Kategorie-Archiv: Nordrhein-Westfalen

Park der Villa Hecking ist Denkmal des Monats

Blick von einem Staudenbeet am Waldrand über die Rasenfläche hin zur Villa Hecking. Foto: LWL/Siekmann
Blick von einem Staudenbeet am Waldrand über die Rasenfläche hin zur Villa Hecking.
Foto: LWL/Siekmann

Großgewachsene immergrüne Gehölze wie Ilex und Rhododendren sowie Ahorn- und Buchensämlinge hatten Teile des Parks der Villa Hecking in Neuenkirchen zu einem Dickicht werden lassen. Unter fachlicher Beratung eines Landschaftsarchitekturbüro hat die Gemeinde Neuenkirchen den denkmalgeschützten Garten instandgesetzt. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Park der Villa Hecking als Denkmal des Monats Oktober ausgezeichnet.

„Der Gemeinde Neuenkirchen ist es durch Pflege- und Pflanzmaßnahmen gelungen, ein Gartendenkmal der 1950er-Jahre zu erhalten. Gleichzeitig wird der Park heutigen Nutzungsanforderungen als öffentlicher Park und Veranstaltungsort gerecht“, lobte LWL-Denkmalpfleger Uwe Siekmann.

Lichter Waldbereich mit Staudenunterpflanzung. Foto: LWL/Siekmann
Lichter Waldbereich mit Staudenunterpflanzung.
Foto: LWL/Siekmann

Der Park wurde in seiner heutigen Form Anfang der 1950er-Jahre von dem Düsseldorfer Gartenarchitekten Roland Weber gestaltet, der zu den führenden Gartenarchitekten in Deutschland zählte. Er versetzte das Waschhaus mit der dazugehörigen Bleiche an die Nordseite der Villa und platzierte ein nierenförmiges Schwimmbecken mit einem reetgedeckten Badehäuschen in der südwestlichen Ecke des Gartens, den eine Mauer umgibt. Zwischen der Villa und dem Schwimmbecken erstreckt sich eine Rasenfläche, auf der zunächst einzelne Apfelbäume standen. Diese Fläche geht in einen lichten Eichen-Buchenbestand über. Ein schmaler Rundweg, der am Rasen entlang und durch das kleine Wäldchen führt, verbindet die Villa und das Schwimmbecken. „Die schlichte, auf das Wesentliche reduzierte Gestaltung gibt Raum für Stauden und Gehölze. In sonniger Lage pflanzte Weber starkfarbigen Rittersporn, Phlox, Iris, Malven und Astern, durchsetzt mit Zwiebelpflanzen“, erklärt Siekmann. In dem 1952 erschienen Buch „Der Wohngarten“ hob der Architekt Guido Harbers den Park der Villa Hecking als beispielhaft hervor.

Der Steinplattenbelag vor dem Badehaus wurde restauriert, das frühere Schwimmbecken blieb als Sumpfbeet erhalten. Foto: LWL/Siekmann
Der Steinplattenbelag vor dem Badehaus wurde restauriert, das frühere Schwimmbecken blieb als Sumpfbeet erhalten.
Foto: LWL/Siekmann

Als die Gemeinde Neuenkirchen 1990 die Villa Hecking als Begegnungszentrum und den Park als Veranstaltungsort umnutzte, gestaltete sie auch einige Teile des Parks um: Die ehemalige Bleiche wurde mit Spielgeräten ausgestattet, die Terrasse wurde behindertengerecht umgestaltet und das Schwimmbecken wurde zu einem Sumpfbeet umgewandelt. Da nach mehr als 20 Jahren einige Sträucher und Staudenrabatten überaltert und lückenhaft waren und einige Bäume die ursprünglichen Blickachsen störten, ließ die Gemeinde Neuenkirchen den Park jetzt instandsetzen.

„Dem Park der Villa Hecking mit seiner hohen gartenkünstlerischen Qualität kommt auch eine besondere Bedeutung als gartenkulturelles Erbe zu, weil er bisher der einzige von Weber gestaltete Privatgarten Westfalens ist, der unter Denkmalschutz steht“, so Siekmann.

