Dem Schwanzbeißen auf der Spur

(aid) – Professor Dr. Joachim Krieter vom Institut für Tierzucht und Tierhaltung an der Kieler Christian-Albrechts-Universität arbeitet daran, dem Schwanzbeißen im Schweinestall auf die Spur zu kommen. Gemeinsam mit der Tierärztin Christina Veit sucht der Kieler Wissenschaftler nach Rezepten, um das Risiko des Schwanzbeißens in den hiesigen Schweinebeständen deutlich zu verringern und eines Tages eventuell ganz zu verhindern. Das Problem dieser Verhaltensstörung erhält eine besondere Dringlichkeit, nachdem das Kupieren der Schwänze nicht mehr erlaubt und nur noch per Sondergenehmigung legal ist.

Zur Klärung der Zusammenhänge arbeitet Krieter mit Praxisbetrieben zusammen. Die Schweinehalter erklärten sich bereit, etwa die Hälfte jedes Durchgangs an Ferkeln nicht zu kupieren. Diese unkupierten Ferkel wurden in zwei Gruppen unterteilt und jeweils in Buchten mit identischen Beschäftigungsmöglichkeiten aufgestallt. Eine der beiden Gruppen erhielt aber neben dem üblichen Spielzeug noch weiteres Material zur Ablenkung. Auf diese Weise wurde ein klassisches Versuchsdesign für eine With-Without-Analyse geschaffen.

Zunächst wurde getestet, welchen Einfluss die Gabe von Stroh auf das Beißverhalten hat. Hierzu wurde Stroh entweder lose auf die Spalten geworfen oder aber in einen Strohautomaten gefüllt. Diese Maßnahme führte zu einer merklichen Verringerung von Bissen und Bissattacken, wenn täglich frisches Stroh geboten wurde. Der frische Geruch macht das Stroh für die neugierigen Ferkel bzw. Läufer interessant. Hat das Stroh – auch Heu und Silage lassen sich zur Beruhigung verwenden – den Stallgeruch angenommen, sinkt das Interesse der Schweine, die sich dann wieder den Schwänzen ihrer Buchtenkollegen zuwenden. Insgesamt zeigte sich aber, dass die Übergriffe in den einzelnen Experimenten sehr unterschiedlich verliefen. Einzige echte Gemeinsamkeit: Ab der 2. bis 3. Woche nach dem Absetzen treten erste Verletzungen auf.

In einem zweiten Versuch wurde mit der Gabe von Raufutter bereits vor dem Absetzen begonnen. Gefüttert wurden Luzernestroh und getrocknete Maissilage. Bereits die Saugferkel nahmen das Futter gut an. Auch hier zeigte sich eine deutliche Verringerung an Verletzungen. Doch in dieser Versuchsreihe begann das Schwanzbeißen etwa in der dritten Woche nach dem Absetzen. Die Bereitstellung eines Stroh-/Torfgemisches sowie der Einsatz von Jutematerial führte zu zusätzlicher Beschäftigung und der weiteren Ablenkung der Tiere. Durch eine intensivere Tierbeobachtung und ein sofortiges Eingreifen kann das Risiko von Schwanzbeißereien weiter verringert werden.

Künftig sollten nach Ansicht des Kieler Professors die Untersuchungen in diesem Bereich fortgesetzt werden. Dabei muss der Fokus der Betrachtung vor allem auf die ersten Wochen nach dem Absetzen gelegt werden. „Die Optimierung der Fütterung und des Absetzmanagements – zum Beispiel längere Säugezeiten – spielen dabei eine entscheidende Rolle“, so Krieter.

Dr. Uwe Scheper, www.aid.de

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