Kategorie-Archiv: Gesundheit

Pharma-Industrie belastet Patienten mit überhöhten Preisen

Cover Arzneiverord- nungs-Report 2014 | © Springer
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Arzneiverord-
nungs-Report 2014
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Der Ausgabenanstieg der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Medikamente hält an. 2013 haben die Krankenkassen 32,11 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben, 3,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei der Präsentation des Arzneiverordnungs-Report 2014 (AVR) am Dienstag (23. September) kritisierte der Pharmakologe und Herausgeber des Reports, Professor Ulrich Schwabe, den erneuten Kostenanstieg. Eine nach wie vor überzogene Preispolitik der Arzneimittelindustrie belaste die Patienten mit überhöhten Preisen. Als positiv bewertete er hingegen, dass im europäischen Vergleich neueingeführte Präparate keine nennenswerten Preisunterschiede mehr aufweisen. Dies sei der Nutzenbewertung durch das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) geschuldet. Das AMNOG habe sich damit in den drei Jahren seit seiner Einführung als wichtiges Steuerungsinstrument für den deutschen Arzneimittelmarkt etabliert.

Der Gesamtanteil der Arzneimittelausgaben am Gesamtvolumen der GKV-Kosten von 198,07 Milliarden Euro liegt wie im Vorjahr bei 16,2 Prozent. Damit ist die Bedeutung der Arzneimittelausgaben für das Gesundheitswesen unverändert hoch.

Arzneimittel

Mit dieser Neuerscheinung liegt die 30. Ausgabe des Arzneiverordnungs-Reports vor, der seit 1998 jährlich bei Springer erscheint. Dem AVR 2014 liegen 819 Millionen kassenärztliche Verordnungen des Jahres 2013 zu Grunde, die sich auf eine Ausgabensumme von 32,1 Milliarden Euro belaufen. Die Auswertungen der Rezepte erfolgte in jedem Jahr durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO).

Neu sind in der Jubiläumsausgabe die Kapitel über Mittel zur Behandlung von Multipler Sklerose sowie über Onkologika. Bei den Onkologika werden erstmals die häufig verwendeten Rezepturarzneimittel und Fertigarzneimittel zur Krebsbehandlung gemeinsam dargestellt. Eine weitere Besonderheit ist das Kapitel „Drei Jahre Nutzenbewertung von neuen Arzneimitteln gemäß AMNOG“. An dessen Auswirkungen habe auch das Ausland großes Interesse. Der AVR gilt als wissenschaftliches Standardwerk und dient Ärzten als Entscheidungshilfe für eine Verordnung nach therapeutischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

(Quelle: Pressemitteilung von Springer Medizin vom 23.09.14)

Quelle/Text/Redaktion: www.aok-bv.de

Stresshormon verringert Knochenstabilität bei Kindern

Schon eine geringe Überproduktion des Stresshormons Cortisol kann die Knochenstabilität von Kindern signifikant beeinträchtigen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Bonn. Die Arbeit erscheint in Kürze im Journal of Bone and Mineral Research; online ist sie bereits abrufbar. Die Wissenschaftler untersuchen derzeit in einem Anschlussprojekt, ob sich der Cortisol-Spiegel durch eine gezielte Ernährung senken lässt. Erste Vorergebnisse deuten darauf hin, dass eine ausreichende Versorgung mit Obst und Gemüse helfen kann.

An der Knochenstudie nahmen 175 gesunde Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren teil. Sie gaben im Abstand eines Jahres zwei Urinproben ab. Zum Zeitpunkt der zweiten Probe führten die Forscher zusätzlich bei jedem Teilnehmer eine computertomographische Untersuchung des Unterarms durch.

Dabei stießen sie auf einen signifikanten Zusammenhang: Je mehr Cortisol und Cortisol-Umbauprodukte sie im Urin fanden, desto fragiler war – bei vergleichbarer Zufuhr wichtiger knochenaufbauender Nährstoffe – im Schnitt der Unterarm-Knochen. „Die Mädchen und Jungen waren völlig gesund und weder zu dünn noch zu dick“, betont der Studienleiter Prof. Dr. Thomas Remer. „Die im Urin gemessenen Cortisol-Mengen waren zwar bei manchen Teilnehmern höher als bei anderen, sie waren aber immer im normalen physiologischen Rahmen. Dennoch fanden wir bereits bei diesen natürlichen Schwankungen einen deutlichen Effekt.“

Medikament führt zu Knochenschwund

Cortisol – oft auch als Cortison bezeichnet – wird in der Nebennierenrinde produziert. Das lebenswichtige Hormon wirkt unter anderem entzündungshemmend. Daher wird es auch als Medikament eingesetzt. Schon seit Jahrzehnten ist bekannt, dass eine langfristige Gabe hoher Cortisol-Dosen zu Knochenschwund führen kann. Neu ist aber, dass bereits die vom Körper natürlicherweise produzierten Cortisol-Mengen einen negativen Effekt haben können.

