Kategorie-Archiv: Senioren

Mit Smartphone und Tablet-PCs im Alter selbstbestimmt leben

Großeltern, die gemütlich Zeitung lesen und ihren Enkeln die digitalen Medien überlassen – das war gestern. Heute sind immer mehr Senioren im Internet aktiv, knüpfen Kontakte über soziale Netzwerke oder informieren sich über Gesundheitsthemen. „Digitale Medien wie Smartphones und Tablet-PCs können die Senioren dabei unterstützen, gesund und selbstbestimmter alt zu werden“, sagt Anke Tempelmann, Präventionsexpertin im AOK-Bundesverband. Deshalb hat die AOK den „AOK-Leonardo – Gesundheitspreis für Digitale Prävention“ 2013 unter das Motto „Aktiv älter werden mit App und Web“ gestellt und herausragende Innovationen auf diesem Gebiet gekürt.

Was die Nutzung digitaler Medien angeht, holt die ältere Generation derzeit auf: Nach Angaben der ARD/ZDF-Onlinestudie 2012 sind 76,8 Prozent der 50-bis 59-Jährigen inzwischen regelmäßig online; 2011 waren es noch 69,1 Prozent. Unter den über 60-Jährigen stieg die Zahl der Internetnutzer im gleichen Zeitraum um knapp fünf Punkte auf 39,2 Prozent.

Insgesamt wächst die Zahl der Internetnutzer unter den Älteren zurzeit stärker als in der Gruppe der Jüngeren. Immer mehr Senioren entdecken auch Online-Netzwerke für sich. Dort pflegen sie Kontakte, finden alte Kollegen oder Bekannte wieder oder lernen neue Menschen mit ähnlichen Interessen kennen. Manchmal finden sie sogar einen neuen Lebenspartner.

Bei der mobilen Internetnutzung sind Ältere ebenfalls auf dem Vormarsch. Vielen Senioren erleichtern Tablet-PC und E-Reader den Einstieg in die virtuelle Welt. Die Gründe: Die Geräte sind klein, handlich und immer online, die Handhabung ist einfach. Außerdem lässt sich die Schriftgröße leicht verstellen; dadurch eignen sich Tablets auch für Menschen, die nicht mehr so gut sehen können. Die Zahl der Tablet-Nutzer unter den Älteren ist zurzeit zwar noch gering, doch auch ihr Anteil wächst.

Informationen über Gesundheitsthemen

Senioren schätzen das Netz vor allem als Informationsquelle. Dem Branchenverband BITKOM zufolge informiert sich jeder Dritte der älteren Nutzer online über Gesundheitsthemen. Beliebt sind auch Reisebuchungen übers Netz. Außerdem pflegen Senioren online Hobbys, kaufen ein oder tauschen sich mit anderen aus. Warum moderne Technologien Älteren helfen können, körperlich und geistig fit zu bleiben, sagt AOK-Präventionsexpertin Tempelmann:

  • Über soziale Netzwerke im Internet können ältere Menschen leichter mit ihrer Familie, Freunden oder Experten in Kontakt treten – auch wenn sie körperlich eingeschränkt und wenig mobil sind.
  • Digitale Medien erleichtern es Älteren, Freundschaften und Hobbys zu pflegen und damit am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
  • Einkäufe übers Netz sind bequemer als beschwerliche Einkaufstouren.
  • Bei der Nutzung von Online-Bürgerdiensten sparen sich Senioren unter Umständen lange Wartezeiten.
  • Übers Internet können sich Senioren unkompliziert über Gesundheitsangebote informieren.
  • Sie können sich spezielle Apps für Ältere auf ihr Smartphone laden. Dazu gehören Applikationen zum Gedächtnistraining und zu medizinischen Messwerten. Andere Apps erleichtern es Senioren, ein Taxi oder einen Fahrdienst anzufordern, „Essen auf Rädern“ zu bestellen oder wichtige Telefonnummern für den Notruf zu speichern.