Hintergrund

Die Villa Hecking wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts als repräsentatives Wohnhaus der Familie des Textilfabrikanten Alphons Hecking gebaut. Über die ursprüngliche Gestaltung des Gartens ist nur bekannt, dass seine nördliche Hälfte mit Eichen und Rotbuchen bepflanzt war. In den 1940er-Jahren prägten ein Gemüsegarten und eine Obstwiese mit Bienenhaus den südlichen Teil des Gartens. Ein Waschhaus und ein sechseckiger Gartenpavillon befanden sich in der Nähe des Wohnhauses.

Roland Weber machte ab 1927 eine Gärtnerlehre und studierte ab 1931 an der Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Berlin-Dahlem. 1936 gründete er sein eigenes Büro in Köln, nach dem Zweiten Weltkrieg zog er mit seinem Büro nach Düsseldorf. Zentrales Element von Roland Webers Hausgärten, die sich als in den Freiraum erweiterte Wohnung verstanden, war eine großzügige, von Bäumen, Sträuchern und Stauden gerahmte Rasenfläche. Sie vermittelt Einfachheit, Ruhe und Weite. Seine Gestaltungen sind landschaftlich geprägt und von harmonischen Proportionen. Weber bevorzugte Pflanzen mit Blüten in klaren, ungebrochenen Farben, leuchtendes Rosen-Rot, Weiß, Rittersporn-Blau, Gelb, zartes Rosa und Grün in allen Schattierungen. Wege, Plätze und Wasserbecken ließ Weber aus Natursteinen und in organischen Formen herstellen, so auch das Wasserbecken und den Platz vor dem Badehaus der Villa Hecking.

LWL-Einrichtung:
LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen
Fürstenbergstr. 15
48147 Münster
Karte und Routenplaner

Kunst & Wisent: Giganten in der Sauerland-Wildnis

Wisent Wildnis am Rothaarsteig © Kur - & Freizeit GmbH, Schmallenberger Sauerland
Wisent Wildnis am Rothaarsteig © Kur – & Freizeit GmbH, Schmallenberger Sauerland

Wer in drei Etappen von Schmallenberg nach Bad Berleburg und von dort nach Jagdhaus zurück ins Schmallenberger Sauerland wandert, kommt in den Genuss unterschiedlichster Landschaften, vielfältiger künstlerischer und historischer Besonderheiten sowie einem besonderen tierischen Vergnügen.

Die erste Etappe beginnt mit dem rund 23 km langen WaldSkulpturenWeg, der in Deutschland einmalig ist. Zu sehen sind 11 Objekte von international bekannten Künstlerinnen und Künstlern. Auf der zweiten Etappe, präsentiert sich gewaltig und gleichzeitig ganz friedlich die 20 Hektar große Wisent-Wildnis. Sie besticht durch ihre natürlichen Formationen: Felsen, Bach, Quellmulden, Tal und Wald bieten Naturgenuss in variantenreicher Form. Dort lassen sich Wandergenuss, Familienausflug und Tierbeobachtung auf das Beste kombinieren. Die dritte Etappe führt talwärts auf dem Schmallenberger Rundweg, vorbei am Harbecker und Werper Kreuz zurück zum Wanderstartpunkt Schmallenberg.

Wisent Wildnis © Kur - & Freizeit GmbH, Schmallenberger Sauerland
Wisent Wildnis © Kur – & Freizeit GmbH, Schmallenberger Sauerland

Das alles bietet ein viertägiger Wanderurlaub unter dem Motto: „Wandern, Kunst & Wisent-Wildnis“. Das Arrangement beinhaltet 3 Ü/F, je 3 Lunchpaketen und Gepäcktransfers zum nächsten Etappenziel und Infomaterial zum WaldSkulpturenWeg und zur Wisent-Wildnis, sowie einer Wanderkarte mit eingezeichneter Streckenführung ab 212 € pro Person im DZ. Info und Buchung: Gästeinformation Schmallenberger Sauerland, Poststr. 7, 57392 Schmallenberg, Telefon: 02972 / 9740-0, täglich von 9 bis 21 Uhr, Fax: 02972 / 9740-26

www.schmallenberger-sauerland.de

Coesfeld als Vorzeigebeispiel für Baukultur

Experten und Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Denkmalpflege trafen sich am 17. Oktober auf Einladung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Coesfeld zum „Stadtspaziergang Baukultur“. Dabei stellten Experten besondere Architekturbeispiele in der Innenstadt und in Coesfeld-Lette vor und diskutierten sie mit den Teilnehmern.

