Hahn oder Henne?

Neue Methode zur Geschlechtsbestimmung vor dem Schlüpfen

(aid) – Lässt sich das Geschlecht eines Kükens bestimmen bevor es schlüpft? Wenn sich diese Frage mit einem einfachen „Ja“ beantworten ließe, dann würden in Zukunft etwa 40 Millionen männliche Küken, die jährlich bei der Legehennenvermehrung allein in Deutschland anfallen, nicht mehr unmittelbar nach dem Schlupf aussortiert. Sie werden getötet, weil sie zu langsam an Gewicht zulegen und zu wenig Fleisch ansetzen.

Das ist jedoch aus ethischen, rechtlichen und gesellschaftspolitischen Gründen nicht zu rechtfertigen. Deshalb werden im Rahmen eines Forschungsverbundes Ansätze für eine Geschlechtsbestimmung im Ei entwickelt und auf ihre Praxistauglichkeit geprüft. Ziel des Projektes ist es, eine Methode zu finden, bei der das Geschlecht im Ei so früh wie möglich identifiziert werden kann. Und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem nach gegenwärtigem Kenntnisstand noch keine Schmerzempfindungsfähigkeit des Hühnerembryos zu erwarten ist.

Dr. Gerald Steiner von der Technischen Universität Dresden, ein Vertreter von insgesamt sechs Verbundpartnern im Projekt, hat Mitte Oktober 2014 bei den Innovationstagen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in Bonn Hintergründe und den aktuellen Stand des Forschungsprojekts vorgestellt. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Aussehen eines Hühnereis und dem Geschlecht des später schlüpfenden Kükens. Also mussten die Wissenschaftler nach anderen Methoden suchen. Letztlich landeten sie bei der Nah-Infrarot-(NIR)-Raman-Spektroskopie mit der das Geschlecht bereits ab dem 3. Bebrütungstag bestimmt werden kann. Ein Spektrometer bricht das Licht in seine Spektralfarben wie bei einem Regenbogen auf.

Für die Untersuchung wird das Ei wie bei einem Frühstücksei entdeckelt, mit dem Spektrometer gelasert und mit Klebeband wieder verschlossen. Da männliche und weibliche Eier unterschiedliche, charakteristische Farbspektren aufweisen, ist das der Schlüssel zum Erfolg. Allerdings: „Kein Ei gleicht dem anderen – und das hat uns voll getroffen“, sagte Steiner und so liegt die Zuverlässigkeit der Methode bei den „weiblichen“ Eiern bei 84 Prozent und bei den „männlichen“ Eiern bei 92 Prozent. Wenn Menschen das Geschlecht der Küken anhand ihrer Daunenfärbung und Schwungfederentwicklung bestimmen, dann liegt die Quote bei 98 Prozent.

Der Mensch ist der Maschine aber nicht nur in der Genauigkeit weit überlegen, sondern auch in der Geschwindigkeit. Diese Akkordarbeiter, sogenannte „Sexer“, bestimmen in einer Stunde das Geschlecht von rund 2.000 Küken. Diese Geschwindigkeit könnte nach Aussage von Steiner nur über den Einsatz mehrerer, parallel arbeitender Maschinen ausgeglichen werden. Die Mehrkosten für den Einsatz der NIR-Raman-Spektroskopie liegen bei rund zwei Cent pro Küken.

Die Methode zieht im Übrigen keine deutliche Verringerung der Schlupfrate nach sich. Denn was hilft eine perfekte Geschlechtsbestimmung im Ei, wenn am Ende kein Küken schlüpft?

Britta Ziegler, www.aid.de

Weitere Informationen:

www.ble.de

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