Kategorie-Archiv: Wissen

Schulessen weltweit: Versorgung wird besser aber Reformen nötig

Weltweit hat sich die Verpflegung von Schulkindern verbessert. Inzwischen erhält zumindest jedes fünfte Kind täglich eine Mahlzeit in der Schule. Das geht aus einem Bericht des World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen hervor, in den Daten von 169 Entwicklungs- und Industrieländer einflossen.

Erfreulicherweise wird die Schulverpflegung in fast jedem Land weltweit praktiziert – wenn auch nicht immer effizient. Nach einer WFP-Umfrage haben 38 von 77 Staaten in den vergangenen Jahren ihre Angebote deutlich erweitert. Nach Schätzungen erhalten weltweit rund 368 Millionen Kinder jeden Tag eine Mahlzeit, wenn sie in der Schule sind. Das Schulessen schützt viele bedürftige Jungen und Mädchen vor Hunger. Vor allem Kinder aus Indien (114 Millionen), Brasilien (47 Millionen) und den USA (45 Millionen) profitieren in diesem Sinne von den Schulspeisungen.

In den 30 ärmsten Nationen der Erde ist die Situation aber weiterhin unbefriedigend. Hier sind Schulspeisungsprogramme am dringendsten notwendig, erreichen aber die wenigsten Kinder. Nur 18 Prozent der Jungen und Mädchen sind versorgt, während es in Ländern mit einem niedrigen mittleren Einkommen knapp 50 Prozent sind. Doch die Investition in die Schulverpflegung lohnt sich. Eltern schicken ihre Kinder regelmäßig zur Schule, wenn die Mahlzeit dort gesichert ist. Das sorgt für mehr Bildung und im späteren Leben bessere Aufstiegschancen. Zudem sind gut ernährte Kinder nicht so häufig krank.

In den Industrieländern müssen die Programme zur Schulverpflegung dringend reformiert werden, erklären die Autoren. Häufig werden Probleme wie Übergewicht und einseitige Ernährung nicht berücksichtigt und finanzielle Aspekte stehen im Vordergrund. In Deutschland fördert das Bundesernährungsministerium bereits seit einigen Jahren die Arbeit der „Vernetzungsstellen Schulverpflegung“. Diese unterstützen die Schulen bundesweit bei der Umsetzung eines gesunden Essensangebots und machen die Qualitätsstandards bekannt, die im Rahmen des Nationalen Aktionsplans „IN FORM“ entwickelt wurden.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
http://www.wfp.org/content/state-school-feeding-worldwide-2013
www.vernetzungsstellen-schulverpflegung.de
aid-Heft „Wegweiser Schulverpflegung – Essen in Schule und Kita“, Bestell-Nr. 1587, 4,50 EUR, www.aid-medienshop.de

Warenkunde Apfel

Der aus dem Gebiet des Kaspischen und Schwarzen Meeres stammende Apfel hat sich aus einer Pflanze ähnlich dem heutigen Heckengewächs Holzapfel entwickelt. Schon zur Römerzeit breitete er sich rasch über viele Länder aus. Durch anschließende Züchtungen entstanden die heutigen Äpfel.

Von diesen gibt es mittlerweile eine unübersehbare Vielfalt an Sorten. Ob Boskoop, Golden Delicious, Jonagold oder Granny Smith, alle haben ihr eigenes Aroma und ihre Verehrer. Neben diesen Tafeläpfeln gibt es auch noch Most- und Wirtschaftsäpfel, die jedoch in wesentlich geringerem Umfang angebaut werden. Sie sind nur zur Verarbeitung zu Saft, Most oder Mus geeignet. Äpfel werden in ganz Deutschland angebaut, hauptsächlich am Bodensee, an der Niederelbe, im Rheinland und in Baden-Württemberg. Die Sorten werden oft nach ihrem Erntezeitpunkt unterschieden.

Die Sommersorten werden schon im Juli oder August gepflückt, die Herbstsorten im September und die sogenannten Wintersorten im Oktober. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt etwa bei 40 kg im Jahr – dies entspricht etwa der Hälfte unseres gesamten Obstkonsums. So können auch gute Apfelernten den Bedarf nicht decken. Große Mengen an Äpfeln werden daher aus Ländern wie z. B. Italien, Frankreich, Südafrika, Chile oder Neuseeland importiert.