Förderpreis des AOK-Leonardo für Projekt „Vera“

Dass Senioren möglichst lange körperlich und geistig fit bleiben und am sozialen Leben teilhaben, ist auch das Ziel des Projekts „Vera“. Für das Konzept hat die Bremer Heimstiftung den Förderpreis des „AOK-Leonardo – Gesundheitspreis für Digitale Prävention“ erhalten. Der Preis ist mit einem Fördergeld von bis zu 200.000 Euro dotiert und steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Hinter „Vera“ steckt eine webbasierte Plattform, die eigens für Senioren der Bremer Heimstiftung entwickelt werden soll.

Für das Projekt erhält ein Teil der Bewohner einen Tablet-PC; damit kann er sich über die digitale Plattform ein persönliches Wochenprogramm aus Gesundheitskursen der Einrichtung und Angeboten in der näheren Umgebung zusammenstellen. Individuelle Bewegungsvideos und Programme zum Gedächtnistraining ergänzen das Angebot. Ein eigens digital berechneter Aktivitätsindex belohnt die Fleißigen und soll motivierend wirken. Schüler sollen die Heimbewohner beim Umgang mit der Technik unterstützen. Ob sich der Gesundheitszustand der Senioren durch das Projekt verbessert, soll wissenschaftlich ausgewertet werden.

Trainingsprogramm „NeuroNation“

Geistige Leistungsfähigkeit im Alter lässt sich durch Gedächtnistraining erhöhen – das beweist das Trainingsprogramm „NeuroNation„, einer der beiden Gewinner des mit insgesamt 25.000 Euro dotierten Praxispreises des AOK-Leonardo. Die Übungsmodule wurden gemeinsam mit verschiedenen Universitäten entwickelt. „NeuroNation“ bietet über das Internet mehrwöchige Kurse und Module an, mit denen nicht nur ältere Menschen ihre grauen Zellen trainieren können. Mithilfe von Auswertungen können die Nutzer erkennen, ob sie Fortschritte gemacht haben. In einer Community können sich die Teilnehmer gegenseitig herausfordern und gemeinsam trainieren.

Modellprojekt „pflegen-und-leben.de“

Der AOK-Leonardo in der Kategorie „Praxiserprobtes“, der unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums steht, ging außerdem an das Berliner Modellprojekt „pflegen-und-leben.de“ des Trägers Catania. Das Projekt bietet psychologische Unterstützung bei seelischer Belastung durch den Pflegealltag. Das bundesweite Beratungsangebot richtet sich an pflegende Angehörige sowie an Freunde, Bekannte und Nachbarn, die Menschen pflegen. Während eines individuellen Online-Coachings suchen Psychologen gemeinsam mit den Ratsuchenden nach Wegen, seelischen Druck im Pflegealltag zu verringern oder besser damit zurechtzukommen. Ergänzt wird das Online-Angebot durch allgemeine Informationen, Tipps und einen Test. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Stürzen im Alter vorbeugen

Im eigenen Zuhause alt zu werden wünschen sich die meisten Menschen. Das Problem: Schätzungen zufolge ist nur etwa ein Prozent der Wohnungen in Deutschland altersgerecht gestaltet. In neun von zehn Seniorenhaushalten müssen Stufen überwunden werden, die Bewegungsflächen sind zu eng bemessen oder der Zugang zu Terrasse und Balkon birgt Unfallgefahren.

Entsprechend häufig sind Stürze: Rund 30 Prozent der über 65-Jährigen stürzen mindestens einmal im Jahr. Franziska Pflüger, Physiotherapeutin bei TÜV Rheinland: „Neben Verletzungen und Knochenbrüchen gehört der so genannte Teufelskreis des Sturzes zu den Folgen eines solchen Ereignisses. Das heißt: Viele Betroffene haben Angst, erneut hinzufallen, und bewegen sich daher weniger. Inaktivität begünstig jedoch weitere Stürze.“ Bewegung, die den Gleichgewichtssinn und die Koordinationsfähigkeit fördert sowie die Muskulatur kräftigt, ist dagegen eine wichtige Vorbeugemaßnahme. Vereine oder Sportgruppen haben oftmals spezielle Angebote zur Sturzprophylaxe, die auch Informationen zum altersgerechten Wohnen umfassen und Raum zum Austausch bieten.

