Kategorie-Archiv: Geschichte

100 Jahre Seilersee

Postkarte vom Seilersee, um 1960 (Stadtarchiv Iserlohn)
Postkarte vom Seilersee, um 1960 (Stadtarchiv Iserlohn)

Iserlohn. Die Callerbachtalsperre, den meisten besser bekannt als Seilersee, wird in diesem Jahr einhundert Jahre alt. Stadtarchiv und Stadtmuseum Iserlohn nehmen dies zum Anlass, für den Herbst des Jahres gemeinsam eine Ausstellung vorzubereiten.

Nahezu von der ersten Stunde seines Bestehens an verbanden und verbinden nicht nur viele Iserlohnerinnen und Iserlohner, sondern auch Gäste von auswärts die Seilerseeregion mit Begriffen wie Entspannung, Erholung, geselligem Zeitvertreib, Feiern, Sport – vielleicht aber auch mit weniger positiven Erfahrungen.

Wenn es um die Geschichte des Seilersees geht, verfügt natürlich vor allem das Stadtarchiv über vielfältige Informationen und Dokumente. Was aber fehlt, sind persönliche Erlebnisse und Erinnerungen. Daher bitten Museumsleiter Gerd Schäfer und Stadtarchivar Rico Quaschny alle früheren und heutigen Besucher des Seilerseegebietes um ihre Mithilfe: In einem Internet-Blog unter dem Titel „Der Seilersee – Meine Geschichte“ können sie ab sofort persönliche Geschichten, Anekdoten, Beobachtungen und vieles mehr hinterlassen. Zu finden ist das „virtuelle Buch der Erinnerung“ unter www.stadtarchiv-iserlohn.de oder unter www.stadtmuseum-iserlohn.de.

Die Einträge sollen dazu beitragen, dass die Geschichte des Seilersees mit persönlichen Erinnerungen von Besuchern bereichert – und somit auch für die Nachwelt dokumentiert und erhalten wird. Dafür sagen Stadtarchiv und Stadtmuseum schon jetzt „Danke!“.

Übrigens: Der erste Eintrag ist schon da. Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens startete den Internet-Blog heute im Rahmen eines Pressetermines mit seiner Erinnerung an Spaziergänge und eine Ruderregatta im Jahre 1997. Er schloss seinen Eintrag ab mit dem Wunsch, dass möglichst viele mit ihren persönlichen Einträgen die Geschichte des Seilersees bereichern.

Auch wer Bilder oder andere Materialien vom Seilersee besitzt, ist herzlich willkommen, diese für die im Herbst stattfindende Ausstellung leihweise zur Verfügung zu stellen. Wer etwas dazu beitragen möchte, kann sich direkt an das Stadtarchiv in der „Alten Post“, Theodor-Heuss-Ring 5, 58636 Iserlohn, Telefon 02371 / 217-1921, E-Mail: archiv@iserlohn.de, wenden.

Albrecht Dürer, der wohl bedeutendste deutsche Renaissancekünstler

Ausstellungsansicht "Dürer. Kunst - Künstler - Künstler" Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Norbert Miguletz
Ausstellungsansicht „Dürer. Kunst – Künstler – Künstler“
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Norbert Miguletz

Noch bis zum 2. Februar 2014 präsentiert das Städel Museum den wohl bedeutendsten deutschen Renaissancekünstler Albrecht Dürer (1471–1528) in einer umfassenden Sonderausstellung. Diese umfasst insgesamt über 280 Werke, darunter etwa 200 Arbeiten von Albrecht Dürer selbst. Insgesamt zeigt die Präsentation das Schaffen des deutschen Meisters in der ganzen Breite und Vielfalt seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten.