Die meisten Äpfel müssen nach der Ernte erst gelagert werden. Man unterscheidet nämlich zwischen der Pflückreife und der Mundreife. Pflückreif ist der Apfel, wenn sich sein Stiel leicht vom Baum ablösen lässt, mundreif ist er, wenn er optimal schmeckt. Diesen Zustand erreichen die Äpfel der verschiedenen Sorten erst Tage, Wochen oder Monate nach der Pflückreife. Als Faustregel gilt: Duftet der Apfel stark nach seinem Aroma, so ist er mundreif. Am besten erfolgt die Lagerung im dunklen, kühlen Keller mit hoher Luftfeuchtigkeit. Lagern Sie Äpfel nicht zusammen mit Gemüse, da dieses durch das Ethylengas (Reifegas) des Apfels schneller verdirbt. Auch Äpfel mit unterschiedlichen Reifezeitpunkten sollten stets getrennt gelagert werden.

Da der Apfel in so großen Mengen verzehrt wird, spielt er eine große Rolle in der Ernährung. In ihm sind 11 Vitamine und 12 Mineralstoffe enthalten, wenn auch nicht immer in hohen Dosen. Herauszustellen ist der hohe Vitamin-C-Gehalt. Mit 200 g Boskoop deckt man schon seinen gesamten Tagesbedarf. Weiterhin interessant ist der Ballaststoffgehalt, der besonders durch das Pektin cholesterinsenkend wirkt. Noch ein Tipp: Haben Sie Probleme mit Durchfall? Probieren Sie es mit Äpfeln. Reiben Sie rohe, ungeschälte Äpfel und nehmen Sie diese mehrmals am Tag zu sich.

Produktsteckbrief Apfel

Ursprung / Herkunft

Die Urheimat des Apfels liegt in der Region des Kaspischen und Schwarzen Meeres. Von dort aus hat sich der Apfel, der in etwa dem heutigen Heckengewächs des Holzapfels entsprach, in alle Erdteile ausgebreitet. Ungefähr zur Zeit des römischen Kaisers Nero trat der Apfel seinen Siegeszug über Europa an. Durch jahrhundertelange Züchtung und Selektion entstanden unsere heutigen Äpfel. Im Altertum war er ein Zeichen für Liebe und Fruchtbarkeit und nicht von ungefähr wurde er für den Sündenfall verantwortlich gemacht. Seit jeher ist der Apfel Teil unserer Kultur, so wurde er auch in eine Vielzahl von Bräuchen und Sitten eingebunden. Beispielsweise gilt er als Nikolausgabe oder wurde als Weihnachtsschmuck geschätzt.

Sorten und Beschreibung

Mittlerweile gibt es eine unübersehbare Anzahl an Sorten auf dem Weltmarkt. Besonders aus Übersee kommen immer wieder neue zu uns. Die bekanntesten sollen hier näher beschrieben werden:

Elstar ist die beliebteste Apfelsorte der Deutschen und macht etwa ein Fünftel der gesamten Ernte aus. Der Apfel schmeckt fein-säuerlich würzig mit knackig-saftigem Fruchtfleisch. Elstar ist eine Kreuzung aus Golden Delicious und Ingrid Marie. Als Tafelapfel, Kuchenbelag oder für Obstsalate eignet sich der Elstar besonders gut.

Der Boskoop ist sowohl in Deutschland als auch in Holland beheimatet. Er hat eine grün-rote bis rote Grundfarbe, ist matt und berostet. Durch seinen hohen Säuregehalt ist ihm ein intensives Aroma zu eigen. Deshalb eignet sich dieser gut als Tafelapfel, aber auch als Gelee oder Mus sollte man ihn nicht verschmähen.

Der golden Delicious hat eine seinem Namen entsprechende Farbe, er ist goldgelb gefärbt. Er wird in großem Ausmaß in Deutschland, Italien und auch Südafrika angebaut. Der delikate Tafelapfel beinhaltet relativ wenig Säure, ist damit süßlich im Geschmack.

Jonagold ist der zweitbeliebteste Apfel der Deutschen. Der gelbe Apfel mit roten Schattierungen ist besonders saftig und dadurch gut für Mus- oder Geleeherstellung geeignet. Er schmeckt ziemlich süß und hocharomatisch. Als leckerer Tafelapfel findet er seine beste Verwendung.

