Kampf gegen Viren wird fortgesetzt

Wie gelingt es Viren, die Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers zu umgehen? Diese und weitere Fragen erforschen deutsche und chinesische Wissenschaftler seit 2009 im Sonderforschungsbereich Transregio 60 am Klinikum der Universität Duisburg-Essen (UDE). Dabei sind sie so erfolgreich, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die chinesische National Natural Science Foundation (NSFC) entschieden haben, das Projekt erneut zu fördern. Elf Teilprojekte in Essen und Bochum erhalten in den kommenden dreieinhalb Jahren rund 5,9 Mio. Euro, sieben Teilprojekte in China rund 2 Mio. Euro.

Ob Hepatitis B und C oder HIV – weltweit sind über 500 Millionen Menschen mit diesen Viren infiziert. Besonders tückisch: Anfangs ist kaum etwas von der Ansteckung zu spüren, die Krankheitserreger können sogar lebenslang unbemerkt im menschlichen Körper verbleiben. Doch kommt es zum Ausbruch, lösen sie Krankheiten wie schwere Leberentzündungen oder gar AIDS aus. Wie Viren es schaffen, im „Wirtskörper“ zu überleben und der Abwehr durch das Immunsystem zu entkommen, erforschen Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum in Kooperation mit Wuhan (VR China) und Shanghai im Rahmen des SFB/TRR 60 bereits seit 2009.

Mit Erfolg: Über 100 wissenschaftliche Publikationen sind in den vergangenen Jahren erschienen – ein Beweis für die gute Grundlagenarbeit, die in den letzten Jahren unter Federführung des Instituts für Virologie am Essener Uniklinikum geleistet wurde. Nun will das internationale Forscherteam dieses Wissen gezielt nutzen, um neue Strategien zur Immuntherapie oder Impfung gegen chronische Virusinfektionen zu entwickeln. Dabei kann es auf die Unterstützung der DFG sowie deren chinesischen Pendant, der NSFC, zurückgreifen: Beide Institutionen haben sich entschieden, den SFB in den kommenden dreieinhalb Jahren erneut zu fördern.

„Wir freuen uns, dieses bundesweit einzigartige und wegweisende Projekt fortsetzen zu können“, so Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen, anlässlich der offiziellen Bekanntgabe der Förderung. „Dank der Bewilligung von Fördergeldern in einer Gesamthöhe von 7,9 Mio. Euro für die kommenden dreieinhalb Jahre ist es den über 80 in Deutschland und China am Projekt beteiligten Wissenschaftlern möglich, Grundlagen für neue, virusspezifische Immuntherapien und Schutzimpfungen zu legen. Mit diesen könnten wir eines – hoffentlich nicht mehr fernen – Tages andauernde Virusinfektionen beenden und auch Spätfolgen wie Leberzirrhose, Tumore oder Immunschwäche vermeiden.“

Auch für Dekan Prof. Dr. Jan Buer ist die Weiterführung des SFB/TRR 60 ein großer Erfolg: „Die erneute Bewilligung einer Förderung ist eine echte Anerkennung der wissenschaftlichen Arbeit, die in der ersten Förderperiode geleistet worden ist. Die Universität Duisburg-Essen kann sich erneut mit ihrer Medizinischen Fakultät deutschlandweit als auch international als forschungsstarker Standort im Bereich der Infektionsforschung positionieren.“

Der Förderungszusage ging ein umfangreicher Prüfungsprozess voraus: „Zur gemeinsamen Begutachtung der neuen Projekte durch die DFG und NSFC reisten im Oktober 2013 über 35 Mitglieder des SFB/TRR 60-Teams nach Wuhan“ erläutert Prof. Dr. Ulf Dittmer, Leiter der Essener Virologie und Sprecher des SFB. „Zur Delegation gehörten die Teilprojektleiter aus der Virologie, Mikrobiologie, Immunologie, experimentellen Immunologie und Bildgebung, Hepatologie, Zellbiologie und anorganischen Chemie sowie Postdoktoranden und Doktoranden, die vor Ort den Verantwortlichen der Fördergesellschaften Rede und Antwort stehen mussten. Umso mehr freut uns, dass wir nun die gemeinsame Arbeit fortsetzen können“, so der Essener Virologe.

Gemeinsames Ziel sei es nun, Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln, die in der Lage sind, „Bremsmechanismen“ des Immunsystems zu überwinden und damit Virusinfektionen zu beenden. „Haben wir Erfolg, könnten wir ein sehr großes, weltweites Gesundheitsproblem nachhaltig bekämpfen“, fasst Prof. Dittmer abschließend zusammen.

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