Albrecht Dürer (1471–1528) Hiob auf dem Misthaufen, um 1503/05 Lindenholz auf Balsaholzparkett, 96 x 51,5 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum – ARTOTHEK
Albrecht Dürer (1471–1528)
Hiob auf dem Misthaufen, um 1503/05
Lindenholz auf Balsaholzparkett, 96 x 51,5 cm
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Städel Museum – ARTOTHEK

Zu sehen sind Tafel- und Leinwandbilder, Handzeichnungen, Blätter in unterschiedlichen druckgrafischen Techniken sowie von Albrecht Dürer verfasste und illustrierte Bücher. Dürers fortwährende Auseinandersetzung mit den Werken seiner deutschen, niederländischen und italienischen Künstlerkollegen ist zentrales Thema der Frankfurter Altmeisterausstellung, die Dürers Arbeiten in den historischen Kontext ihrer Entstehung stellt.

Hierfür ergänzen Arbeiten von Vorläufern, Zeitgenossen und Schülern wie Martin Schongauer, Hans Baldung Grien, Hans von Kulmbach, Jacopo deʼ Barbari, Giovanni Bellini, Joos van Cleve oder Lucas van Leyden das groß angelegte Ausstellungsprojekt. Durch diese Art der Kontextualisierung werden dem Betrachter nicht nur die besondere Gestaltungskraft und künstlerische Qualität in Dürers Werk, sondern auch sein entscheidender Beitrag für die Entstehung der nordeuropäischen Renaissancekunst nahegebracht. Die Ausstellung vereint Leihgaben aus den bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt, wie der National Gallery London, dem Museo Nacional del Prado in Madrid, der National Gallery of Art in Washington, dem Pariser Louvre, dem British Museum in London, den Staatlichen Museen zu Berlin, den Uffizien in Florenz, dem Amsterdamer Rijksmuseum oder dem J. Paul Getty Museum in Los Angeles.

Die Ausstellung wird von der Sparkassen-Finanzgruppe, der Anwaltssozietät Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom LLP sowie der Gas-Union GmbH gefördert. Zusätzliche Unterstützung erfährt sie durch die Georg und Franziska Speyer’sche Hochschulstiftung sowie den Museumskooperationspool der Stadt Frankfurt am Main.

Albrecht Dürer (1471–1528) Herkules im Kampf gegen die stymphalischen Vögel, 1500 Leinwand, 84,5 x 107,5 cm Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg © Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Albrecht Dürer (1471–1528)
Herkules im Kampf gegen die stymphalischen Vögel, 1500
Leinwand, 84,5 x 107,5 cm
Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
© Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg

„Mit seinen reichen Beständen spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Kunst gehört das Städel Museum zu den weltweit herausragenden Sammlungen in diesem Bereich. Einen besonderen Schwerpunkt in unserem Ausstellungsprogramm haben wir in den letzten Jahren auf Altmeisterausstellungen gelegt, darunter ‚Kultbild‘ (2006), ‚Hans Baldung Grien‘ (2007), ‚Cranach der Ältere‘ (2007/08), ‚Der Meister von Flemalle und Rogier van der Weyden‘ (2008/09) oder ‚Botticelli‘ (2009/10). Ich freue mich, dass diese Serie nun eindrucksvoll mit einer umfassenden Sonderausstellung zu Albrecht Dürer fortgesetzt werden kann“, so Städel-Direktor Max Hollein.

Ausstellungsansicht "Dürer. Kunst - Künstler - Künstler" Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Norbert Miguletz
Ausstellungsansicht „Dürer. Kunst – Künstler – Künstler“
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Norbert Miguletz

„Die umfassende Präsentation im Städel zeigt Dürers Kunst im Kontext ihrer Zeit und unterscheidet sich darin deutlich von vergleichbaren Ausstellungen der Vergangenheit.

Albrecht Dürer (1471–1528) Der Reiter, 1513 Kupferstich, 25,9 x 20 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum – ARTOTHEK
Albrecht Dürer (1471–1528)
Der Reiter, 1513
Kupferstich, 25,9 x 20 cm
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Städel Museum – ARTOTHEK

Seine künstlerischen Innovationen, seine theoretischen Forschungen und nicht zuletzt sein Geschick in der Vermarktung und Inszenierung seines Schaffens machten Dürer schon zu Lebzeiten zu einem der einflussreichsten europäischen Künstler. Diesen ‚ganzen‘ Dürer wollen wir in unserer Ausstellung zeigen“, ergänzt Prof. Dr. Jochen Sander, Kurator der Ausstellung.

