Entzündungsprozesse spielen bei der Entstehung menschlicher Erkrankungen eine Schlüsselrolle: Nicht nur an Autoimmunerkrankungen oder Infektionen sind sie beteiligt, sondern auch an Herz- oder Krebserkrankungen. Sie im Körper zu lokalisieren und maßgeschneidert zu behandeln, ist eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin. Forscher der Universität Münster, einige von ihnen im Exzellenzcluster „Cells in Motion“ aktiv, haben ein Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe Mediziner entzündliche Prozesse bei verschiedenen Krankheiten früh und genau lokalisieren können. Beteiligt waren die Immunologen Dr. Thomas Vogl (Privatdozent) und Prof. Johannes Roth sowie die Radiologen Dr. Michel Eisenblätter und Prof. Christoph Bremer.
Bislang war diese Lokalisation nur eingeschränkt möglich: Zwar lassen sich an der Immunabwehr beteiligte Zellen, sogenannte Phagozyten, schon länger mithilfe bildgebender Verfahren darstellen. Unklar war jedoch, wie weit fortgeschritten eine Erkrankung ist und ob die dargestellten Zellen an der Bekämpfung der Entzündung beteiligt sind oder nicht. Mit einem neuen Kontrastmittel aus Antikörpern, das entzündete Areale leuchten (fluoreszieren) lässt, haben die Wissenschaftler nun buchstäblich Licht ins Dunkel gebracht. „Wir können mithilfe dieses Verfahrens nicht nur zeigen, wo sich Phagozyten finden, sondern auch, wie aktiv sie sind“, erklärt Thomas Vogl. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Das Verfahren nutzt die Tatsache, dass aktive Phagozyten am Entzündungsort zwei bestimmte Proteine freisetzen: S100A8 und S100A9. Je mehr sich davon an bestimmten Stellen im Körper finden, desto eher deutet dies auf einen akuten Entzündungsprozess hin. Die Hoffnung der Forscher ist, dass das von ihnen entwickelte Fluoreszenz-Bildgebungsverfahren künftig auf mehreren Ebenen zur Heilung beiträgt. Beispielsweise lassen sich mit ihm schon Entzündungen im Körper nachweisen, bevor sie sich durch Symptome wie Rötung oder Schwellung äußern – Therapien könnten viel früher zur Anwendung kommen. „Wenn man genau weiß, wo sich eine Entzündung befindet und wie aktiv sie ist, lassen sich Medikamente gezielter einsetzen“, nennt Thomas Vogl einen weiteren Vorteil.
Das Besondere an dem Verfahren: Es lässt sich bei besonders vielen Krankheiten einsetzen. „Der grundlegende Mechanismus ist bei den meisten Entzündungen gleich: Aktive Phagozyten setzen am Entzündungsort die Proteine S100A8 und S100A9 frei“, erläutert Michel Eisenblätter. Mit einem Marker, der diese Botenstoffe sichtbar mache, ließen sich deshalb viele Erkrankungen im Körper darstellen und messen.
Institut für Immunologie der WWU Münster
Exzellenzcluster „Cells in Motion“
Quelle/Text/Redaktion: www.uni-muenster.de