Kategorie-Archiv: Fit & Gesund

Nahrungsergänzung: Viele Ältere sind überversorgt

Ältere Menschen nehmen über Nährstoffpräparate häufig zu viel Magnesium und Vitamin E auf. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Helmholtz-Zentrums München im Rahmen der KORA-Age Studie. Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg, darunter auch Zusammenhänge zwischen Lebensweise und Gesundheitszustand von älteren Menschen. Für die aktuelle Untersuchung befragten die Wissenschaftler über 1.000 Probanden über 65 Jahren, welche Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente sie in den vergangenen sieben Tagen eingenommen hatten. Für jeden Probanden wurde für die einzelnen Inhaltsstoffe die Tagesdosis berechnet. Auch Angaben zur Lebensweise und Vorerkrankungen flossen in die Auswertung ein.

Das Ergebnis: Rund 54 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer über 65 Jahren ergänzen ihre Nahrung mit Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Omega-3-Fettsäuren oder Coenzym Q10. Oft sind es Nahrungsergänzungsmittel, die eine Kombination aus Vitaminen und Mineralien enthalten. Die Einnahme war abhängig von verschiedenen Faktoren wie Geschlecht, Bildung, körperliche Aktivität, Rauchverhalten und neurologischen Erkrankungen.

Frauen führen ihrem Körper in erster Linie Magnesium (32 %) und Vitamin D (22 %) zu, Männer Magnesium (18 %) und Vitamin E (12 %). Die Aufnahme von Magnesium und Vitamin E überschreitet häufig die empfohlenen Tageshöchstmengen: Bei 20 Prozent der Frauen und 33 Prozent der Männer, die regelmäßig Magnesium schluckten, waren die Mengen zu hoch. Bei Vitamin E waren es 8 beziehungsweise 14 Prozent. Das ist bedenklich, da Überdosierungen die Gesundheit beeinträchtigen können. Eine zu hohe Vitamin E-Dosierung hemmt zum Beispiel die Aufnahme der Vitamine A und K.

In Deutschland hat die Nährstoffversorgung heutzutage ein hohes Niveau. Der Bedarf kann in der Regel mit einer ausgewogenen Ernährung gedeckt werden. In bestimmten Lebensphasen wie etwa in der Schwangerschaft und im Alter kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln aber sinnvoll sein. Viele Senioren essen sehr einseitig und/oder haben wenig Appetit. Manchen bereitet das Einkaufen, die Zubereitung oder das Kauen Probleme. Anhand eines Blutbildes kann der Arzt überprüfen, ob ein Nährstoffdefizit vorliegt. Im Allgemeinen wird die Einnahme von Vitamin B12 und Vitamin D im Alter empfohlen. Vitamin D wirkt sich unter anderem positiv auf den Knochenstoffwechsel und die Muskelfunktion aus. In der aktuellen Studie nahmen aber nur rund 15 Prozent der Teilnehmer Vitamin D ein.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen unter www.was-wir-essen.de
www.was-wir-essen.de/gesund/nahrungsergaenzungsmittel.php
oder im aid-Heft „Nahrungsergänzungsmittel – Nutzen oder Risiko“,
Bestell-Nr. 1480, Preis: 3,00 Euro, www.aid-medienshop.de

Sparen durch Essen?: „Gesundes“ täglich nur ein Euro teurer

Eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist offenbar pro Tag nur durchschnittlich ein Euro teurer als eine eher ungesunde Kost. Das lässt eine US-amerikanische Untersuchung vermuten, für die 27 Studien ausgewertet wurden. Die Kosten der Ernährung in insgesamt zehn Ländern mit hohem Lebensstandard standen auf dem Prüfstand, darunter Japan, Frankreich, Spanien, Schweden, die Niederlande und die USA. Mahlzeiten mit einem hohen Anteil an Obst, Gemüse, Nüssen und Fisch wurden als „gesund“, Produkte aus Weißmehl und Fertigerzeugnisse als „ungesund“ eingestuft.

Die Wissenschaftler berechneten den Preis pro Tag bei einem Brennwert von 2.000 Kilokalorien. Die „gesündesten“ Gerichte waren etwas mehr als ein Euro am Tag teurer als die „ungesündesten“. Die unterschiedlichen Lebensmittelpreise in den einzelnen Ländern konnten nicht mitberücksichtigt werden. Was aber klar zu sein scheint: Frische Lebensmittel – selbst zubereitet und möglichst saisonal, können preisgünstiger sein als vorgefertigte Mahlzeiten oder Gerichte.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.was-wir-essen.de, Gesund essen, Preiswert und gesund essen

Weltweit mehr Dicke?: Jeder dritte Erwachsene ist übergewichtig oder fettleibig

In den vergangenen drei Jahrzehnten sind die Menschen immer dicker geworden, selbst in den Entwicklungsländern. Weltweit ist jeder dritte Erwachsene übergewichtig oder fettleibig. Das ist ein Fazit einer Untersuchung des Overseas Development Institute (ODI). Rund 1,46 Milliarden Menschen sind betroffen und haben einen Körpermassenindex (BMI), der größer als 25 ist.