Als Maler und gelernter Goldschmied bewies der 1471 in Nürnberg geborene Albrecht Dürer sein Können in den unterschiedlichsten Medien: Der viel beschäftigte Tafelmaler, gefeierte Porträtist, Meister des Holzschnitts und Revolutionär des Kupferstichs realisierte aufwendige Auftragsarbeiten für Kaufleute, Adlige und Kaiser, entwarf aber auch Werke für andere künstlerische Techniken und arbeitete gemeinsam mit Glas-, Buch- und Wandmalern, Bildhauern und Goldschmieden. Dürer bildete sich darüber hinaus auch in theoretischen Themengebieten weiter, ging wissenschaftlichen Fragestellungen nach, erforschte Natur und Mensch und schrieb und veröffentlichte Lehrbücher zu seinen so gewonnenen Erkenntnissen.

Ausstellungsansicht "Dürer. Kunst - Künstler - Künstler" Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Norbert Miguletz
Ausstellungsansicht „Dürer. Kunst – Künstler – Künstler“
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Norbert Miguletz

Aufenthalte in Oberitalien und in den Niederlanden weiteten Dürers künstlerische Perspektive und erschlossen ihm zugleich neue Absatzmärkte. Dürers Ehefrau und auch seine Mutter unterstützten ihn beim Verkauf seiner Werke und organisierten den Messevertrieb. Bald war Dürer so erfolgreich, dass er eine Werkstatt gründete, ein eigenes „Copyright“ einführte und Handlungsreisende damit beauftragte, seine Kunst über die Stadtgrenzen hinaus zu verkaufen. Albrecht Dürer starb 1528 wohl an den Folgen einer Malaria-Erkrankung im Alter von 57 Jahren.

Joos van Cleve (1485–1540) Der heilige Hieronymus im Studierzimmer, 1521 Holz, 60,7 x 46,7 cm © Private Collection, United Kingdom (courtesy Haboldt & Co., Paris)
Joos van Cleve (1485–1540)
Der heilige Hieronymus im Studierzimmer, 1521
Holz, 60,7 x 46,7 cm
© Private Collection, United Kingdom (courtesy Haboldt & Co., Paris)

Die große Dürer-Ausstellung im Städel Museum, die sich über zwei Stockwerke und 1.000 Quadratmeter Fläche im Ausstellungshaus erstreckt, ist in insgesamt vierzehn thematisch orientierte Abschnitte unterteilt, die zahlreiche Facetten im Leben und Werk Albrecht Dürers beleuchten und kontextualisieren. Die Präsentation beginnt im Erdgeschoss mit dem Frühwerk des Nürnberger Künstlers und seinem beruflichen und familiären Bezug zur Goldschmiedekunst. Hier ist u. a. das Gemälde Büßender heiliger Hieronymus (um 1497, National Gallery, London) sowie das Bildnis der
Mutter des Künstlers (um 1490, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg), das früheste gesicherte Gemälde Dürers, zu sehen.

Albrecht Dürer (1471–1528) Dresdner Skizzenbuch Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek © SLUB Dresden / Deutsche Fotothek
Albrecht Dürer (1471–1528)
Dresdner Skizzenbuch
Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek
© SLUB Dresden / Deutsche Fotothek

Die anschließende Sektion zu fürstlichen und bürgerlichen Auftraggebern verdeutlicht Dürers bereits zu Lebzeiten hohes Ansehen anhand von prominenten Auftragsarbeiten wie Trommler und Pfeifer (um 1503/05, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln) oder Maria als Schmerzensmutter (um 1495/98, Alte Pinakothek, München). Das in Gänze in der Ausstellung zu sehende Druckwerk der Apokalypse (1498/1511, Städel Museum) veranschaulicht nachfolgend den enormen technischen und damit künstlerischen Entwicklungssprung, den Dürers Kunst für das Medium des Holzschnitts bedeutete.