Wichtig ist diese Erkenntnis vor allem, weil Knochenkrankheiten im Erwachsenenalter oft in der Jugend wurzeln. Denn wenn etwa in jungen Jahren zu wenige Mineralien in die Knochen eingebaut wurden, leidet deren Stabilität langfristig. Eine mögliche Folge kann Jahrzehnte später etwa eine Osteoporose sein.

Obst ist gut für die Knochen

Daher wollen die Forscher nun auch herausfinden, welche Rolle die Ernährung für das Stresshormon Cortisol und seine Wirkungen auf Knochensystem und Stoffwechsel spielt. So weisen Studien mit Erwachsenen darauf hin, dass eine obst- und gemüsereiche Kost vermutlich den Cortisolspiegel senken kann. Äpfel, Orangen, Kartoffeln oder Spinat sind also möglicherweise gut für die Knochengesundheit.

„Wir wollen wissen, ob sich eine derartige Cortisolsenkung auch für Kinder und Jugendliche nachweisen lässt“, sagt Remer. „Das wäre ein weiteres Argument für die schon heute gültige Empfehlung, fünfmal täglich Obst oder Gemüse zu sich zu nehmen.“

Die aktuellen Resultate stammen aus der so genannten DONALD-Studie. Das Akronym steht für DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed – es handelt sich also um eine Langzeituntersuchung zur Auswirkung der Ernährung auf den Menschen. An der Studie nehmen derzeit über 500 gesunde Kinder und Jugendliche teil. Bei den Probanden werden vom Säuglings- bis ins Erwachsenenalter in regelmäßigen Abständen detaillierte Daten zu Ernährung, Wachstum, Entwicklung, Stoffwechsel und Gesundheitsstatus erhoben. Seit Januar 2012 gehört die in Dortmund durchgeführte Langzeitstudie als Außenstelle zum Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften (IEL) der Universität Bonn.

Publikation: Lijie Shi, Alberto Sánchez-Guijo, Michaela F. Hartmann, Eckhard Schönau, Jonas Esche, Stefan A. Wudy, Thomas Remer: Higher glucocorticoid secretion in the physiological range is associated with lower bone strength at the proximal radius in healthy children: importance of protein intake adjustment; Journal of Bone and Mineral Research; DOI: 10.1002/jbmr.2347

Quelle/Text/Redaktion: Universität Bonn www.uni-bonn.de

Ein konsequenter Rauchstopp hilft der Lunge

„Gesunde Lunge – Grundlage des Lebens“ lautet das Motto des diesjährigen Deutschen Lungentages am 20. September. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nimmt den jährlich stattfindenden Aktionstag zum Anlass, um auf die Gefahren des Rauchens für die Gesundheit der Lunge aufmerksam zu machen.

Zigarette im grünen Aschenbecher Foto: djp/newpol.de
Zigarette im grünen Aschenbecher
Foto: djp/Foto: djp/bilder.newspol.de

Eine gesunde Lunge ist ein leistungsstarkes Organ, das den Körper mit lebensnotwendigem Sauerstoff versorgt, Krankheitserreger abfängt und Kohlendioxid abtransportiert. Pro Tag atmet ein Erwachsener über 10.000 Liter Luft ein und aus. Tabakrauch enthält über 4.800 verschiedene Substanzen, viele davon sind giftig. Bei ungefähr 90 Substanzen ist eine krebserzeugende Wirkung entweder nachgewiesen worden oder sie wird vermutet.

„Rauchen ruft chronische Entzündungsprozesse im Lungengewebe hervor und ist der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs“, warnt Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA. „Lungenerkrankungen wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD führen zu schweren Atemwegsfunktionsstörungen und zur Zerstörung von Lungengewebe“, so Prof. Pott weiter. COPD steht für die englische Bezeichnung Chronic Obstructive Pulmonary Disease. Der Begriff „obstruktiv“ weist darauf hin, dass sich bei einer COPD die Atemwege verengen. Auch das Risiko, an einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung zu erkranken, nimmt durch Tabakkonsum zu.

Laut einer Studie kanadischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ist das Sterberisiko von Rauchern und Raucherinnen um das Dreifache höher als bei Menschen, die noch nie in ihrem Leben geraucht haben. Nachgewiesen wurde aber auch, dass sich der Rauchstopp selbst im mittleren und höheren Erwachsenenalter noch lohnt. „Mit neun zusätzlichen Jahren kann jemand rechnen, der mit 35 bis 44 Jahren die letzte Zigarette ausdrückt. Und ein Rauchstopp zwischen dem 45. und 54. Lebensjahr wird mit „6 Jahren mehr“ belohnt – immer im Vergleich zu Personen, die nicht aufhören zu rauchen“, appelliert Prof. Pott an die Raucherinnen und Raucher. „Und von der Langzeitwirkung ganz abgesehen: Die Regeneration des Körpers beginnt bereits nach kurzer Zeit. Zwölf Stunden nach der letzten Zigarette ist der Kohlenmonoxid-Spiegel im Blut gesunken und der Sauerstoff-Spiegel auf normaler Höhe. Alle Organe werden wieder besser mit Sauerstoff versorgt und die körperliche Leistungsfähigkeit steigt.“

