Kategorie-Archiv: Technik

Computern das Lernen lehren

Die Doktoranden Alexander Freytag (l.) und Paul Bodesheim von der Universität Jena justieren den Obj ... Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
Die Doktoranden Alexander Freytag (l.) und Paul Bodesheim von der Universität Jena justieren den Obj …
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Ein Roboter erledigt die lästigen Arbeiten im Haushalt – vom Staubsaugen bis zum Aufräumen – und serviert dazu sogar noch den Kaffee aus der Lieblingstasse bis zum Sofa. Was wie ein kühner Traum klingt, ist eine Zukunftsvision, an der Wissenschaftler ernsthaft tüfteln. „Roboter sind wie Menschen. Auch die Maschinen müssen zunächst die Objekte im Haushalt, ihre Verwendung und ihren Bestimmungsort lernen“, erklärt Prof. Dr. Joachim Denzler von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Ändert sich jedoch die Umgebung oder die Aufgabenstellung, so sind heutige Roboter schnell überfordert“, weiß der Lehrstuhlinhaber für Digitale Bildverarbeitung.

Joachim Denzler und sein Team entwickeln daher schon seit längerem lernfähige Computersysteme, die ihre Datenbank und die sich daraus ergebenden Fertigkeiten schrittweise erweitern und verbessern können – ohne Update, Werkstattbesuch oder gar Neuanschaffung. Denn solche Maschinen könnten künftig nicht nur als Service-Roboter im Haushalt helfen, sondern beispielsweise auch in der Alten- und Krankenpflege oder im Straßenverkehr.

Die Forschungen der Informatiker von der Uni Jena können dank einer Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) nun fortgesetzt werden: Die DFG unterstützt das Projekt „Inkrementelles Lernen von Objektkategorien“ in den kommenden drei Jahren mit rund 240.000 Euro. Damit kann auch eine Doktorandenstelle finanziert werden. „Die erneute Förderung ist für uns ein wichtiger Meilenstein, welcher zudem die Bedeutung unserer Forschungsergebnisse der letzten Jahre auf dem Gebiet des lebenslangen Lernens unterstreicht“, sagt Projektleiter Denzler.

Das neue Forschungsvorhaben baut auf den Ergebnissen von Dr. Erik Rodner sowie den Dissertationsprojekten von Paul Bodesheim und Alexander Freytag auf. In dem neuen Projekt wollen die Forscher nun weitere notwendige Grundlagen für lebenslang lernende Computer schaffen. „Eine wichtige Rolle dabei spielt das Anlernen des Computers. Das heißt, wir müssen ihm beibringen, welche Objekte es gibt und wie er sie voneinander unterscheiden kann“, erläutert Prof. Denzler. „Das funktioniert ähnlich wie bei Kleinkindern, denen man Tierbilder zeigt und ihnen dann die zugehörigen Namen nennt“, so der Informatiker. Das Kind nimmt schrittweise immer mehr Tiere in seinen Wissensspeicher auf, kann sie später wiedererkennen und darauf aufbauend neue Tiere entsprechend einordnen. „Diese Leistungsfähigkeit wollen wir auch für das maschinelle Lernen erreichen“, so Denzler.

Eine hohe Hürde dabei ist die Größe der entstehenden Datenmengen. „Die Datenbank innerhalb eines Systems wächst durch das schrittweise Lernen natürlich stetig an und kann schnell bis zu 20.000 Objekte umfassen, so dass die Unterscheidung von einzelnen Objekten immer schwieriger wird“, sagt Denzler. In dem neuen Projekt wollen die Forscher dieses Problem überwinden und sich zudem damit beschäftigen, wie Computer möglichst effizient angelernt werden können. „Ein Ziel ist, bestehende Datensammlungen – etwa Online-Bilddatenbanken – besser auszunutzen, denn die Erhebung von eigenen Beispieldaten ist sehr aufwendig und teuer“, sagt Prof. Denzler. „Außerdem geht es darum, den Computer mit möglichst wenig Beispielen zu trainieren und dennoch eine hohe Erkennungsrate von nicht gelernten Objekten zu erreichen“, erläutert der Jenaer Informatiker.

Noch ist viel Forschungsarbeit gefragt, um aus Computern selbstlernende Maschinen zu machen, die sich an ändernde Umgebungen anpassen und neue Aufgaben lösen können. Noch ist der automatische Haushaltshelfer, der auch nach einem Umzug problemlos die richtige Kaffeetasse findet, eine Vision. Doch Prof. Denzler und sein Team arbeiten an einer kontinuierlichen Realisierung.

