Kategorie-Archiv: Natur & Umwelt

Ambrosie – Allergenes Ackerunkraut über Fernstraßen verbreitet

Vor rund 170 Jahren gelangte die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) über eine Wiesenmischung aus Amerika nach Europa. Aber erst seit etwa 20 Jahren erhält das Traubenkraut größere Aufmerksamkeit. Die starke Ausbreitung der Ambrosie geht einher mit einer Zunahme von Allergien, die durch das Hauptallergen Amb a1 ausgelöst werden.

In Ungarn steht die Beifußblättrige Ambrosie allerdings auch als Problemunkraut im Ackerbau auf der Tagesordnung. Auf 80 Prozent der Felder muss das einjährige Kraut regelmäßig bekämpft werden. In Deutschland ist es noch nicht so weit, aber das Julius Kühn-Institut lud zu einer Konferenz nach Berlin ein mit der Frage: „Ambrosia in Deutschland – lässt sich die Invasion aufhalten?“

In Bayern und Baden-Württemberg breitet sich die Pflanze entlang der Fernstraßen aus. Hohes Verkehrsaufkommen verdichtet Einzelpflanzen zu kilometerlangem Bankettgrün. Stefan Nawrath von der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie in Freiburg vermutet Transportverluste nach der Ernte und Verschleppung von Samen über Mähmaschinen der Straßenmeistereien als Hauptursache dieses Verbreitungsmusters.

In Brandenburg sieht es anders aus. Da wurde die Ambrosie mit verunreinigtem Saatgut für Sonnenblumen bereits in den 1970er Jahren in die Niederlausitz eingeschleppt und hat sich auf den Ackerflächen endemisch eingenistet. Seit 2010 gibt es nach Gerhard Schröder vom Brandenburger Landesamt für ländliche Entwicklung mehr als 150 Meldungen „Befall der Ackerfläche“. Die Ambrosie fühlt sich vor allem in Mais, Lupinen, Ackerbohnen, Futtererbsen aber auch Soja wohl und kann zu erheblichen Ertragseinbußen führen. Wintergetreide und Winterraps hingegen können das Auskeimen unterdrücken. Die Landwirte haben bereits ihre Anbauplanung umgestellt.

Vor allem für Mais steht eine wirksame Herbizidpalette zur Verfügung. Ergebnisse aus zahlreichen Parzellenversuchen fließen nach Ewa Meinlschmidt vom Sächsischen Landesamt für Landwirtschaft in die Praxis. Hier bahnt sich ein Konflikt an, denn die Ambrosie fühlt sich genau in den Kulturen wohl, die Träger für eine heimische Eiweißstrategie sein sollen.

Noch schwerer hat es der Ökolandbau. Landwirte, deren Flächen mit Ambrosien befallen sind, versuchen durch eine dichtere Aussaat das Unkraut zu unterdrücken. Oder, so Schröder, sie weichen gleich ganz auf mehrjährigen Feldfutterbau aus.

Leichter wäre es, wenn die Beifußblättrige Ambrosie wegen ihrer Allergenität als gesundheitsgefährdende Pflanze eingestuft würde. Dann gäbe es eine Meldepflicht und eine Weisungsbefugnis an die Kommunen, diese zu bekämpfen. Die Mahdpraxis an den Straßenbanketten orientiert sich nicht am optimalen Schnittzeitpunkt vor der Samenreife im September. Zudem kann sie bei Schnitthöhen über zehn Zentimeter eine Notblüte über horizontale Seitentriebe einleiten.

Über eine neue Gefahr berichtete Thomas Dümmel vom Meteorologischen Institut der FU Berlin. In Ostberlin breitet sich mit Ambrosie psilostachya eine mehrjährige Ambrosiastaude aus, die an ihren Fundstellen bislang nicht ausgerottet werden konnte.
Roland Krieg, www.aid.de

Weitere Informationen:
http://pflanzengesundheit.jki.bund.de/index.php?menuid=60&reporeid=73 www.aid.de/presse/archiv.php?mode=beitrag&id=5855

Was das Grundstückverkehrsgesetz leisten kann – und was nicht

Wer in einen landwirtschaftlichen Betrieb investiert, will entweder selber Landwirtschaft betreiben oder sucht eine Rendite, die sicherer erscheint als übliche Anlagen am Kapitalmarkt. Nichtlandwirtschaftliche Investoren werden von Landwirten jedoch mit wachsender Skepsis betrachtet. Vor allem in Ostdeutschland treten sie in Konkurrenz zu expansionswilligen Betrieben, wenn sie mehr Geld für Flächen bezahlen als Ortsansässige zahlen können oder wollen. Dr. Hermann Onko Aeikens, Landwirtschaftsminister in Sachsen-Anhalt, ergänzt auf dem 5. Berliner Forum des Deutschen Bauernverbandes zum Thema „Investoren in der Landwirtschaft“, dass auch die Veredlungsbetriebe im Westen im Fokus der „Großinvestoren“ stehen. Sein Credo: „Die Landwirtschaft muss wieder zurück ins Dorf und zusammen mit dem Dorf betrieben werden“.