Nachtlicht erhöht die Sicherheit

Um die eigenen vier Wände seniorengerecht zu gestalten, rät die Expertin zu einer barrierefreien Wohnung. Dazu gehört es unter anderem, Stolperfallen wie Türschwellen, Unebenheiten in Bodenbelägen oder auch ausgetretene Treppenstufen zu beseitigen. Die Vorgaben für barrierefreie Wohnungen sind in der DIN 18040-2 zusammengefasst. „Bei der Umsetzung ist fachlicher Rat sinnvoll, beispielsweise durch Ingenieure oder Gesundheitsexperten von TÜV Rheinland, die sich auf dieses Thema spezialisiert haben“, erläutert Pflüger.

Auch Hilfsmittel wie ein Rollator bei Gangunsicherheit sowie Haltegriffe in der Dusche oder neben der Toilette erhöhen die Sicherheit im Alltag. Wichtig ist zudem eine ausreichende Beleuchtung. Gerade für den Weg zwischen Schlafzimmer und Bad empfiehlt die Expertin ein Nachtlicht. „Zudem gibt es eine druckempfindliche Platte, die das Suchen nach dem Lichtschalter überflüssig macht. Werden die Füße beim Aufstehen aus dem Bett auf die Platte gesetzt, schaltet sich das Licht ein“, so Pflüger.

Abwechslung beugt Überlastung vor

Doch nicht nur zu Hause ist Sicherheit für ältere Menschen wichtig: In Unternehmen sind immer mehr ältere Mitarbeiter tätig. Und aufgrund des demografischen Wandels wird ihr Anteil künftig ansteigen. Hier setzt das betriebliche Gesundheitsmanagement an. Teresa Sacher, Gesundheitswirtin bei TÜV Rheinland: „Sportangebote schon für jüngere Arbeitnehmer tragen dazu bei, dass Bewegung bis ins Alter ganz selbstverständlich zum Alltag gehört. Darüber hinaus müssen Führungskräfte und Kollegen für die besonderen Ansprüche älterer Mitarbeiter sensibilisiert werden.“

Dazu gehört zum Beispiel eine altersgerechte Beleuchtung des Arbeitsplatzes. Denn ältere Menschen brauchen hier eine stärkere Ausleuchtung, um optimal sehen zu können. Sacher rät dazu, die Tätigkeit älterer Arbeitnehmer abwechslungsreich zu gestalten, beispielsweise indem körperliche Arbeit und geistige Tätigkeiten abwechseln. „Das beugt einer Überlastung ebenso vor wie eine spezielle Pausenregelung. Allerdings gilt es an jedem Arbeitsplatz genau zu schauen, mit welchen Maßnahmen ältere Mitarbeiter entlastet werden können“, so die Expertin. Für Arbeitgeber zahlen sich diese Veränderungen aus, denn sie helfen, wertvolle Kompetenzen lange im Unternehmen zu halten und einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Bei Hörproblemen frühzeitig aktiv werden

„Wie bitte?“, „Was haben Sie gesagt?“ – Wer häufig nachfragen muss, bei Familienfesten oder im Restaurant Gesprächen schlecht folgen kann, den Fernseher auf hohe Lautstärke eingestellt hat und selbst laut spricht, hört meist nicht mehr gut. Schwerhörigkeit kommt bei älteren Menschen häufig vor: Etwa ein Drittel der über 65-Jährigen leidet darunter und bereits die Hälfte der über 75-Jährigen.

