Kategorie-Archiv: Bücher

Höredition entdeckt Michael Klaus neu

„Dieser Stadtteil wird nachts beleuchtet von der Panik seiner Bewohner!“, schrieb Michael Klaus (1952-2008) über seine Heimatstadt Gelsenkirchen. Er hat diese Stadt in vielen Geschichten und Romanen porträtiert, immer schrill und wie in Hollywood. Und er hat sie in Hörspielen verewigt, die zu den Sternstunden der deutschen Hörspielgeschichte erzählen. Diese Hörspiele hat die Literaturkommission für Westfalen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) jetzt auf DVD herausgegeben.

Die LWL-Literaturkommission will verhindern, dass die Hörspiele von Michael Klaus in Vergessenheit geraten. Foto: Thomas Schmidke
Die LWL-Literaturkommission will verhindern, dass die Hörspiele von Michael Klaus in Vergessenheit geraten.
Foto: Thomas Schmidke

„Michael Klaus war einer der wichtigsten und innovativsten NRW-Schriftsteller der letzten Dekaden“, so Prof. Dr. Walter Gödden, Geschäftsführer der LWL-Kommission. „In seinen Romanen, Erzählungen, Satiren, als Verfasser von Film- und TV-Drehbüchern sowie Opernlibretti hat er das Land zwischen Rhein und Ruhr auf eine eigenwillige, hochliterarische und immer sehr persönliche Art und Weise zum Gegenstand seines Schreibens gemacht.“

Während Klaus Prosawerk heute noch greifbar ist, drohen seine Hörspiele in Vergessenheit zu geraten. Die LWL-Literaturkommission begab sich auf eine umfassende Spurensuche und wurde fündig, beim WDR und anderen Sendern, bei Privatpersonen, im Nachlass des Autors. Auf einer MP3-DVD präsentieren die Herausgeber Walter Gödden und Steffen Stadthaus nun 24 Hörspiele des Autors neben Erzählungen, Gedichten, Interviews und Produktionen aus dem Bereich Jazz und Lyrik. Insgesamt vereint die DVD rund 30 Stunden Hörmaterial, das zum großen Teil erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Die Arbeit war sehr spannend, so die Herausgeber. „Es machte einfach Spaß, diese Hörspiele noch einmal oder erstmals zu hören“, betonen sie. Der Grund sei Klaus‘ vitale und originelle „Schreibe“. Ein weiterer Reiz liege darin, dass Klaus das Medium Hörspiel weiterentwickelt und das Ruhrgebietshörspiel gleichsam neu erfunden habe. Dazu habe ihm der legendäre, von einem Autorenteam erarbeitete 23-teilige Radio-Roman „Black-Box B1“, an dem sich Klaus beteiligt habe, ein ideales Forum geboten, so die Herausgeber weiter.

Das Ruhrgebiet bot Klaus ein großes Stoffreservoir. Seine Sympathie gehörte den „kleinen Leuten von nebenan“, den kleinen Helden des Alltags, die groß sind in ihrem Wollen und manchmal hilflosen Streben. Klaus schrieb, wie es einmal hieß, „kurze aber keine kleinen Texte“. „Bei allem schwarzem Humor besitzen seine Stoffe immer auch eine unverwechselbare Komik“, so die Herausgeber. Mit ihrem Projekt möchten sie den Autor Michael Klaus aus dem „Ghetto der Ruhrgebiets-Literatur befreien und ihm jenen Platz im Kanon der deutschen Literatur zuweisen, den er längst verdient hat.“

Erschienen ist „Michael Klaus – Black Box. Hörspiele, Tondokumente, Jazz & Lyrik“ zum Preis von 14,80 Euro im Bielefelder Aisthesis Verlag. ISBN 978-3-8498-1005-4. Das Projekt wurde unter anderem vom WDR und der Film und Medien Stiftung NRW gefördert.