Albrecht Dürer (1471–1528) Büßender Hl. Hieronymus, um 1497 Birnenholz, 23,1 x 17,4 cm The National Gallery, London © The National Gallery, London. Bought with the assistance of the Heritage Lottery Fund, The Art Fund and Mr J. Paul Getty Jr through the American Friends of the National Gallery, London, 1996
Albrecht Dürer (1471–1528)
Büßender Hl. Hieronymus, um 1497
Birnenholz, 23,1 x 17,4 cm
The National Gallery, London
© The National Gallery, London. Bought with the assistance of the Heritage Lottery
Fund, The Art Fund and Mr J. Paul Getty Jr through the American Friends of the
National Gallery, London, 1996

Anschließend geben die Kapitel „Mensch und Maß“ sowie „Italien“ Einblick in Dürers Vorstellung von der idealen Darstellung des menschlichen Körpers und seine u. a. auf Reisen entstandene Auseinandersetzung mit der Arbeit italienischer Künstler und Kunsttheoretiker. Eindrucksvolles Dokument seiner Beschäftigung mit Akt- und Proportionsstudien ist das nach aufwendiger Restaurierung erstmals als Leihgabe gestellte Dresdner Skizzenbuch (um 1507–1519 sowie 1523, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden). Eine digitale Medienstation bietet den Besuchern die einmalige Gelegenheit, virtuell durch das gesamte Buch zu blättern.

Die im Dresdner Skizzenbuch entwickelten Studien zu menschlichen Proportionen dienten als Vorlage für aus Buchs- und Birnbaumholz gefertigte Gliederpuppen des „Meister IP“ (nach 1525, Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg), die Dürers Zeichnungen in der Ausstellung gegenübergestellt werden können. Eine Reihe von hochkarätigen Gemälden, darunter das Bildnis der Elsbeth Tucher (1499, Gemäldegalerie Alte Meister, Museumslandschaft Hessen Kassel) oder das Bildnis eines Geistlichen (1516, National Gallery of Art, Washington) verdeutlichen im folgenden Abschnitt die besondere Aufmerksamkeit, die Dürer zeit seines Lebens dem Porträt zumaß.

Dürers Bildnisse bestechen noch heute durch ihre feinmalerische Perfektion und prägnante Erfassung der Persönlichkeit der Dargestellten. Der in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts von Dürer aufgebauten Nürnberger Werkstatt ist der folgende Raum des Untergeschosses gewidmet. Hier sind bedeutende Arbeiten von Dürers bekanntesten Mitarbeitern Hans Baldung Grien (um 1484–1545), Hans Schäufelin (um 1480–um 1540) und Hans Süss von Kulmbach (um 1480–um 1522) zu sehen.

Ausstellungsansicht "Dürer. Kunst - Künstler - Künstler" Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Norbert Miguletz
Ausstellungsansicht „Dürer. Kunst – Künstler – Künstler“
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Norbert Miguletz

Das Obergeschoss des Ausstellungshauses beginnt mit einem der Höhepunkte der Präsentation: der Wiedervereinigung der Tafeln des Heller-Altars (um 1507–1509), den Dürer gemeinsam mit Mathis Gothart Nithart, genannt Grünewald, für den wohlhabenden Frankfurter Jakob Heller schuf. Die Tafeln des ursprünglich für die Kirche des Dominikanerklosters in Frankfurt bestimmten Altarretabels sind heute zwischen dem Historischen Museum Frankfurt, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und dem Städel aufgeteilt und werden in der Ausstellung erstmals zusammen mit einer umfangreichen Auswahl vorbereitender Studien Dürers gezeigt.