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet mit ihrer „Rauchfrei“-Kampagne vielfältige Angebote für Menschen, die mit dem Rauchen aufhören möchten:

  • Telefonische Beratung unter der Rufnummer 01805/31 31 31 (14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 42 Cent/Min.).
  • Gruppenkurs „Rauchfrei Programm“ Informationen zum Kursangebot, zu Anbietern vor Ort und den Möglichkeiten der Kostenerstattung gibt es unter: www.rauchfrei-programm.de
  • Online-Ausstiegsprogramm mit bewährten Informationen, Tipps und täglicher E-Mail (www.rauchfrei-info.de).
  • Online-Mentorenprogramm „Rauchfrei-Lotsen“: Erfolgreiche Ex-Raucherinnen und Ex-Raucher geben im Rauchfrei-Forum (www.rauchfrei-info.de) praktische Tipps für den Ausstieg und motivieren zum Dranbleiben.

Informationen zum Deutschen Lungentag finden Sie unter: www.lungentag.de

Wann wird die Artischocke zur Arzneipflanze?

Ricin und Strichnin sind rein pflanzlichen Ursprungs. Dennoch sind sie weder der Gesundheit förderlich noch verträglich. Der erste Stoff gehört mittlerweile auf die Liste der weltweit verbotenen Pflanzenschutzmittel, der zweite machte Karriere in Kriminalromanen. Ob eine Pflanze oder Pflanzenteile als Lebensmittel oder als Arzneimittel gelten, darüber gibt nun eine Stoffliste des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Auskunft. Dr. Bettina Hartwig vom Bundeslandwirtschaftsministerium nahm diese am 9. September 2014 in Berlin offiziell in Empfang.

Die Stoffliste in der Kategorie „Pflanzen und Pflanzenteile“ wurde zusammen mit den Lebensmittelbehörden der Bundesländer erarbeitet und umfasst 590 Einträge, die mit einem Entscheidungsbaum anhand von neun Fragen in acht Kategorien eingeteilt wurden. Am Ende steht die Einteilung als Lebensmittel ohne Einschränkung oder die Zulassung als Arzneimittel oder Novel Food.

Hintergrund ist die Verwendung von immer mehr Pflanzen und Pflanzenteilen wie Blatt, Samen oder Frucht in Nahrungsergänzungsmitteln, als diätetisches Nahrungsmittel oder als neuartiges Lebensmittel (Novel Food). Deutschland hat in Europa die zweitmeisten Zulassungsanfragen für Stoffe im Rahmen der traditionellen Medizin nach Großbritannien, erläuterte Dr. Helmut Tschiersky, Präsident des BVL. Um den Beteiligten in der Lebensmittel-Warenkette Sicherheit über die Verwendung von Stoffen zu geben, wurde die Liste vom Bund in Auftrag gegeben.

Die Wissenschaftler haben es sich bei der Erstellung der Liste nicht einfach gemacht. So weist das Laubblatt der Artischocke eine pharmakologische Wirkung auf und wird auch in der traditionellen Medizin eingesetzt. Für Dr. Kerstin Stephan vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist die Einstufung als Arzneipflanze daher berechtigt. Wenn allerdings der Blütenboden und das Schuppenblatt verwendet werden, dann gilt die Artischocke als Lebensmittel ohne Einschränkungen. Bei Kürbissamen oder Oregano ist es ähnlich. Auch Knoblauch bleibt Lebensmittel, obwohl er eine wissenschaftlich beweisbare pharmakologische Wirkung aufweist. Entscheidend ist die Dosis, so Stephan. Einzelne Stoffe oder Isolate fanden keine Betrachtung, weil sie durch eine Verarbeitung teilweise erhebliche Veränderungen vom Ausgangsstoff aufweisen.

Deutschland hat also nun eine rechtlich nicht bindende Positivliste. Die Niederlande führt eine Verbotsliste. Verschiedene EU-Mitgliedsländer haben rechtlich verbindliche oder unverbindliche Listen. Eine Harmonisierung wünschten sich alle Beteiligten, die an der Vortragsveranstaltung des BVL anlässlich der Übergabe der Stoffliste teilnahmen. Aber im Jahr 2008 hat die EU dem eine Absage erteilt. Sie hält es für nicht möglich, weil die Bewertungen zu unterschiedlich sind und für unnötig, weil sich die rechtlichen Grundlagen aufeinander zu bewegten. So lange bleibt die Zulassung eine Frage der einzelnen Mitgliedsstaaten.

Roland Krieg, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.bvl.bund.de

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