Bezug:
„Michael Klaus – Black Box. Hörspiele, Tondokumente, Jazz & Lyrik“
Bielefelder Aisthesis Verlag
ISBN 978-3-8498-1005-4
Preis: 14,80 Euro

LWL-Einrichtung:
Literaturkommission für Westfalen
Erbdrostenhof
Salzstraße 38
48147 Münster
Karte und Routenplaner

Wolfgang Niedecken – Die Geschichte einer Rückkehr

In der Mayerschen Buchhandlung am Kölner Neumarkt signiert Wolfgang Niedecken sein Buch „Zugabe. Die Geschichte einer Rückkehr“.

Niedecken Wolfgang © Tina Niedecken
Niedecken Wolfgang © Tina Niedecken

Der Schlaganfall teilte sein Leben: in ein „Davor“ und ein „Danach“. Was bedeutet das – Todesnähe erlebt zu haben und dann zu begreifen: Du bist noch einmal davongekommen? The World Keeps Going Round, und es ist an dir, die Chance mit beiden Händen zu packen, neue Projekte auszuhecken, neue Anläufe zu nehmen. Und in jedem Moment zu denken: was für ein Geschenk!

In seinem neuen, sehr persönlichen Buch erzählt Wolfgang Niedecken vom Aufrappeln und vom Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen, von der Hilfe, die er bekommen hat, von Dankbarkeit und einem genaueren Blick auf die Welt. „Es dauerte einen Moment, dann begriff ich, dass ich nicht verloren gegangen war und dass das Leben und die Liebe auf mich gewartet hatten. Ein Glücksgefühl breitete sich aus. Es brachte Zuversicht mit sich, ein blitzartig einsetzendes tiefes Vertrauen darauf, dass alles, was es auch sei, wieder gut würde.“

Wolfgang Niedecken, 1951 in Köln geboren, studierte von 1970 bis 1976 Freie Malerei an der FHBK Köln. Danach gründete er die Kölsch-Rock-Band BAP, mit der er 1982 den überregionalen Durchbruch schaffte. Inzwischen gibt es 17 Studioalben und 5 Live-Alben von BAP sowie 3 Soloalben. Seit 2004 vertritt der Musiker und Maler als Botschafter die Dachorganisation „Gemeinsam für Afrika“. 2008 initiierte er das „World Vision“-Projekt „Rebound“ zur Reintegration ehemaliger Kindersoldaten in Norduganda, das im September 2011 auf den Ostkongo ausgeweitet wurde. Kurz vor dem Start der „Halv su wild“-Tour, am 2. November 2011, erlitt er einen Schlaganfall. Im März 2012 verlieh ihm die Deutsche Phono-Akademie den „Echo“ für sein Lebenswerk.

Termin:
Am: Freitag, 22.11.2013
Um: 16.00 Uhr
Wo: Mayersche Buchhandlung, Neumarkt Galerie / Neumarkt 2, 50667 Köln
Eintritt: frei

Der Kinder- und Jugendbuchmarkt in Deutschland

Das Kinder- und Jugendbuchsegment ist ein Markt mit großem Potenzial. Denn: Es gibt immer mehr Käufer in diesem Warensegment. Die Zahl stieg von 14,1 Millionen Käufern im Jahr 2011 auf 14,3 Millionen im Jahr 2012. Allerdings gaben sie im Schnitt weniger Geld für weniger Bücher aus: Der Umsatz war 2012 leicht rückläufig und lag bei 573,4 Mio. Euro (580,5 Mio. Euro in 2011). Das gaben der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse 2013 anlässlich der Vorstellung der neuesten Kinder- und Jugendbuchstudie „Marktentwicklung, Kaufverhalten, Konsumentenstrukturen und -einstellungen“ bekannt.