Martin Schongauer, (um 1445/50–1491) Päonien, um 1472/73 Aquarell auf Papier, 25,7 x 33 cm The J. Paul Getty Museum, Los Angeles © The J. Paul Getty Museum, Los Angeles
Martin Schongauer, (um 1445/50–1491)
Päonien, um 1472/73
Aquarell auf Papier, 25,7 x 33 cm
The J. Paul Getty Museum, Los Angeles
© The J. Paul Getty Museum, Los Angeles

Eine weitere besonders spektakuläre Arbeit Dürers und mit dreieinhalb mal drei Metern das größte Ausstellungsstück ist Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I. (1517/18, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig). Mit diesem auf 36 Papierbögen gedruckten, teilvergoldeten und altkolorierten Werk, dem der zweite Raum des Obergeschosses gewidmet ist, schuf Dürer einen der größten Holzschnitte aller Zeiten. Dürers Aufenthalt in den Niederlanden ist das anschließende Kapitel gewidmet. Hier genoss er als international gefeierter Künstler hohes Ansehen und erhielt zahlreiche Aufträge. In Antwerpen entstand auch der Heilige Hieronymus im Studierzimmer (1521, Museu Nacional de Arte Antiga, Lissabon). Dieses Gemälde wurde von niederländischen Künstlern wie Lucas van Leyden (1494–1533) oder Joos van Cleve (1485–1540) sofort bewundert und vielfach rezipiert.

Albrecht Dürer (1471–1528) Skizzenblatt mit sechs Figurstudien, um 1494 Gabinetto Disegnie e Stampe deglie Uffizi, Florenz © Su concessione del Ministero dei beni e delle attività culturali e del turismo
Albrecht Dürer (1471–1528)
Skizzenblatt mit sechs Figurstudien, um 1494
Gabinetto Disegnie e Stampe deglie Uffizi, Florenz
© Su concessione del Ministero dei beni e delle attività culturali e del turismo

Ein eigener Raum im Obergeschoss stellt diese verschiedenen Hieronymus-Darstellungen einander gegenüber. Anschließend behandelt die Ausstellung Dürers Auseinandersetzung mit verschiedenen Drucktechniken, wie sie in Perfektion in den „Meisterstichen“ Der Reiter (Ritter, Tod und Teufel), Melencolia I (Die Melancholie) oder Hieronymus im Gehäus (jeweils um 1514, Städel Museum) zu erleben ist.

Eine weitere Besonderheit ist die einzige erhaltene Metalldruckplatte (1515, Staatsbibliothek Bamberg), die gemeinsam mit der dazugehörigen Eisenradierung Christus am Ölberg (1515, Sammlung Otto Schäfer II, Schweinfurt) präsentiert wird. Dürer war auch für Glas-, Buch- und Wandmaler, Bildhauer und Goldschmiede tätig. Seiner Arbeit als Gestalter für die Nachbarkünste gilt der folgende Abschnitt der Präsentation, in dem unter anderem der Entwurf für einen Drachenleuchter mit Rentiergeweih (1520–1522, Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz) und der Entwurf für die Dekoration des Großen Saals des Nürnberger Rathauses (1521, The Morgan Library & Museum, New York) zu sehen sind.

Giovanni Bellini (zwischen 1430 und 1435–1516) Portait eines Venezianers, 1500 Holz, 27,6 x 18 cm National Gallery of Art, Washington © Washington, National Gallery of Art, Samuel H. Kress Collection
Giovanni Bellini (zwischen 1430 und 1435–1516)
Portait eines Venezianers, 1500
Holz, 27,6 x 18 cm
National Gallery of Art, Washington
© Washington, National Gallery of Art, Samuel H. Kress Collection

Zum Abschluss der Ausstellung werden Dürers künstlerische Illustrationen für Flugblätter gezeigt, die von exotischen Lebewesen bis hin zu besonderen Naturereignissen berichteten. Dabei gelang Dürer beispielsweise mit dem Rhinozeros (1515, Städel Museum) eine solch präzise Darstellung des ihm nur aus Beschreibungen bekannten Tiers, dass seine Holzschnitte lange die bildliche Vorstellung seiner Zeit bestimmten. Die Ausstellung endet mit einer Sektion zum Nachruhm des Universalgenies. Durch die Verbreitung und Vervielfältigung seines Bildnisses in Form der Porträtmedaille auf Albrecht Dürer von Hans Schwarz (1520, Kunsthistorisches Museum Wien) wurde Dürers Anspruch unterstrichen, den Status eines Gelehrten erlangt zu haben, der mit den Mächtigen und Großen seiner Zeit auf Augenhöhe verkehrt.

