„Kinder und Jugendliche in Deutschland werden zu wenig gegen Alkoholmissbrauch geschützt. Aufklärungskampagnen sind zu wenig. Wir brauchen endlich ein Werbeverbot, zumal wir im kommenden Jahr mit der Fußball-WM und Olympia sportliche Großereignisse erwarten, bei denen Millionen Kinder und Jugendliche zuschauen. Die Verknüpfung von positivem Lebensgefühl mit Alkohol, wie sie die Werbung, vor allem Werbung bei sportlichen Großereignissen, herstellt, verführt gerade Minderjährige zum Trinken.“ Mit diesen Worten reagierte heute in Berlin Dr. Matthias Brockstedt, Suchtbeauftragter des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland auf die aktuellen Zahlen zum Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen.
„Auch wenn es einen leichten Rückgang bei den Alkoholvergiftungen von Kindern und Jugendlichen gegeben hat, ist dies noch lange keine Trendwende,“ so Brockstedt weiter. „Diese werden wir nachhaltig erst erreichen, wenn endlich umfassende Präventionsmaßnahmen eingesetzt werden. Hierzu zählen vor allem das Werbeverbot für Alkoholika, vor allem bei Sportveranstaltungen und auch analog zu den Hinweisen auf Zigarettenpackungen die Warnhinweise für Schwangere auf allen alkoholischen Getränken“, so der Kinder- und Jugendarzt.
„Der Berufsverband der Ärzte für Kinder- und Jugendmedizin (BVKJ) wird beim neu benannten Bundesdrogenbeauftragten darauf dringen, dass diese Forderungen endlich durchgesetzt werden“, erklärte Dr. Wolfram Hartmann“, Präsident des BVKJ . „Das wird für uns die Messlatte sein, an der wir die Ernsthaftigkeit der politischen Willenserklärungen aller Fachebenen bemessen werden; denn nur so wird es möglich sein, Kinder und Jugendliche wirksam vor Alkoholmissbrauch zu schützen.“
Alkoholmissbrauch bei Minderjährigen in sozial prekären Verhältnissen besonders häufig
„Alkoholmissbrauch hat auch eine soziale Seite. Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien greifen früher und häufiger zu Flasche. Dies sehen wir bei unserer täglichen Arbeit in unseren Praxen. In diesen Familien schaffen es Eltern häufig nicht, gute Vorbilder zu sein und maßvoll mit Alkohol umzugehen. Um so wichtiger ist es, dass diese Familien in ihren Ressourcen gestärkt werden. Alkoholwerbung ist genau das Gegenteil. Sie konterkariert jeden Versuch von Eltern, Kinder vor Alkohol zu schützen.“