Mit leuchtend roten Backen auf gelb-grüner Schale präsentiert sich der Jonathan in unseren Märkten. Der säuerliche Geschmack macht die italienische und ungarische Sorte zu einem erfrischenden Genuss.

Die Sorte Braeburn ist nach ihrem Entdeckungsort in Neuseeland benannt. Unter den Äpfeln weist er mit 24 mg Vitamin C pro 100g den höchsten Vitamin C-Gehalt auf. Der Braeburn schmeckt süß, schwach-aromatisch mit knackig festem Fruchtfleisch.

Der Cox Orange ist ein beliebter Herbstapfel. Sein Geschmack ist süß-säuerlich und würzig-aromatisch. Das Fruchtfleisch ist fest und fein, wird mit der Zeit angenehm mürbe. Der Cox Orange hat mit 10 mg pro 100g einen mittleren Vitamin C-Gehalt. Er ist als Tafelapfel beliebt und eignet sich auch hervorragend zur Herstellung von Apfelmus und Gebäck.

Der Gala Apfel ist eher klein, dafür aber sehr feinaromatisch und süß-fruchtig. Das Fruchtfleisch ist knackig und fest. Die Sorte ist besonders lagerfähig und als Tafelapfel ebenso wie zur Weiterverarbeitung in der Küche sehr beliebt.

Aber auch grüne Äpfel können wohlschmeckend sein. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Granny Smith, der sehr viel Fruchtsäure enthält. Durch seine feste und saftige Konsistenz eignet er sich hauptsächlich für den Frischverzehr.

Neben diesen zum Verzehr geeigneten Apfelsorten muss man auch noch die kleine Gruppe der Most- und Wirtschaftsäpfel erwähnen. Aufgrund ihres hohen Säuregehalts sind sie speziell für die Verarbeitung zu Apfelsaft, Apfelmus oder Apfelmost geeignet.

Anbau und Saison in Deutschland

Je nach Ernte fallen in Deutschland pro Jahr etwa 2 Mio. Tonnen Äpfel an, die Hälfte davon gelangt in den Verkauf oder wird industriell verarbeitet. Die größten Anbaugebiete gibt es am Bodensee, an der Niederelbe, im Rheinland und in Baden-Württemberg. Die Sorten werden oft nach ihrem Erntezeitpunkt unterschieden. Die Sommersorten werden schon im Juli oder August gepflückt, die Herbstsorten im September und die sogenannten Wintersorten im Oktober. Die Saison dauert natürlich länger, da Äpfel aus heimischem Anbau bis in das Frühjahr hinein gelagert werden können.

Hauptlieferländer

Allein um die ganzjährige Versorgung sicherzustellen, müssen Äpfel aus anderen Ländern importiert werden. Grob geschätzt wird jeder dritte Apfel importiert. Einen großen Beitrag dazu liefern Italien und Frankreich, aber auch Länder der Südhalbkugel wie Neuseeland, Chile und Südafrika verkaufen bei uns große Mengen von Äpfeln.

Pro-Kopf-Verbrauch

Wegen des hohen Grads an Selbstversorgung aus dem eigenen Garten ist dieser Wert nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Pro Jahr werden ca. 26 kg Äpfel pro Person eingekauft. Hinzu kommen dann aber noch die selbstangebauten Äpfel. Schätzungen zufolge beträgt also der wirkliche Verzehr ungefähr 40 kg pro Kopf. Kein anderes Obst kommt in Deutschland auch nur annähernd an diese Zahl heran!

Haltbarkeit und Lagerbedingungen

Der Apfel kann nicht nur, meistens muss er sogar gelagert werden. Man unterscheidet nämlich zwischen der Pflückreife und der Mundreife. Pflückreif ist der Apfel, wenn sich sein Stiel leicht vom Baum ablösen lässt, mundreif ist er, wenn er seinen optimalen Geschmack erreicht hat. Diesen Zustand erlangen die Äpfel der verschiedenen Sorten erst Tage, Wochen oder Monate nach der Pflückreife. Herbstäpfel wie der Boskoop erlangen ihr bestes Aroma ab November bis März bei einer Lagerung im dunklen Keller mit hoher Luftfeuchtigkeit. Lagern Sie Äpfel nicht zusammen mit Gemüse, da dieses durch das Ethylengas (Reifegas) des Apfels schneller verdirbt.