Da zahlreiche Gemälde im Städel Museum einen direkten Bezug zu Dürers Schaffen aufweisen, wird in der Galerie an verschiedenen Stellen mittels Zusatzlabels auf die vielfältigen Verbindungen zur aktuellen Dürer-Ausstellung verwiesen.

Albrecht Dürer (1471–1528) Melencolia I (Die Melancholie), um 1514 Kupferstich, 24,2 x 18,9 cm Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum – ARTOTHEK
Albrecht Dürer (1471–1528)
Melencolia I (Die Melancholie), um 1514
Kupferstich, 24,2 x 18,9 cm
Städel Museum, Frankfurt am Main
Foto: Städel Museum – ARTOTHEK

Albrecht Dürer (1471–1528) Trommler und Pfeiffer, um 1503/05 Lindenholz, 94 x 51,2 cm Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud © Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_c005674

Albrecht Dürer (1471–1528) Brennerstraße im Eisacktal, um 1495 Wasserfarbe- und Deckfarbenmalerei, 20,5 x 29,5 cm © Patrimonio Nacional
Albrecht Dürer (1471–1528)
Brennerstraße im Eisacktal, um 1495
Wasserfarbe- und Deckfarbenmalerei, 20,5 x 29,5 cm
© Patrimonio Nacional

DÜRER. KUNST – KÜNSTLER – KONTEXT
Kurator: Prof. Dr. Jochen Sander, Sammlungsleiter „Alte Meister“ im Städel Museum
Ausstellungsdauer: 23. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014

www.duerer-in-frankfurt.de

Archäologie ganz smart

Ab sofort können sich Archäologie-Interessierte vorab über ihren Besuch im LWL-Museum für Archäologie in Herne auch mit ihrem Smartphone per App informieren: Neben Informationen zu Anfahrt, Öffnungszeiten, Eintrittspreisen, Kontaktinformationen, Führungen und Programmen bietet die App, eine Anwendung für intelligente Mobiltelefone, noch einen zweiten Bereich: eine multimediale Vorschau auf die Dauerausstellung.

In einer Auswahl von acht Audio- und Videobeiträgen erfährt der Nutzer spannende Geschichten über Funde, Fundplätze und Exponate aus der 250.000 Jahre alten Geschichte Westfalens. Wie kam der bedeutendste Fund Westfalens, eine 2800 Jahre alte Bronze-Amphore auf einen Misthaufen in Olsberg-Gevelinghausen? Welches Geheimnis nahmen die Damen von Petershagen-Ilse vor 2500 Jahren mit ins Grab? Warum musste ein Beil aus Jadeit mehrere Tausend Kilometer „reisen“ bevor es in Westfalen in den Boden kam?

Die Beiträge stammen aus dem Multimedia-Guide, den Besucher im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ausleihen können. Er enthält 26 Audio- und Video-Beiträge, die Audiobeiträge hat der Schauspieler Joachim Król gesprochen. Die multimedialen Beiträge sind außerhalb des Museums nur mittels der App zu sehen und stehen kostenlos zur Verfügung.

Die App des LWL-Museums ist technisch und grafisch den neuesten Standards angepasst und verfügt über eine so genannte intuitive Menüführung. Die Museums-App steht in den gängigen Stores für iPhone- und Android-Nutzer online und steht kostenfrei zum Download bereit:

https://play.google.com/store/apps/details?id=de.linon.sophia.sophiandroid.lwlh.standard

https://itunes.apple.com/de/app/lwl-museum-fur-archaologie/id785398220?mt=8

Der vollständige Multimedia-Guide mit 26 Beiträgen kann an der Museumskasse entliehen werden.