Weitere Informationen:
www.uni-jena.de

Smartphones: Die neuesten, die besten und die Preis-Leistungs-Sieger

Unglaublich, aber wahr: „Gute“ Smartphones gibt es ab 100 Euro. Das zeigt der aktuelle Preis-Leistungs-Vergleich der Stiftung Warentest. In der Februar-Ausgabe stellt die Zeitschrift test die derzeitigen Preis-Leistungs-Sieger aus den Tests von 2013 vor. Dazu gibt es 19 neue Geräte im Test und eine Übersicht über die besten getesteten Smartphones auf dem Markt.

test_Februar_2014Hochwertige Displays, schnelle Prozessoren – das lassen sich Handyanbieter meist gut bezahlen. Tatsächlich schneiden teure Smartphones in der Gesamtbetrachtung am besten ab. Doch ein teures Handy ist nicht automatisch ein besseres Handy.

Ein Beispiel: Das LG E975 Optimus G kostet derzeit etwas über 300 Euro, bei einer Note von 2,0. Damit ist es genauso gut wie das aktuelle iPhone 5s, doch das ist mit etwa 700 Euro doppelt so teuer.

Preis-Leistungs-Sieger der Handys ist das Samsung Galaxy S III Mini. Es kostet noch etwas über 200 Euro und hat in den Tests „gut“ abgeschnitten. Noch günstiger ist das Huawei Ascend Y300 für rund 100 Euro. Es hat kleine Schwächen, etwa wenn man bei wenig Licht fotografiert, und bei der Genauigkeit des GPS. Dafür telefoniert und surft man damit ordentlich und es hat einen guten Akku. Es ist das günstigste „gute“ Smartphone. Wer auf den Preis achtet, kann auch statt des neuesten Smartphones zu einem älteren Gerät greifen.

Für Innovationshungrige hat die Stiftung 19 neue Smartphone-Modelle getestet. Hier setzt sich der Trend zu größeren Displays fort und LTE entwickelt sich zur Standardausstattung. Die test-Ergebnisse sind zwischen „Gut“ und „Ausreichend“ aber weit gestreut.

Wer hohe Ansprüche hat, der sollte sich eines der besten Smartphones besorgen. Der Sieger aller Klassen ist aber kein ganz neues Modell, sondern das Samsung Galaxy S4. Wer lieber ein Windows-Phone haben möchte, sollte sich an das Nokia Lumia 1020 halten. Das beste Apple-Gerät, das iPhone 5s, bekommt das viertbeste Urteil.

Der ausführliche Test Smartphones ist in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift test nachzulesen. Die Testergebnisse aller getesteten Handys sind unter www.test.de/smartphones abrufbar.

Elektronikmesse in Las Vegas – Spaß mit verrückten Spielereien

Der Beginn eines jeden neuen Jahres gehört auch den Technik- und Elektronik-Verrückten. Denn alljährlich im Januar wird auf der CES in Las Vegas gezeigt, was sich Technologie- und Computerfirmen haben einfallen lassen.

Neuartige LEDs weisen den Weg zu günstigeren Bildschirmen

Forscher der Universitäten Bonn und Regensburg haben einen neuartigen Typus organischer Leuchtdioden (OLEDs) entwickelt. Die Mini-Lämpchen eignen sich für den Bau besonders energiesparender und kostengünstiger Bildschirme. Diese könnten etwa in Smartphones, Tablet-PCs oder TV-Geräten zum Einsatz kommen. Auch Anwendungen wie leuchtende Fliesen für Küche oder Bad sind denkbar. Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse nun in der Zeitschrift „Angewandte Chemie“ vorgestellt (DOI: 10.1002/anie.201307601).

OLEDs kommen heute schon in Displays von Smartphones zum Einsatz. Foto: Frank Luerweg
OLEDs kommen heute schon in Displays von Smartphones zum Einsatz. Foto: Frank Luerweg

OLEDs kommen schon heute in den Displays von Smartphones oder Digitalkameras zum Einsatz. Sie ermöglichen ein besonders brillantes, kontrastreiches Bild, haben aber einen entscheidenden Nachteil: Sie können normalerweise nur ein Viertel der eingesetzten elektrischen Energie in Licht umwandeln. Diese Ausbeute lässt sich zwar erhöhen, indem man das Display mit kleinen Mengen Platin oder Iridium „verunreinigt“. Diese Elemente sind aber selten und teuer. Die Herstellung hochwertiger OLED-Displays war daher bislang eine relativ kostspielige Angelegenheit.