Doch der Weg, „richtige“ und „falsche“ Investitionen zu unterscheiden, ist noch nicht gefunden. Es wird auch keine einheitliche Regelung für alle möglichen Fälle geben, schränkte Ingo Glas von der Deutschen Gesellschaft für Agrarrecht (DGAR) ein. Das Grundstückverkehrsgesetz scheint zum Dreh- und Angelpunkt für eine Regulierung des Bodenmarktes zu werden. Es wurde ursprünglich geschaffen, um die Agrarstruktur zu befördern, die Zersplitterung der Landwirtschaft zu vermeiden, ordnungsgemäße Preise zu erzielen und die Volksernährung zu sichern. Für die wachsende Zahl an Beteiligungsveräußerungen ohne Grundstückserwerb, wie den Verkauf von Genossenschaftsanteilen oder Anteilen von Aktiengesellschaften, ist es aber nicht angelegt.

Der § 9 im Grundstücksverkehrsgesetz listet genau drei Versagungsgründe für den Grundstücksverkauf auf: Der Preis ist nicht angemessen oder die Fläche wird verkleinert oder sie wird zersplittert. Dann können Landgesellschaften ein Vorkaufsrecht in Anspruch nehmen. Diese Ansätze könnten zwar gegen ungewollte Investitionen genutzt werden, aber über die einzelnen Punkte gibt es unterschiedliche Rechtsauffassungen und gegenteilige Rechtsurteile, schränkt Ingo Glas ein.

Die Bundesländer erarbeiten eigene und spezifischere Regelungen. Baden-Württemberg hat inzwischen ein Agrarstrukturverbesserungsgesetz erlassen, führte Professor Dr. Reimund Schmidt-De Caluwe von der Universität Halle an. Für Sachsen und Niedersachsen gibt es Entwürfe, Sachsen-Anhalt arbeitet in einer Arbeitsgruppe daran. Bei der Preisbegrenzung sind sich die Vorlagen in den Ländern ähnlich. Mehr als 120 Prozent des Verkehrswertes soll ein Grundstück nicht kosten dürfen, damit finanzstarke Kapitalgeber keine unverhältnismäßig großen Summen zahlen und die Agrarstruktur im Gleichgewicht bleibt. Das lässt sich sowohl mit dem Grundgesetz als auch mit europäischer Rechtsprechung vereinbaren.

Beim Vorkaufsrecht und vor allem bei der Reglementierung von Beteiligungsverkäufen ist die Rechtslage sehr viel komplizierter. Hier geht es um persönliche Freiheiten, wie die der Niederlassung und Investition. Daher dürfe vom Grundstückverkehrsgesetz nicht zu viel erwartet werden, unterstreicht Ingo Glas. Schmidt-De Caluwe empfiehlt die Ausformulierung von detaillierten Tatbeständen, um vor deutschem und europäischem Gesetz Rechtssicherheit zu erlangen. Das bedeutet aber auch: Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

Roland Krieg, www.aid.de

Weitere Informationen:

www.ti.bund.de, Thünen-Publikationen, „Kapitalbeteiligung nichtlandwirtschaftlicher und überregional ausgerichteter Investoren an landwirtschaftlichen Unternehmen in Deutschland

„Aktivitäten von nichtlandwirtschaftlichen und überregional ausgerichteten Investoren auf dem Bodenmarkt in Deutschland“. Sonderheft 352 Landbauforschung.

Die Agrarsoziale Gesellschaft führt zu diesem Thema ihre Herbsttagung durch: www.asg-goe.de/pdf/ASG-Herbsttagung-2013.pdf

Vergessenes Wildobst – Die feinherbe Kornelkirsche

Vielen ist die Kornelkirsche nicht bekannt. Dabei ist das Wildobst sehr gesund und bringt Abwechslung in die Herbstküche. Die roten kirschähnlichen Früchte haben einen feinherb-säuerlichen Geschmack und werden daher meist verarbeitet gegessen. Sie schmecken im Kompott und Gebäck, im Saft und Likör. Für eine köstliche Konfitüre lässt sich die Kornelkirsche mit säurearmen Früchten wie Birne, Apfel und Holunder kombinieren. Das Wildobst passt süßsauer eingelegt auch zu Wild. Aus noch unreifen orangefarbenen Kornelkirschen werden „falsche Oliven“ hergestellt: Eingelegt in Salzwasser und gewürzt mit Lorbeerblättern und Fenchelsamen verlieren sie ihre Bitterstoffe und werden weich.