Der BMI ist ein Maß zur Beurteilung des Körpergewichts. Allein in den Entwicklungsländern hat sich die Zahl der Fettleibigen und Übergewichtigen zwischen 1980 und 2008 von 250 auf 904 Millionen erhöht. Das ist mehr als das Dreifache. In den Industriestaaten ist die Zahl im gleichen Zeitraum um das 1,7fache auf 557 Millionen gestiegen. In Europa haben 58 Prozent der Erwachsenen einen höheren BMI als 25 und damit ähnlich viele wie in Lateinamerika (57 %) und Nordafrika sowie dem Nahen Osten (58 %). Nach diesem Kriterium bezeichnen die Wissenschaftler diese Menschen als zu dick.

In den Entwicklungsländern hat sich mit steigenden Einkommen auch die Ernährungsweise geändert. Im Allgemeinen wird weniger Getreide und mehr Fleisch, Öl, Fett und Zucker konsumiert. In den Industrieländern essen viele Menschen zu viel, zu große Portionen sowie zu kalorienreich und bewegen sich gleichzeitig zu wenig. Das erhöht das Risiko für Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit). Viele weitere Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Arteriosklerose können sich daraus entwickeln. Das alleinige Kriterium BMI als Maß für ernährungsbedingte Erkrankungen ist aber umstritten.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:

www.odi.org.uk/future-diets
www.was-wir-essen.de/infosfuer/uebergewichtige.php
aid-Heft „Mein Weg zum Wohlfühlgewicht“, Bestell-Nr. 1389, Preis: 2,50 Euro,www.aid-medienshop.de

Zuckerhaltige Getränke und Übergewicht: Studien mit Interessenkonflikt gesteuert?

Pharmazeutische Wirksamkeitsstudien werden seit jeher mit Argusaugen begutachtet. Jedem leuchtet ein, dass eine Untersuchung eines medizinischen Produktes, die vom jeweiligen Pharmahersteller finanziert wurde, zumindest zu einem „anderen“ Ergebnis führen kann, als eine unabhängige Studie. Dass das ebenso für Studien rund um Lebensmittel gelten könnte, ist neu.

Die spanische Universität Navarra und das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam zeigten nun erstmals in einer Literaturanalyse, dass systematische Übersichtsarbeiten, bei denen ein finanzieller Interessenkonflikt aufgrund industrieller Förderung angegeben war, durchaus zu anderen Ergebnissen und Schlussfolgerungen kommen als ohne Förderung. Bei der umfangreichen Analyse ging es um den viel diskutierten und umstrittenen Zusammenhang zwischen dem Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke und einer Gewichtszunahme. Mit dem Ergebnis: Geförderte Studien kommen fünfmal häufiger zu dem Ergebnis, dass kein Zusammenhang besteht als Studien, bei denen kein Interessenkonflikt vorlag.

In Zahlen: 83,3 Prozent der systematischen Übersichtsarbeiten, die in den Manuskripten ohne Interessenkonflikt beschrieben waren, kamen zu dem Schluss, dass ein hoher Konsum von zuckerhaltigen Getränken direkt mit einer Gewichtszunahme oder Übergewicht verbunden ist. Dagegen kamen ebenso 83,3 Prozent der Arbeiten, bei denen Interessenkonflikte angegeben waren, zu dem entgegengesetzten Ergebnis. Nämlich dass die vorliegenden Daten keinen Zusammenhang belegen.

Ein spannender Hinweis auf die Glaubwürdigkeit von Studieninterpretationen, findet auch Matthias Schulze, Co-Autor und Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE: „Obwohl unsere Untersuchung nicht darauf ausgerichtet war, zu klären, welche Interpretation der verfügbaren Daten richtig ist, stimmen die Ergebnisse uns doch bedenklich, da sie annehmen lassen, dass finanzielle Interessenkonflikte die Schlussfolgerungen einer Übersichtsarbeit beeinflussen können.“ So sei auffällig, dass industriell geförderte Studien oft über einen fehlenden Zusammenhang zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken und Übergewicht berichteten, obwohl dies im Widerspruch zu den Ergebnissen der Originalarbeiten stehe, erklären die Autoren weiter.

Das DIfE kommt zum Schluss, dass wissenschaftliche Aussagen, die auf industriell geförderte Studien zurückgehen, möglicherweise Ungenauigkeiten beinhalten. Ein Ausrufezeichen, bei dem man sehr genau hinschauen muss. Nicht zuletzt, weil Studien auch die Grundlage für politische Entscheidungen darstellen – auch im Bereich Lebensmittel und Prävention ernährungsbedingter Krankheiten.

Harald Seitz, www.aid.de

Weitere Informationen:

aid-Heft „Fruchtsäfte und Erfrischungsgetränke“, 56 Seiten, Bestell-Nr. 1373, Preis: 3,00 Euro, www.aid-medienshop.de

wissenschaftlicher Artikel:
www.plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1001578

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