Wenn jemand im Alter schlecht hört, steckt dahinter in der Regel eine Schädigung des Innenohres. Die Wahrnehmung des Schalls ist gestört, also der Geräusche, die von der Ohrmuschel eingefangen und über den Gehörgang weitergeleitet werden; sie bringen das Trommelfell zum Schwingen. Über die Gehörknöchelchen im Mittelohr wird der Schall dann ins Innenohr übertragen. Dort werden akustische Reize in Nervenimpulse umgewandelt und anschließend  im Gehirn verarbeitet.

Im Alter lässt bei vielen Menschen das Gehör nach. In Gesprächen bekommen sie dann vieles, was gesagt wird, nicht mehr mit und fühlen sich zunehmend isoliert. © AOK-Medienservice
Im Alter lässt bei vielen Menschen das Gehör nach. In Gesprächen bekommen sie dann vieles, was gesagt wird, nicht mehr mit und fühlen sich zunehmend isoliert.
© AOK-Medienservice

Betroffene hören hohe Töne schlecht

Gibt es für die beidseitige Schwerhörigkeit im Alter keine offensichtliche Ursache, sprechen Mediziner von Presbyakusis. „Betroffene nehmen insbesondere hohe Töne und Geräusche nicht mehr richtig wahr“, erläutert Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband. Sie haben Schwierigkeiten, Gespräche zu verstehen, vor allem, wenn im Hintergrund andere Geräusche ablenken. Manchmal treten zusätzlich Ohrgeräusche auf. Das wirkt sich auf die Kommunikation und das soziale Leben aus: Da Schwerhörige Gespräche nicht mehr gut mitbekommen, sind sie oft zunehmend isoliert.

Was genau Schwerhörigkeit im Alter hervorruft, ist noch unklar. Wissenschaftler vermuten, dass Alterungsprozesse das Innenohr schädigen. Als Risikofaktor gilt vor allem Lärmbelastung, aber auch Rauchen, Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte und Diabetes mellitus werden diskutiert. Wichtig ist es daher, das Gehör vor Lärm zu schützen. Bereits ein Lärmpegel von 85 Dezibel kann Hörschäden hervorrufen, wenn man dieser Lautstärke dauerhaft ausgesetzt ist. Zum Vergleich: Ein normales Gespräch ist etwa 60 Dezibel laut, ein Lastwagen in fünf Metern Entfernung 90 Dezibel, in Clubs werden etwa 110 Dezibel erreicht. Wer am Arbeitsplatz viel Lärm ausgesetzt ist oder häufig in Clubs oder zu Konzerten geht, sollte daher Gehörschutz tragen und dem Gehör hinterher Ruhepausen gönnen.

In der Regel lassen sich Hörschäden im Innenohr nicht durch eine medizinische Behandlung rückgängig machen. Meist können Betroffene mit einem Hörgerät aber wieder besser hören. „Entscheidend ist es, solche Hilfen frühzeitig zu nutzen, da sonst das Gehirn das Hören regelrecht verlernen kann“, sagt AOK-Medizinerin Maroß. Sie empfiehlt, bei Hörproblemen einen Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO)-Arzt aufzusuchen. Dieser kann bei Bedarf ein Hörgerät verordnen, das Schallwellen aus der Umgebung aufnimmt und sie verstärkt. Moderne Geräte sind oft kaum mehr sichtbar. Die meisten Patienten wählen ein sogenanntes Hinter-dem-Ohr-Gerät. Angeboten werden auch Im-Ohr-Geräte und sogenannte Hörbrillen.

Hörgeräte gleichen Hörbehinderung aus

Die AOK übernimmt die Kosten für Hörgeräte, die geeignet sind, die individuelle Hörbehinderung auszugleichen. Dazu hat die Gesundheitskasse Verträge mit Hörgeräteakustikern abgeschlossen. Diese sind verpflichtet, Versicherten mindestens ein hochwertiges, modernes und dem aktuellen Stand der Technik entsprechendes Hörgerät anzubieten, für das sie keinen Aufpreis zahlen müssen. Dann fällt lediglich die gesetzliche Zuzahlung von zehn Euro an. Die AOK trägt auch die Kosten für die Beratung, Erprobung und Nachbetreuung. An wen sie sich wenden können und wie sie am besten vorgehen, erfahren Versicherte bei ihrer Gesundheitskasse vor Ort.