„Entgegen aller Schwarzmalerei sind es gerade die Kinder- und Jugendlichen, die mit großer Begeisterung lesen und sich längst nicht nur mit Computern beschäftigen. Und genau für diese Leser ist die Vermittlung und passgenaue Beratung wichtig, die der stationäre Buchhandel bietet. Ich finde es ist ein großartiges Zeichen, dass dieses Angebot der Buchhandlungen von den Kindern und Jugendlichen so intensiv wahrgenommen wird“, sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.

„Es gibt keine gültigen Wahrheiten: Auf dem Markt für Kinder- und Jugendbücher verändert sich viel. Es ist der Ort, der von Geschichten lebt – auch rund um die Bücher. Das können Verlage, aber auch der Buchhandel nutzen. Denn das Verlagsangebot wird als sehr gut bewertet. Steigendes Qualitätsbewusstsein bei den Kunden eröffnet Potenzial für verbesserte und innovative Ausstattung. Und das ist doch die beste Ausgangsbasis, auf der man nun aufbauen kann“, sagte Renate Reichstein, Vorsitzende der avj.

Besonderes Potenzial bieten vor allem die männlichen Leser und Käufer: Zwar sind sie immer noch in der Minderzahl, aber ihr Anteil nimmt zu und lag 2012 bei 36 Prozent (2009: 33 Prozent). Besonders stark ist diese Steigerung bei den 10- bis 15-Jährigen. Ebenfalls zugenommen hat der Anteil an Spontankäufen im Kinder- und Jugendbuchsegment. Auch hier sind es vor allem Männer, die ohne vorherige Kaufabsicht Kinder- und Jugendbücher erwerben.

Top-Bewertung für den stationären Buchhandel: Die Mehrheit der Befragten geht in den Buchhandel vor Ort, um Kinder- und Jugendbücher zu kaufen – gleichgültig, ob in die kleinere (2013: 61 Prozent) oder die größere Buchhandlung (2013: 58 Prozent). Und das Sortiment wird immer beliebter. 66 Prozent der Befragten kaufen die Bücher aktuell am liebsten in einer Buchhandlung, das sind vier Prozent mehr als vor drei Jahren. Zwar haben auch immer mehr Befragte eine Vorliebe für das Internet als Einkaufsstätte für Kinder- und Jugendbücher, doch der Anstieg von 12 auf 22 Prozent geht nur zu Lasten des reinen Versandhandels und der sonstigen Vertriebswege.

Das stationäre Sortiment punktet vor allem als Wohlfühlort – „Schmökern vor Ort“ steht auf Platz eins der relevantesten Kriterien. Weitere Alleinstellungsmerkmale des Buchhandels sind die Beratungskompetenz und die hohe Relevanz von Empfehlungen.

Digitale Formate spielen im Kinder- und Jugendbuchmarkt noch eine untergeordnete Rolle: Nur ein Prozent der Käufe entfielen 2012 auf E-Book-Titel. Ein etwas größerer Teil der Befragten (2013: 5 Prozent) kann es sich aber vorstellen, diese Editionsform beim Selbstlesen zu nutzen.

www.boersenverein.de

Terézia Mora erhält den Deutschen Buchpreis 2013

Die Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2013 ist Terézia Mora. Sie erhält die Auszeichnung für ihren Roman „Das Ungeheuer“ (Luchterhand).

Die Begründung der Jury: „Ein schwarzer Strich zieht sich durch den Buchtext von Terézia Moras Roman ,Das Ungeheuer‘. Er teilt die Geschichte von Darius Kopp und Flora. Sie waren ein Ehepaar, er ein Jedermann, der seine Frau mehr als alles, aber heillos liebte und überfordert war von ihrer Krankheit, ihren Depressionen. Flora hat Selbstmord begangen. Kopp bleibt zurück mit ihrer Asche in einer Urne und einer Datei, in der die Ungarin Flora Tagebuch über ihre Krankheit führte. Er macht sich auf den Weg durch Osteuropa von Ungarn nach Kroatien, nach Albanien und immer weiter bis er schließlich in Griechenland strandet, auf der Suche nach einer Heimat für die Asche und seine Verzweiflung.

