Auf einem Münchener Flohmarkt entdeckte vor einiger Zeit ein Sammler ein altes Fotoalbum mit Bildern einer attraktiven Frau, die ihm völlig unbekannt war. Es handelte sich um Deutschlands verstorbene Jazzsängerin Nummer eins Inge Brandenburg (1929-1999). Der Sammler erwarb einen Teil ihres Nachlasses und wollte mehr erfahren. Gemeinsam mit dem Filmemacher Marc Boettcher tauchte er ein in ein Leben voller Entbehrungen, Sehnsüchte und Exzesse. In vierjähriger Recherche entstand aus zahllosen Ton- und Bildfragmenten ein facettenreiches Porträt.
Das hr-fernsehen zeigt „Sing! Inge, sing! – Der zerbrochene Traum der Inge Brandenburg“ in der Nacht von Sonntag, 5. Januar, auf Montag um 1.00 Uhr in der 118-minütigen Kinofassung, in der unter anderem Zeitzeugen und Weggefährten wie Emil Mangelsdorff, Fritz Rau, Joy Fleming, Udo Jürgens, Peter Herbolzheimer, Paul Kuhn, Max Greger, Dusko Goykovic, Wolfgang Dauner, Joana und Klaus Doldinger zu Wort kommen. So entdeckt der für den Grimme-Preis nominierte und als Koproduktion des Hessischen Rundfunks (hr) mit NDR und Arte entstandene Film nicht nur einen zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Star wieder, sondern erzählt gleichzeitig ein wichtiges Stück deutscher Zeit- und Kulturgeschichte.
Aufgewachsen in schwierigen Verhältnissen in Leipzig und frühzeitig gewohnt, auf eigenen Beinen zu stehen, wird Inge Brandenburg 1960 plötzlich als beste europäische Jazzsängerin gefeiert, vom Time Magazin mit Billie Holiday verglichen, auf Händen getragen von Musikern – und ignoriert und (erfolglos) auf Schlager reduziert von der deutschen Plattenindustrie. Ein Frauenschicksal der 1950er und 60er Jahre, einer Zeit, in der es in Deutschland keinen Platz gab für selbstbewusste Frauen mit überregionalen Träumen, mit dramatischem Interpretationsstil und einer emanzipierten Erotik.