Die Kornelkirsche, auch Herlitze oder Gelber Hartriegel genannt, ist in Mittel- und Südeuropa sowie in Westasien beheimatet. Sie ist ein Hartriegelgewächs und nicht mit der Kirsche verwandt. Der baumartige Strauch oder Kleinbaum kann vier bis sechs Meter hoch werden und bevorzugt kalkreiche Böden. Oft ist er in lichten Wäldern, am Waldrand und in Hecken zu finden. Für Insekten ist der Baum wichtig, da er sehr früh im Jahr blüht. Die roten ovalen Früchte reifen ab September. Sie werden gerne von Vögeln gefressen und ihre Steinkerne so auch weiter verbreitet. Das Fruchtfleisch enthält viele positive Inhaltsstoffe – darunter reichlich Kalium und Vitamin C, aber auch B-Vitamine, Kalzium, Phosphor, Magnesium und Eisen.

Kornelkirschen reifen meist über einen Zeitraum von vier bis fünf Wochen. Am besten schüttelt man den Baum in regelmäßigen Abständen und sammelt die reifen Früchte auf. Wer noch nicht ganz reife Früchte gepflückt hat, kann sie ein bis zwei Tage bei Zimmertemperatur nachreifen lassen. Rohe Kornelkirschen sind schwer zu entsteinen. Wenn man die Kerne mitkocht, lassen sie sich leichter ablösen.
Heike Kreutz, www.aid.de

Bio-Zierpflanzen: Nische oder Markt mit Potenzial?

Der Markt für Ökoprodukte wächst in Deutschland kontinuierlich. Doch während Bio-Lebensmittel inzwischen fast überall erhältlich sind, ist das Angebot an Bio-Zierpflanzen hierzulande noch dürftig. Bei Verbrauchern besteht zudem häufig die Einschätzung, dass man Blumen nicht isst und Rückstände daher unproblematisch seien. Was viele Konsumenten jedoch nicht wissen: Bio-Zierpflanzen sind robuster, frei von chemischen Wachstumshemmstoffen und wachsen in Substraten mit reduziertem Torfanteil. Das Arbeiten ohne Wachstumshemmer und mineralischen Dünger wirkt sich positiv auf die Pflanzengesundheit aus.

Wer also Stauden oder Topfpflanzen in Bio-Qualität kauft, bekommt daher eine Pflanze, die kräftig und damit weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge ist, betont Klaus Bongartz, der in Nettetal-Hinsbeck seit 2010 Stauden und Gräser nach Bioland-Richtlinien erzeugt. Aber nicht nur aus Sicht der Zierpflanzenerzeuger, auch aus Gründen der Nachhaltigkeit sei es absolut sinnvoll, auf Bio umzustellen und in den wachsenden Bio-Zierpflanzenmarkt einzusteigen. Ein beträchtliches Absatzpotenzial sieht Hermann Schumacher von der Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen u. a. bei den immer zahlreicher werdenden Urban Gardening-Gruppen: „Für diese Menschen ist die Bio-Qualität ein absolutes Muss“. Und auch bei Blumen spiele die Regionaldiskussion zunehmend eine Rolle. Hier könne man die regionale Herkunft der Zierpflanzen zusätzlich durch Bio-Qualität toppen, so Schumacher.

Zwar „kein Megaboom, jedoch ein relevantes Thema“ ist der Bio-Zierpflanzenbereich nach Einschätzung von Heribert Dammann von der Firma Landgard, die seit 2010 Bio-Zierpflanzen mit dem Label FlorBio an den Fachgroß- und Einzelhandel vermarktet. Auch Steffen Raab von der Gartencenter-Kette Knauber hat im Endkundengeschäft sehr positive Erfahrungen gemacht: „Die Bio-Ware verkauft sich, wenn Qualität und Präsentation stimmen“.

Doch noch fehlt es an ausreichenden Mengen und einer interessanten Sortimentsbreite. Bislang sind es bundesweit schätzungsweise 40 Betriebe, die sich auf die Produktion von Bio-Zierpflanzen spezialisiert haben. „Der Anbau von Bio-Zierpflanzen stellt hohe Anforderungen an die Erzeuger. Zudem sind noch Fragen bezüglich des Anbaus und der Vermarktung zu klären“, erläutert Dr. Karl Kempkens von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, die an einem 2012 gestarteten Forschungsprojekt im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) mitwirkt.

Nina Weiler, www.aid.de

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