Kategorie-Archiv: Natur & Umwelt

Bodenwäsche in Südamerika: Metalltolerante Pflanze gefunden

Mit Zink und Cadmium verseuchte Böden in Südamerika bekommen Hilfe. Die dort heimische Pflanze Gomphrena claussenii aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse ist extrem widerstandsfähig gegenüber Schwermetallen. Das haben Wissenschaftler der Universitäten Wageningen (Niederlande) und Lavras (Brasilien) herausgefunden. Sie waren auf der Suche nach einheimischen Pflanzen, die gut auf kontaminierten Böden wachsen, aber auch große Mengen der Schwermetalle speichern. Heimische Pflanzen mit diesen Eigenschaften sind zu bevorzugen, um zu verhindern, dass fremde (invasive) Pflanzen eingeführt werden und sich eventuell ungehindert ausbreiten.

Gomphrena claussenii wächst ausgezeichnet in der Nähe von Zinkminen und speichert große Mengen des Metalls in Blättern und Stängeln. Die Wissenschaftler fanden die Pflanze in der Nähe von Zinkminen in Brasilien. Während die verwandte Gomphrena elegans unter den extremen Bodenbedingungen schnell einging, wuchs Gomphrena claussenii gut weiter. Bis zu 30 Mal mehr Zink und Cadmium verträgt Gomphrena claussenii. Der Zinkgehalt in den Blättern beträgt rund 1 Prozent und von Cadmium mehr als 0,1 Prozent. Hauptspeicher für die Schwermetalle sind Blätter und Stängel, die Wurzeln dagegen weniger.

Werden Blätter und Stängel geerntet, bleiben weniger Schwermetalle auf dem Feld bzw. im Boden zurück. Die Wissenschaftler schätzen, dass auf diese Weise 5 bis 15 kg Cadmium pro Hektar aus dem Boden entfernt werden können. Die Pflanze wächst schnell und produziert große Mengen an Biomasse.

Welche Mechanismen für die Speicherung solch großer Mengen an Schwermetallen verantwortlich sind, muss noch weiter erforscht werden, heißt es in einer Mitteilung der Universität Wageningen. Wozu das Erntegut verwendet werden kann, wurde nicht mitgeteilt.

Renate Kessen, www.aid.de

 

Europäische Wasserrahmenrichtlinie: Modellprojekte in Thüringen

Um die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der EU aus dem Jahr 2004 zu erproben, wurden in Thüringen zehn Modellvorhaben ins Leben gerufen. Eines davon betrifft die Felda, die unterhalb des Ortes Ellbogen in der Rhön entspringt und nach rund 40 km bei Dorndorf in die Werra mündet. Hier konnten Thomas Saupe und Julia Petzenberger von der Thüringer Landgesellschaft und der Bürgermeister von Dorndorf Ingo Jendrusiak im Rahmen der Frühjahrstagung der Agrarsozialen Gesellschaft über den bisherigen Verlauf der Maßnahme berichten.

Durch den Abbruch von fünf alten Wehranlagen und den Umbau von vier funktionierenden Anlagen, einschließlich der Einrichtung entsprechender Aufstiegshilfen, konnte die Durchgängigkeit des Flusses für Fische und Kleinlebewesen wieder weitgehend hergestellt werden. Dabei konnten auch positive Effekte für den ländlichen Tourismus (z. B. durch Einrichtung von Rastplätzen entlang des Felda-Radwegs) erreicht und der Wohnwert der Orte erhöht werden.

Die Thüringer Landgesellschaft unterstützte die Maßnahme auf vielfältige Weise, angefangen vom Interessensausgleich bei den beteiligten Personen und Gruppen, über die Konzeption und Projektsteuerung bis hin zum Flächenmanagement und der Finanzierung. Dabei wurden neue Wege beschritten: 70 Prozent der Kosten konnten durch die von den Anliegergemeinden beantragten EU-Fördermittel abgedeckt werden. Dennoch war der Restbetrag zu groß. Hier konnte die Landgesellschaft Mittel aus Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Eingriffe in die Natur und Landschaft im Zuge des Baus von Windkraftanlagen akquirieren und so die Realisierung des Vorhabens ermöglichen. Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie die komplexen und miteinander verbundenen Fragestellungen im Zuge der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie durch ein konstruktives Miteinander aller Beteiligten und mit Unterstützung der Landgesellschaften gelöst werden können.

Dr. Martin Heil, www.aid.de

Ackerbohnen und Erbsen aus heimischem Anbau

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) möchte den heimischen Anbau von Ackerbohnen und Erbsen weiter stärken. Der Schwerpunkt soll dabei vor allem auf einer systematischen Forschung und der Vermittlung von Wissen in die Praxis liegen. Hintergrund ist eine aktuelle Studie der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. In diesem Projekt des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) analysierten die Wissenschaftler die bisherigen Forschungsprojekte zum Ackerbohnen- und Erbsenanbau zwischen 1986 und 2010.