Fakten zur App:
• Sprache: deutsch
• Betriebssysteme: Android oder iOS
• kostenfrei
• Acht Beiträge aus der multimedialen Führung
• Zeitreise Westfalen: 250.000 Jahre Menschheitsgeschichte in Westfalen
• Quer durch Europa: Jadeitbeil
• Jahrhundertfund aus dem Sauerland: Urne von Gevelinghausen
• Namen für die Damen: Die Damen von Ilse
• Die Nummer 1: Satyr-Statuette
• Ein VIP des frühen Mittelalters: Fürstengrab Beckum
• Sport, Spiel, Spannung: Ritterrüstung
• Wegsehen gilt nicht mehr: KZ-Außenlager Witten-Annen
• Entwickler: Linon Medien GmbH

Link:
http://www.lwl-landesmuseum-herne.de

Der getarnte Raub

Titelblatt des Bandes 96 der Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz Foto: hr/Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz
Titelblatt des Bandes 96 der Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz
Foto: hr/Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz

Zu einem Vortrag laden die Landeszentrale für politische Bildung und das Landesarchiv Speyer in die Gedenkstätte KZ Osthofen (Ziegelhüttenweg 38, D-67574 Osthofen) am Dienstag, 4. Februar, um 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Der getarnte Raub“ spricht Dr. Walter Rummel, Leiter des Landesarchivs Speyer, über die Rolle von Bürokratie und Recht bei der Enteignung der Juden im nationalsozialistischen Deutschland ab 1933.

Die Finanzamtsakten zur Enteignung der Juden vermitteln tiefe Einblicke in die bürokratischen Abläufe des „legalen“ Raubes. Sie zeigen vor allem das Fehlen jeglicher rechtsstaatlicher Grundlagen. So wird deutlich, dass zwischen dem klassischen Verwaltungshandeln und der Enteignung der Juden ein tiefer Abgrund bestand, der den zuständigen Beamten auch bewusst werden konnte. Umso wichtiger waren bürokratische Formen und Verfahren, welche dem staatlich angeordneten Raub eine Scheinlegitimation verschafften. Die bürokratischen Abläufe suggerierten, dass sich alles in den gewohnten Formen von Recht und Gesetz vollzog, eine Position, die nach dem Krieg weithin von Beamten und Nutznießern zu ihrer Rechtfertigung vorgebracht wurde. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Die Veranstaltung findet statt im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „Legalisierter Raub“, die der Hessische Rundfunk und das Fritz Bauer Institut in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und dem Förderverein Projekt Osthofen e. V. bis zum Donnerstag, 5. Juni, in der Gedenkstätte KZ Osthofen zeigen. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Am Karfreitag und Ostersonntag sowie an Rosenmontag und Fastnachtsdienstag bleibt sie geschlossen.

Gefördert wird die Ausstellung vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Die regionale Präsentation wird unterstützt von der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, dem Förderverein Projekt Osthofen e. V., der Sparkasse Worms-Alzey-Ried, der AG Juden im Alzeyer Land im Altertumsvereins Alzey und Umgebung e. V., der Anna-Seghers-Gesellschaft Berlin und Mainz e. V., dem Dominikanerkloster St. Paulus Worms, dem Evangelisches Dekanat Worms-Wonnegau, von den Evangelischen Dekanaten Alzey und Oppenheim/Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung, von der Evangelische Stadtkirchenarbeit Worms, vom Forum Anwaltsgeschichte e.V., von Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. / Rhein-Main, Jugendhaus Oppenheim, Katholisches Bildungswerk Rheinhessen, Kulturdezernat der Landeshauptstadt Mainz, Landesarchiv Speyer, Landtag Rheinland-Pfalz, Museum Alzey, Museum der VG Eich in Gimbsheim, Oppenheimer Geschichtsverein e. V., Stadtarchiv Worms, Verein für Sozialgeschichte Mainz e. V., Warmaisa – Gesellschaft zur Förderung und Pflege jüdischer Kultur in Worms e. V., Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN in Mainz/Pfarrstelle für Landwirtschaftliche Familienberatung in Rheinhessen.

Link:
www.fritz-bauer-institut.de/
www.hr-online.de
www.gedenkstaette-osthofen-rlp.de
www.projektosthofen-gedenkstaette.de

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...