Das könnte sich in Zukunft ändern. Die Wissenschaftler aus Bonn, Regensburg und den USA haben nämlich einen neuen Typus von OLEDs hergestellt, der auch ohne Edelmetalle das Potenzial für hohe Lichtausbeuten aufweist. Damit könnten OLED-Bildschirme bald deutlich kostengünstiger werden.

OLEDs sind gar nicht organisch

OLEDs heißen so, weil sie in ihrer Reinform aus organischen Molekülen bestehen – das bedeutet, sie sind nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff aufgebaut. Das Funktionsprinzip einer organischen Leuchtdiode ist einfach: Ein dünner Film der Moleküle wird mit zwei Elektroden verbunden. Diese werden an eine Batterie angeschlossen, so dass ein elektrischer Strom aus positiven und negativen Ladungen fließt. Treffen diese Ladungen aufeinander, so vernichten sie sich in einem Lichtblitz.

Da positive und negative Ladungen sich anziehen, sollte die Lichterzeugung im Prinzip auch sehr effizient klappen. Doch besitzen elektrische Ladungen zusätzlich ein magnetisches Moment – Wissenschaftler sprechen vom „Spin“. Ladungen mit gleichem Spin stoßen sich ab, ähnlich wie die Nordpole zweier Magneten. Diese Abstoßung überwiegt sogar die Anziehung zwischen positiven und negativen Ladungen. Haben unterschiedliche Ladungen denselben Spin, gibt es also keinen Lichtblitz. Stattdessen wird die elektrische Energie in Wärme umgewandelt.

In normalen OLEDs ist das leider sehr häufig der Fall: Drei Viertel aller Ladungen tragen denselben Spin. Sie zeigen quasi wie Kompassnadeln in dieselbe Richtung und können sich nicht berühren. Entsprechend gering ist die Lichtausbeute. Die OLED-Hersteller haben aber einen Trick ersonnen, um diese Ausbeute zu erhöhen: Sie wirbeln die Kompassnadeln mit einem noch stärkeren Magneten durcheinander. Dazu nutzen sie schwere Metalle wie Platin oder Iridium. Auf diese Weise ist es möglich, nahezu die gesamte elektrische Energie zur Erzeugung von Licht zu verwenden. Allerdings heißt das auch: Streng genommen sind die Materialien in OLEDs gar keine organischen Verbindungen, sondern metallorganische.

Spontaner Richtungswechsel

„Wir erhöhen die Ausbeute dagegen mit einem ganz anderen Mechanismus“, erklärt Dr. John Lupton, Physik-Professor an der Universität Regensburg. „Ladungen können die Richtung ihres Spins nämlich spontan ändern. Dazu muss man nur lange genug warten.“ Das Problem dabei: Herkömmliche OLEDs können die elektrische Energie nicht lange genug speichern, um diese Wartezeit zu überbrücken. Stattdessen wandeln sie die Energie einfach in Wärme um.

„Die von uns konstruierten OLEDs können elektrische Energie augenscheinlich deutlich länger speichern“, sagt der Chemiker Professor Dr. Sigurd Höger von der Universität Bonn. „Sie können daher die spontanen Sprünge der Spins nutzen, um Licht zu erzeugen – zumindest vermuten wir das.“ Die neuartigen Stoffe bergen daher das Potenzial, in OLEDs auch ohne „metallorganische Tricks“ kaum Abwärme zu erzeugen und somit die eingesetzte elektrische Energie sehr effizient in Licht umzuwandeln.

Die Arbeit wurde von der Volkswagen-Stiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Kooperationspartner waren die University of Utah und das renommierte Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.).

Publikation: Metal-free OLED triplet emitters by side-stepping Kasha’s rule; D. Chaudhuri, E. Sigmund, A. Meyer, L. Röck, P. Klemm, S. Lautenschlager, A. Schmid, S. R. Yost, T. Van Voorhis, S. Bange, S. Höger und J. M. Lupton; Angewandte Chemie (DOI: 10.1002/anie.201307601)

 

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