Auch sollten verschiedene Apfelsorten nicht im gleichen Raum gelagert werden. Will man die Reifung verzögern, so kann man sie kühl lagern, z. B. im Kühlschrank. Ein ganz besonderer Trick ist das CA (controlled atmosphere) – Lager. Große Mengen von Äpfeln werden hier in einer Atmosphäre mit wenig Sauerstoff und viel Kohlendioxid aufbewahrt, und können so über ein halbes Jahr lang gelagert werden, ohne dass sie ihre Frische verlieren.

Inhaltsstoffe

Der Apfel hat eine große Bedeutung für unsere Ernährung. Bei der großen Menge an Äpfeln, die in Deutschland verspeist werden, ist im Endeffekt die Nährstoffversorgung durch Äpfel relativ groß. In ihm sind 11 Vitamine und 12 Mineralstoffe enthalten, wenn auch nicht immer in hohen Dosen. Natürlich variieren die Gehalte von Sorte zu Sorte, herauszuheben ist sicherlich der Vitamin C-Gehalt. Mit 200 g Boskoop deckt man schon seinen gesamten Tagesbedarf. Weiterhin interessant ist der Ballaststoffgehalt, der besonders durch das Pektin cholesterinsenkend wirkt.

100 g Äpfel enthalten: 54 kcal (225 kJ), 0,3 g Eiweiß, 0,6 g Fett, 11,4 g Kohlenhydrate, 2,0 g Ballaststoffe

Wissenswertes

Wenn Sie frische Äpfel kaufen, sollten sie diese erst einige Tage lagern, bis sie mundreif geworden sind. Sie erkennen den mundreifen Apfel an seinen stark duftenden Aromastoffen.

Noch ein Tipp: Haben Sie Probleme mit Durchfall? Probieren Sie es mit Äpfeln. Einfach rohe, ungeschälte Äpfel fein reiben und öfters am Tag zu sich nehmen.

 

Klassische Rezepte

  • Apfelmus/Apfelkompott
  • Apfelstrudel
  • Apfelkuchen
  • Apfeltaschen
  • Reibekuchen mit Apfelmus
  • Apfelküchle
  • Bratapfel
  • Himmel und Erde
  •  Apfelrotkraut
  • Waldorfsalat
  • Kochen mit Äpfeln / Apfel-Rezepte

Quelle: http://www.wirthspr.de/

Überraschend frühe Verwandlung

Bei einer groß angelegten Untersuchung eines internationalen Forscherteams zu Insektenfossilien aus dem Karbon entdeckte ein Paläontologe der Universität Bonn auf einem Tonstein aus der früheren Kohlezeche Piesberg bei Osnabrück das bislang älteste Fossil einer Insektenlarve. Damit muss die Entstehung der Komplettumwandlung (Metamorphose) von Insekten um rund 45 Millionen Jahre auf 315 Millionen Jahre vordatiert werden. Die Ergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachjournals „Nature“ beschrieben.

315 Millionen Jahre altes Fossil einer Insektenlarve: Der Tonstein wurde in der früheren Zeche Piesberg bei Osnabrück gefunden und im Museum am Schölerberg aufbewahrt. Foto: Torsten Wappler/Uni Bonn
315 Millionen Jahre altes Fossil einer Insektenlarve:
Der Tonstein wurde in der früheren Zeche Piesberg bei Osnabrück gefunden und im Museum am Schölerberg aufbewahrt. Foto: Torsten Wappler/Uni Bonn

Die Entdeckung ist nur wenige Millimeter groß und auf den ersten Blick unscheinbar. Sie könnte aber dafür sorgen, dass in paläontologischen Lehrbüchern die Kapitel über die Entwicklung der Insekten umgeschrieben werden müssen. Im ehemaligen Kohleabbau der Zeche Piesberg bei Osnabrück wurde ein winziges Fossil entdeckt, das aber umso bedeutender ist und im Museum am Schölerberg aufbewahrt wird. Vor dem Dunkelgrau der Tonsteinplatte hebt sich eine rostbraune längliche Struktur ab. Wie der Paläontologe Dr. Torsten Wappler vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn anhand von dreidimensionalen Aufnahmen unter dem Mikroskop bestimmte, handelt es sich dabei wahrscheinlich um die Larve eines Käfers oder Hautflüglers.