Experten und Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Denkmalpflege haben sich zum LWL-Stadtspaziergang "Baukultur in Coesfeld" zusammengefunden und betrachten gemeinsam verschiedene Architekturbeispiele. Zu sehen ist hier der Neubau des Pfarrzentrums Anna-Katharina. Foto: LWL/Djahanschah
Experten und Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Denkmalpflege haben sich zum LWL-Stadtspaziergang „Baukultur in Coesfeld“ zusammengefunden und betrachten gemeinsam verschiedene Architekturbeispiele. Zu sehen ist hier der Neubau des Pfarrzentrums Anna-Katharina.
Foto: LWL/Djahanschah

„Die Stadt Coesfeld hat auf ihren geschichtlichen Wurzeln die Leitlinien für eine vorrauschauende Stadtplanung entwickelt. Die baukulturellen Qualitäten spiegeln sich im Stadtbild wider. Hier läßt sich Stadtbaukultur sehr gut vermitteln“, sagte LWL-Mitarbeiterin Christine Bonatz. Die Architektin vom LWL-Team-Baukultur hat das Konzept für die Führung gemeinsam mit der Stadt Coesfeld und den ortsansässigen Planern erarbeitet und organisiert.

„Der Stadtspaziergang Baukultur ist eine Erfolgsgeschichte. Wir haben gemerkt, dass sich die Qualitätsdiskussionen rund um die Denkmalpflege und die Baukultur am besten direkt vor Ort und durch konkrete Beispiele vermitteln lassen“, erklärte Dr. Markus Harzenetter, Leiter der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen. Coesfelds Planungsdezernent Thomas Backes war stolz darauf, dass die Stadt Coesfeld als Gastgeber vom LWL anlässlich des zehnjährigen Jubiläums ihres Veranstaltungsformates ausgewählt wurde.

Der LWL-Stadtspaziergang führte die Teilnehmer unter anderem zur Lamberti-Kirche am Markt (Foto), über die Promenade und zum ehemaligen Renteigebäude, einem Baudenkmal der 1950er Jahre. Foto: LWL/Djahanschah
Der LWL-Stadtspaziergang führte die Teilnehmer unter anderem zur Lamberti-Kirche am Markt (Foto), über die Promenade und zum ehemaligen Renteigebäude, einem Baudenkmal der 1950er Jahre.
Foto: LWL/Djahanschah

Vorgestellt wurden denkmalgeschützte Gebäude, die vorbildlich saniert wurden, und Neubauten die im historischen Stadtkontext entwickelt wurden. Auch stadtbildprägende Elemente wie die Stadtpromenade waren Teil der Route und der Vor-Ort-Diskussionen. „Als Vorzeigebeispiel für Baukultur im gewerblichen Kontext gilt der ‚Campus’des Unternehmens ‚Ernstings Family‘. Die qualitätsfördernde Bedeutung von Wettbewerben findet hier ihre gelungene Umsetzung. Daher war es uns wichtig, auch diesen Ort vorzustellen“, erklärte Bonatz.

„Baukultur basiert auf innovativer Planungskultur“, war eine der Kernbotschaften des lokal ansässigen Planungsbüros Wolters und Partner, das über das Projekt „Perspektiven für die Promenade“ berichtete. Michael Führs, von der „Regionale 2013“, stellte zum Thema Planungskultur das Projekt „Gesamtperspektive Flusslandschaft „, das sich entlang der gesamten Berkel erstreckt, vor.

Eine Station des LWL-Stadtspaziergangs war das Firmengelände von Ernsting`s Family in Coesfeld-Lette. Foto: LWL/Djahanschah
Eine Station des LWL-Stadtspaziergangs war das Firmengelände von Ernsting`s Family in Coesfeld-Lette.
Foto: LWL/Djahanschah

Die Teilnehmer beschäftigten sich mit der Frage, wie die Baukultur gefördert werden kann. Thomas Backes gab ihnen seine Erfahrung weiter: Er erläuterte, dass Coesfeld als Instrumente der Qualitätssicherung, für eine gute gebaute Umwelt, eine Gestaltungsfibel und eine Gestaltungssatzung einsetzt. Flankierend dazu hat die Stadt Coesfeld einen hochkarätigen Gestaltungsbeirat besetzt.

