ist die Bio-Qualität ein absolutes Muss“. Und auch bei Blumen spiele die Regionaldiskussion zunehmend eine Rolle. Hier könne man die regionale Herkunft der Zierpflanzen zusätzlich durch Bio-Qualität toppen, so Schumacher.
Zwar „kein Megaboom, jedoch ein relevantes Thema“ ist der Bio-Zierpflanzenbereich nach Einschätzung von Heribert Dammann von der Firma Landgard, die seit 2010 Bio-Zierpflanzen mit dem Label FlorBio an den Fachgroß- und Einzelhandel vermarktet. Auch Steffen Raab von der Gartencenter-Kette Knauber hat im Endkundengeschäft sehr positive Erfahrungen gemacht: „Die Bio-Ware verkauft sich, wenn Qualität und Präsentation stimmen“.
Doch noch fehlt es an ausreichenden Mengen und einer interessanten Sortimentsbreite. Bislang sind es bundesweit schätzungsweise 40 Betriebe, die sich auf die Produktion von Bio-Zierpflanzen spezialisiert haben. „Der Anbau von Bio-Zierpflanzen stellt hohe Anforderungen an die Erzeuger. Zudem sind noch Fragen bezüglich des Anbaus und der Vermarktung zu klären“, erläutert Dr. Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, die an einem 2012 gestarteten Forschungsprojekt im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) mitwirkt.
Nina Weiler, www.aid.de