Die Auswertung bestätigte, dass der Anbau beider Leguminosenarten eine nachhaltige Landwirtschaft unterstützt. So haben die Kulturen einen sehr hohen Vorfruchtwert und verbessern zudem die Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffeffizienz. Auch die Kohlenstoff- und Energiebilanz wird durch den Anbau optimiert. Um Ackerbohne und Erbse vor allem im konventionellen Bereich wettbewerbsfähig zu machen, sei es jedoch notwendig, zukünftige Forschungsprojekte systematisch aufeinander aufzubauen und zu vernetzen. Großen Forschungsbedarf sehen die Wissenschaftler unter anderem bei der Züchtung (Ertrag und Qualität), bei der Optimierung der Stickstofffixierleistung und der Einordnung von Bohnen und Erbsen in die Fruchtfolge. Darüber hinaus gäbe es auch beim Pflanzenschutz, beim Einsatz von Leguminosen in der Nutztierfütterung und hinsichtlich der Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit des Anbaus viele Fragen zu klären.

Um den Wissenstransfer in die landwirtschaftliche Praxis weiter auszubauen, raten die Wissenschaftler dazu, verstärkt Modell- und Demonstrationsprojekte in regionalen Anbauzentren zu etablieren, wie sie zurzeit auch für die Sojabohne aufgebaut werden. Das BMELV möchte diese Empfehlungen aufgreifen und einen entsprechenden agrarpolitischen Rahmen schaffen.

Deshalb sollen die erarbeiteten Punkte der Studie in die 2012 gestartete Eiweißpflanzenstrategie des Ministeriums eingebunden werden. Die Strategie verfolgt das Ziel, den Leguminosenanbau in Deutschland durch intensive Forschung vom Anbau bis zur Verarbeitung auszuweiten. Zurzeit liegen die Anbauflächen von Ackerbohnen und Erbsen auf sehr niedrigem Niveau, nur im Ökolandbau spielen die Kulturen eine größere Rolle. Ursachen sind u. a. zu geringe Deckungsbeiträge im Vergleich zu anderen Kulturen, große Ertragsschwankungen beim Anbau und ein zu kleines Sortenspektrum aufgrund fehlender Züchtungsarbeit.

Jürgen Beckhoff, www.aid.de

Weitere Informationen:

Die Studie ist als Download unter Angabe des Förderkennzeichens „12NA118“ verfügbar unter www.bundesprogramm.de oder www.orprints.org

Kaffeeanbau in Indien: Bienen nur ein Produktionsfaktor unter anderen

Die Bestäubung durch Bienen und andere Insekten ist offenbar nur einer von vielen Produktionsfaktoren in der Landwirtschaft. Das ist das Fazit einer Fallstudie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) auf einer Kaffeeplantage in Indien. Die Ökologen hatten in der Provinz Kodagu in Südindien untersucht, welchen Einfluss Bestäuberinsekten auf den Kaffeeertrag in einem Waldfeldbausystem haben. Weitere Faktoren wie die Boden- und Waldbewirtschaftung, Wasserverfügbarkeit, Bodenfruchtbarkeit und die Beschattung der Kulturen durch Bäume wurden mit einbezogen.

Im traditionellen Waldfeldbau werden die Kaffeebüsche ins Unterholz des Waldes oder im Schatten großer Bäume gepflanzt, um sie vor direktem Sonnenlicht zu schützen. Die Kaffeebüsche blühen alle zur gleichen Zeit nach starkem Regen zwischen Februar und März und werden von drei Bienenarten bestäubt. Die Riesenhonigbiene Apis dorsata ist die wichtigste Bestäuberin, die große Kolonien bildet und für ihr schweres Nest hohe Bäume mit dicken Ästen braucht.

Bestäuber sind natürlich wichtig für die Kaffeebauern, betonen die ETH-Forscher. Die Auswertung der Daten hat gezeigt, dass mit der Größe der Bienenvölker auch der Ertrag steigt. Dennoch sind bestäubende Insekten nur ein Produktionsfaktor unter vielen, die sich gegenseitig beeinflussen. Der Ertrag lässt sich aber auch bienenunabhängig steigern – etwa durch eine Kalkdüngung. Zudem lohnt es sich, mit Hilfe von Bewässerung die Blütenbildung vorzeitig auszulösen und dadurch auf der jeweilgen Plantage mehr Bestäuber anzulocken. Durch das Fällen von Bäumen bekommen die Pflanzen mehr Licht und können besser wachsen.

Einzelbetrieblich führen diese Maßnahmen kurzfristig zu höheren Erträgen. Langfristig zerstört die schleichende Entwaldung aber den Lebensraum der Riesenhonigbiene. Das verringert letztlich die Bestäubungsleistung. Es ist unklar, ob die beiden anderen Bienenarten diesen Verlust ausgleichen könnten. Das Fallbeispiel des Kaffeeanbaus in Indien zeigt, wie Bienen die Anbaumethoden der Bauern und die natürlichen Gegebenheiten sich gegenseitig beeinflussen und voneinander abhängen. Kurzfristig sind höhere Erträge auch ohne Bienen möglich, langfristig verschwindet der Lebensraum für die Insekten. Hier gilt es, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Zehn Prinzipien wie das vor allem in ländlichen tropischen Gebieten gelingen kann, wurden in der Studie formuliert und in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.ethlife.ethz.ch/archive_articles/130604_kodagu_kaffee_per/index
www.aid.de/landwirtschaft/bienen.php

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...