Hintergrund:
Der LWL-Baukultur-Stadtspaziergang führt regelmäßig Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Denkmalpflege und die baukulturell interessierte Öffentlichkeit zusammen, um direkt vor Ort baukulturell interessante Projekte kennenzulernen und zu diskutieren. Das Fachamt der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen initiiert und organisiert die Stadtspaziergänge in wechselnden Städten und Gemeinden von Westfalen-Lippe mit unterschiedlichen baukulturellen Themenschwerpunkten.

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Die Geschichte des Fußballs im Revier

Die Geschichte des Fußballs im Revier ist eng mit der Geschichte von Zuwanderung und Integration verknüpft. Das Foto zeigt das neben der Zeche Mont Cenis in Herne gelegene Stadtion des SV Sodingen während eines Spiels in den 1950er Jahren. Foto: Stadt Herne
Die Geschichte des Fußballs im Revier ist eng mit der Geschichte von Zuwanderung und Integration verknüpft. Das Foto zeigt das neben der Zeche Mont Cenis in Herne gelegene Stadtion des SV Sodingen während eines Spiels in den 1950er Jahren. Foto: Stadt Herne

Das Ruhrgebiet steht für Arbeit, Migration – und Fußball. So wie zum Ende des 19. Jahrhunderts das runde Leder aus England ins Ruhrgebiet migrierte, kamen Millionen Menschen aus verschiedenen Regionen und Ländern ins Revier. Vor allem polnische und türkische Migranten und deren Nachkommen haben nicht nur die Wirtschaft, sondern auch den Fußball im Ruhrgebiet geprägt: von der untersten Kreisklasse bis zu den Traditionsvereinen der Bundesliga. Idealtypisch dafür stehen Ernst Kuzorra und Mesut Özil, der eine Sohn ostpreußischer, der andere türkischer Einwanderer. Beide sind in Gelsenkirchen geboren, standen bei Schalke 04 auf dem Platz und wurden zu Schlüsselspielern der deutschen Nationalmannschaft.

Wie haben Zuwanderung und Fußballsport das Ruhrgebiet geprägt? Welche Bedeutung haben Sport und Integration für die Gesellschaft in Vergangenheit und Gegenwart? Diesen Fragen gingen jetzt rund 30 Experten der Fachtagung „Von Kuzorra bis Özil“ im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund nach. Die Tagung war eine Kooperation zwischen der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Verein DOMID (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland) sowie dem Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Historiker, Kulturwissenschaftler und Fußballexperten beleuchteten in Vorträgen und Diskussionen die Geschichte von Migration und Fußball im Ruhrgebiet. Auf der Tagesordnung standen Themen wie „100 Jahre Fußball und Migration in Deutschland“, „Jüdischer Fußball im Ruhrgebiet“. „Migration und Frauenfußball“, „Polen deutsche Meister – Die deutsch-polnische Zeitungskontroverse“ oder „Fußball und Rassismus“.

Die Tagung diente zur Vorbereitung einer gleichnamigen Ausstellung, die das LWL-Industriemuseum ab Frühjahr 2015 auf der Zeche Hannover in Bochum zeigen wird. Anhand des Querschnittsthemas Fußball will die Schau einen neuen und erfrischenden Blick auf den Alltag und die Geschichte von Migration, Integration und Identitat im Ruhrgebiet richten. In gleichem Ausmaß wie die Karriere- und Lebenswege von Vorbildern aus dem Profifußball wie Kuzorra, Özil oder Podolski sollen die Geschichten von Amateurspielern im Ruhrgebiet dargestellt werden. Im Sinne der „Helden der Kreisklasse“ will die Schau eine lokale Alltagsgeschichte erzählt werden, die die unterschiedlichen Wege der „Integration vor Ort“ nachzeichnet. „Wichtig ist uns dabei, möglichst viele Perspektiven mit einzubeziehen: verschiedene Generationen, unterschiedliche Kulturen und beide Geschlechter“, so Dietmar Osses, Leiter des LWL-Industriemuseums Zeche Hannover in Bochum.

LWL-Einrichtung:
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Karte und Routenplaner

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