,Das Ungeheuer‘ ist ein stilistisch virtuoser, perspektivenreicher Nekrolog und eine lebendige Road-Novel aus dem heutigen Osteuropa. Terézia Mora findet eine radikale Form, der verstorbenen Flora und ihrem Leiden, das sie Darius nicht mitteilen konnte, eine Stimme zu geben. Ihre Tagebuchdatei ist parallel zur Reiseerzählung von Darius unter dem schwarzen Strich zu lesen, ein Mosaik autobiografischer und medizinischer Skizzen zur Depression. Als Schriftstellerin gelingt es Mora, zwei Charaktere, die sich im Leben verfehlten, und zwei Textformen miteinander in Verbindung zu setzen. Terézia Mora vereint hohes literarisches Formbewusstsein mit Einfühlungskraft. ,Das Ungeheuer‘ ist ein tief bewegender und zeitdiagnostischer Roman.“

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2013 gehören an: Helmut Böttiger (freier Kritiker, Jury-Sprecher), Katrin Lange (Literaturhaus München), Ursula März (Die Zeit), Jörg Plath (freier Kritiker), Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Klaus Seufer-Wasserthal (Rupertus Buchhandlung, Salzburg, Österreich) und Claudia Voigt (Der Spiegel).

„Je mehr Kommunikation, Kaufentscheidung und Medienkonsum ins Internet abwandern, umso mehr wächst auf der anderen Seite das Bedürfnis, der Autorin oder dem Autor näher zu kommen, ihm oder ihr persönlich zu begegnen, seine oder ihre Sicht der Welt näher kennen zu lernen“, sagte Prof. Dr. Gottfried Honnefelder, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Vorsitzender der Akademie Deutscher Buchpreis, bei der Begrüßung der rund 300 Gäste im Kaisersaal des Römers. „Autoren haben nicht nur literarisch etwas zu sagen, das Publikum will seine Autoren erleben – sehen und hören. Und Buchpreise sind dabei wie die Scheinwerfer, die die Autoren ins Blickfeld rücken und Literatur einer breiter werdenden Leserschicht erschließen.“

Terézia Mora hat sich durchgesetzt gegen: Mirko Bonné (Nie mehr Nacht, Schöffling & Co.), Reinhard Jirgl (Nichts von euch auf Erden, Hanser), Clemens Meyer (Im Stein, S. Fischer), Marion Poschmann (Die Sonnenposition, Suhrkamp) und Monika Zeiner (Die Ordnung der Sterne über Como, Blumenbar).

Sie erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Der Preisträger wurde in mehreren Auswahlstufen ermittelt. Die sieben Jurymitglieder haben 201 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2012 und dem 11. September 2013 erschienen sind. Aus diesen Romanen wurde eine 20 Titel umfassende Longlist zusammengestellt. Daraus haben die Juroren sechs Titel für die Shortlist gewählt.

Mit dem Deutschen Buchpreis 2013 zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Partner des Deutschen Buchpreises sind Paschen & Companie, die Stiftung der Frankfurter Sparkasse, die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur übertrugen die Preisverleihung live im Rahmen von „Dokumente und Debatten“ auf den LW 153 und 177 kHz, per Livestream im Internet unter www.deutschlandradio.de sowie im Digitalradio DAB+. Interessierte konnten die Preisverleihung per Video-Livestream unter www.deutscher-buchpreis.de mitverfolgen.

Die kostenlose App des Deutschen Buchpreises bietet Lese- und Hörproben aller nominierten Titel der Longlist. Sie ist unter bit.ly/dbp-ios über den iTunes App Store bzw. unter bit.ly/dbp-android über Google Play verfügbar. Exklusive englische Übersetzungen von Leseproben der sechs Shortlist-Titel sowie zu jedem Shortlist-Buch und -Autor ein englischsprachiges Dossier stehen unter www.new-books-in-german.com bereit.

www.boersenverein.de

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