Metamorphose muss um 45 Millionen Jahre vordatiert werden

„Die Larve wurde zwar während der Fossilisation leicht flachgedrückt, aber die Merkmale sind gut zu erkennen“, berichtet der Privatdozent. Dieses Exemplar gehöre zu den Holometabolen Insekten, die in ihrer Entwicklung eine vollständige Metamorphose vom Larven- über das Puppenstadium bis zum ausgewachsenen Insekt durchmachen. Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass in der Evolution die Metamorphose von Hautflüglern vor etwa 270 Millionen Jahren entstanden ist. Die Schichten aus dem Oberkarbon des Piesbergs, aus denen der Tonstein mit der fossilierten Larve stammt, sind auf 315 Millionen Jahre datiert. „Deshalb muss die Metamorphose der Hautflügler um mindestens 45 Millionen Jahre vordatiert werden“, sagt Dr. Wappler. Bei dem Fund handelt es sich nun um das älteste bekannte Zeugnis eines Holometabolen Insekts.

Die Wissenschaftler werten die Entdeckung als Glücksfund, denn die weichen und dünnhäutigen Körper von Larven werden im Fossilbericht normalerweise nicht so gut erhalten wie zum Beispiel die harten Chitinpanzer der Käfer. Die Larve ist nur etwa acht Millimeter lang, der Körper in drei Segmente unterteilt. Die Beinchen sind eher rundlich – wie beim Michelin-Männchen, dem Maskottchen des französischen Reifenherstellers. „Die genaue Zuordnung ist schwierig“, berichtet Dr. Wappler. Umfangreiche Vergleiche ergaben, dass es sich um die Larve eines Käfers oder Hautflüglers handelt, zu denen zum Beispiel auch die Bienen und Ameisen gehören.

Die Verwandlung bietet klare Überlebensvorteile

Mehr als drei Viertel aller Insekten macht eine Metamorphose durch – während der Rest frisst, wächst, sich häutet und weiterwächst. Der „Umweg“ über Larve und Puppe bietet den Insekten klare Vorteile: Die Puppe lebt als längstes Entwicklungsstadium im Boden und kann dort extreme Umweltbedingungen – wie Trockenheit oder Frost – besser überdauern. „Außerdem haben Holometabole Insekten bessere Überlebenschancen, weil die verschiedenen Stadien auf unterschiedliche Futterquellen zurückgreifen und dadurch Nahrungsrisiken minimieren“, sagt Dr. Wappler.

Ein internationales Forscherteam aus Frankreich, Russland, Tschechien, Polen, dem Libanon, China und den USA untersuchte unter Mitwirkung des Paläontologen der Universität Bonn die ältesten holometabolen Insekten. „Die Fossilfunde zeigen, dass eine erstaunlich große Vielfalt an Insekten schon im Karbon lebte“, berichtet Dr. Wappler.

Publikation: The earliest known holometabolous insects, Fachjournal “Nature”, DOI: 10.1038/nature12629

Wassersaurier aus Dallas stellt Wissenschaft vor Rätsel

Die Extremitäten des Dallasaurus erinnern noch stark an die eines landlebenden Tieres. Dennoch scheint er kein schlechter Schwimmer gewesen zu sein – zumindest zeigen das aktuelle Knochenanalysen. Möglicherweise wurde die Echse zudem viel länger als gedacht – nicht nur 1,5, sondern 4 bis 6 Meter. Grafik: Southern Methodist University
Die Extremitäten des Dallasaurus
erinnern noch stark an die eines landlebenden Tieres. Dennoch scheint er kein schlechter Schwimmer gewesen zu sein – zumindest zeigen das aktuelle Knochenanalysen. Möglicherweise wurde die Echse zudem viel länger als gedacht – nicht nur 1,5, sondern 4 bis 6 Meter. Grafik: Southern Methodist University

Der so genannte „Dallasaurus“ war möglicherweise dreimal so groß wie bisher gedacht. Darauf deuten zumindest Knochenuntersuchungen hin, die Forscher der Universität Bonn zusammen mit Kollegen aus Schweden, Frankreich und den USA durchgeführt haben. Demnach stammen die heute bekannten Fossilfunde eventuell sämtlich von ein- bis zweijährigen Jungtieren. Bislang galt Dallasaurus mit 1,5 Metern Länge als einer der kleinsten Wassersaurier. Ausgewachsen könnte er aber tatsächlich eine Länge von vier bis sechs Metern erreicht haben. Auch in anderer Hinsicht stellen die Knochenfunde aus dem US-amerikanischen Dallas die Wissenschaftler vor Rätsel.