„Nutzen Sie in jedem Fall die Möglichkeit, verschiedene Geräte in Ihrer alltäglichen Umgebung Probe zu tragen und testen Sie, mit welchem Sie am besten hören“, rät AOK-Ärztin Maroß. Haben sich Patienten für ein Gerät entschieden, muss es bestmöglich auf die individuelle Hörstörung eingestellt werden. Oft sind im Laufe der Gewöhnung an die neuen Höreindrücke weitere Feineinstellungen notwendig. Der Hörgeräteakustiker sollte Betroffenen außerdem zeigen, wie sie das Gerät richtig nutzen.

Hörgeräte nützen nur, wenn Patienten noch ein wenig hören können. Bei vollständigem Hörverlust kann gegebenenfalls ein sogenanntes Cochlea-Implantat helfen, das operativ eingesetzt wird, um das Innenohr funktionell zu ersetzen.

Sex & Erotik – die Alten haben den Jungen oft einiges voraus

Mit 66 ist noch lang noch nicht Schluss – Was Udo Jürgens vor Jahrzehnten fröhlich auf die Lebensfreude im Allgemeinen bezog, trifft für die Senioren von heute selbstverständlich auch auf ihre Sexualität  zu. Gefühle, Erotik und Lust hören weder mit 40 noch mit 60 oder 75 auf. Sie verändern sich im Alter. Doch trotz häufiger körperlicher Beschwerden können oft gerade Ältere ihre Sexualität freier und erfüllter erleben als Jüngere. Falls nicht, gibt es viele Möglichkeiten, sich zu helfen – oder helfen zu lassen.

Zu den größten Problemen gehört es, dass beim Thema „Sexualität“ nach wie vor bei den meisten die Offenheit aufhört. Entweder spricht man gar nicht drüber oder reicht Klischees und Mythen weiter: 20-Jährige denken, mit 50 sei Schluss, 40-Jährige glauben, mit 70 höre die sexuelle Aktivität auf. Eine Ahnung davon, dass Sex auch und gerade im Alter ein wichtiges Thema für Männer und Frauen ist, vermitteln höchstens ab und zu Filme wie „Wolke 9“. Ungewöhnlich offen zeigte der Film, dass Lust, Begehren und Erotik keineswegs aus dem Alltag älterer Menschen verschwinden. „Sex hat nichts mit dem Alter, sondern nur mit den persönlichen Vorlieben zu tun“, sagt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband.

Zufriedene Senioren

Eine Studie der Universität Rostock zeigt, dass die meisten älteren Männer und Frauen sich dabei ihr Leben lang treu bleiben: Wer als junger Mensch sexuell aktiver war, bleibt es eher auch im Alter. Wer schon früher kein großes Interesse daran hatte, entwickelt in der Regel später auch kein größeres Bedürfnis. Demnach sind viele Senioren auch durchaus zufrieden mit ihrer Sexualität. Bei den 63-Jährigen sind es 57 Prozent, bei den 75-Jährigen 70 Prozent. Mit zunehmendem Alter werden zudem auch kleine Zärtlichkeiten wie Händchen halten, körperliche Nähe und vorm Einschlafen noch einmal aneinander kuscheln immer wichtiger.