Dallasaurus gehört zur Gruppe der Mosasaurier, die vor 98 bis 66 Millionen Jahren lebten. Die größten Mosasaurier erreichten eine Länge von 15 Metern. Viele von ihnen waren gefährliche Räuber. Mosasaurier waren Wasserbewohner; sie stammen aber von landlebenden Vorfahren ab. Von Dallasaurus existieren bislang nur drei nicht vollständig erhaltene fossile Skelette. Sie alle wurden im texanischen Dallas County gefunden. Viele Mosasaurier waren gute Schwimmer. Dallasaurus dagegen war weniger gut an ein Leben im Wasser angepasst: Seine Gliedmaßen ähnelten denen einer landlebenden Echse wie etwa des heutigen Comodo-Warans. Anders als Landtiere hatte Dallasaurus aber kein Becken, an dem die Hinterextremitäten hingen. Daher gilt er als fehlendes Bindeglied („Missing Link“) der Evolution.

Dafür sprach auch seine geringe Größe: Großwüchsige Tiere haben meist eine hohe Stoffwechselrate und müssen entsprechend viel Nahrung zu sich nehmen. Ein vergleichsweise ineffizienter Schwimmer wie Dallasaurus war dagegen vermutlich kein besonders guter Jäger und konnte nur selten auf einen reich gedeckten Tisch hoffen – zumindest im Vergleich zu den besser an die aquatische Lebensweise angepassten Mosasauriern.

Die neuen Untersuchungsergebnisse zeichnen nun aber ein differenzierteres Bild des Wassersauriers aus Dallas. „Die Mikrostruktur ihrer Knochen spricht dafür, dass die bislang gefundenen Dallasaurier Jungtiere waren“, erklärt Dr. Alexandra Houssaye von der Universität Bonn. „Die fossilen Knochen befinden sich wahrscheinlich in ihrem zweiten Wachstumszyklus. Wenn diese Interpretation stimmt, waren die Tiere bei ihrem Tod also erst zwei Jahre alt.“ Die Echsen könnten dann ausgewachsen eine Länge von vier bis sechs Metern erreicht haben. Bislang war man von maximal 1,5 Metern ausgegangen.

Merkwürdiger Knochenmix

Dallasaurus verfügte zudem über einen äußerst ungewöhnlichen Knochenmix: Seine Rippen und Oberschenkelknochen waren im Zentrum hohl und damit ähnlich gebaut wie die heutiger Landlebewesen. Seine Wirbel waren dagegen wie ein Schwamm von vielen kleinen Höhlungen durchsetzt – diese spongöse Knochenform ist für Wasserbewohner typisch. Seine Oberarmknochen schließlich wiesen kaum Höhlungen auf, sie waren kompakt.

„Diese Mischung verschiedener Bauweisen ist einzigartig“, betont Houssaye. „Bislang dachten wir, dass in jedem Tier entweder nur kompakte oder nur spongöse Knochen vorkommen.“ Interessant sind vor allem die spongösen Wirbel: Sie sprechen dafür, dass Dallasaurus schon gut an ein Leben im Wasser angepasst war. Die kompakten Oberarmknochen sind dagegen eher ein Merkmal ineffizienter Schwimmer. Die hohe Dichte kompakter Knochen stabilisiert nämlich die Körperausrichtung im Wasser, ohne dass dazu Schwimmbewegungen nötig wären. „Insgesamt schließen wir jedoch aus unseren Knochenanalysen, dass Dallasaurus ein dynamischerer Schwimmer war als bislang gedacht“, sagt Houssaye. Der Titel „Missing Link“ ist dem Wassersaurier also noch keineswegs sicher. Houssaye hofft nun auf weitere Mosasaurier-Funde, die bessere Einblicke in die Evolution dieser Tiergruppe erlauben.

Publikation: Microanatomical and Histological Features in the Long Bones of Mosasaurine Mosasaurs (Reptilia, Squamata) – Implications for Aquatic Adaptation and Growth Rates; PLOS ONE, http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0076741

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