Den älter werdenden Körper akzeptieren

„Man entwickelt sich in jeder Hinsicht einfach weiter – entscheidend ist, dass die Männer und Frauen mit dem zufrieden sind, was sie erleben“, sagt Maroß. Am allerwichtigsten dabei ist es, den älter werdenden Körper und auch die körperlichen Einschränkungen zu akzeptieren. Auch wenn Wunsch und Wille da sind, können natürlich Erkrankungen dazu führen, dass man nur noch eingeschränkt sexuell aktiv sein kann. Die häufigsten Störungen bei Männern und Frauen – und was dagegen zu tun ist:

Potenzstörungen

Während bei jüngeren Männern das Problem meist eine Sache des Kopfes ist, stecken bei den über 50-Jährigen zunehmend körperliche Ursachen dahinter. Das können Gefäßverkalkungen, Diabetes, Hormonstörungen oder auch Nervenschäden nach einer Prostata-Operation sein. Auch Medikamente können Potenzstörungen auslösen. „Leider gibt es bei den Betroffenen eine große Scham, so dass der Arzt oft gar nichts von dem Problem erfährt“,  sagt Maroß. In vielen Fällen kann der behandelnde Arzt helfen, wenn er um das Problem weiß und dann gemeinsam mit dem Patienten nach Lösungen suchen.

Trockene Scheide

Mit zunehmendem Alter produziert der Körper der Frau weniger Östrogene. Dadurch ist die Scheide schlechter durchblutet und wird langsamer feucht, so dass der Verkehr dadurch schmerzen kann. „Das Problem lässt sich jedoch gut mit einer lokalen Östrogenbehandlung oder auch mit speziellen Gleitmitteln behandeln“, sagt Maroß.

Harn-Inkontinenz beim Geschlechtsverkehr

Es kommt vor, dass Frauen beim Sex ihre Blase nicht mehr richtig kontrollieren können und sie sich deshalb schämen. Auch hier gibt es Möglichkeiten von Beckenboden-Training über Medikamente bis zur Operation, die auf den Einzelfall abgestimmt sein müssen.

Allgemeine Lustlosigkeit

Gleichermaßen können Männer und Frauen von allgemeiner Lustlosigkeit in punkto Sex betroffen sein – was allerdings keine Frage des Alters ist. Dahinter können zum Beispiel Desinteresse stecken, ohne dass ein Leidensdruck da ist, aber auch körperliche oder psychische Erkrankungen wie Depressionen, Unwohlsein mit dem eigenen Körper oder Hormonstörungen. Auch hier können Männer und Frauen viel tun. Der erste Schritt  auf dem Weg zurück zu mehr Lust statt Frust besteht darin, gemeinsam mit dem Partner über mögliche Ursachen zu sprechen.

„Bei Alten wie bei Jungen ist das das größte Problem“, sagt Maroß. Die Paare sprechen nicht ausreichend über ihre Bedürfnisse, Wünsche und vor allem über ihre veränderte Sexualität im Alter. Einige fühlen sich mit ihren Wünschen nicht wahrgenommen, andere halten sich nicht mehr für attraktiv genug, oft gibt es auch ein unterschiedliches Bedürfnis an Zärtlichkeiten bei Männern und Frauen, mancher Mann setzt sich nach wie vor unter Leistungsdruck beim Sex. „Spricht man offen darüber, entstehen Nähe und Verständnis für den anderen. Oft findet man schon auf diesem Wege zurück zur gemeinsamen Sexualität“, sagt Maroß. Auch Ärzte, Beratungsstellen und Therapeuten können hier weiter helfen.

Warum sich das alles auch im höheren Alter noch lohnt? Dafür gibt es viele Gründe:

  • Das gemeinsame Erleben der Lust stärkt die Partnerschaft.
  • Man muss sich gegenseitig nichts mehr beweisen.
  • Der Sex kann im Alter eine andere Qualität als in jungen Jahren bekommen: Die Partner gehen bewusster, erfahrener miteinander um.
  • Neben dem rein körperlichen Akt geht es zunehmend auch um Nähe, Rituale, Zärtlichkeiten und Vertrauen.
  • Anders als zu Teenager-Zeiten oder als junge Eltern kann man den Geschlechtsverkehr sorglos genießen, ohne sich um Verhütung oder den Nachwuchs kümmern zu müssen.
  • Ganz nebenbei hilft Sex auch dabei, den Kopf besser fit zu halten. „Schließlich zählt er mit den zu körperlichen Aktivitäten – und die halten den Geist jung“, sagt Maroß.
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