Klare Diagnose dank genauer Ortung von Tumornestern

Endlich eine klare Diagnose: Prof. Markus Essler (li) erklärt seinem Patienten Ludger A. das neue Verfahren; (c) Johann Saba, UK Bonn
Endlich eine klare Diagnose:
Prof. Markus Essler (li) erklärt seinem Patienten Ludger A. das neue Verfahren; (c) Johann Saba, UK Bonn

Regelmäßig ging Ludger A. zur Vorsorge, die deutliche Hinweise auf Prostatakrebs lieferten. Doch drei Biopsien, eine operative Entnahme von Gewebeproben, bestätigten dies nicht. Um endlich Klarheit zu haben, wandte sich der 75-Jährige an die Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Bonn, die jetzt eine hochempfindliche Methode zur Erkennung von Prostatakrebs anbietet. Dabei machen maßgeschneiderte radioaktive Marker auch kleinste Tumornester sowie Tochtergeschwulste in Lymphknoten und Knoten sichtbar. Das Verfahren ist auch zur Planung und Kontrolle von individuellen Therapien sehr gut geeignet.

In Deutschland ist Prostatakrebs der häufigste bösartige Tumor des Mannes. Da er spät mit Symptomen auf sich aufmerksam macht, wird er oft erst erkannt, wenn er längst streut. Doch häufig ist die Diagnose trotz Biopsien wie bei Ludger A. unklar: „Das ist sehr belastend. Es geht einem nicht aus dem Kopf, eventuell doch Krebs zu haben.“ Daher griff er den Rat seines Hausarztes gerne auf, sich an die Nuklearmedizin auf dem Bonner Venusberg zu wenden. Denn dort bieten die Ärzte jetzt ein neues zielgerichtetes Verfahren an. „Damit bekommen wir in jedem Fall eine klare Aussage, ob Prostatakrebs vorliegt und ob sich bereits Tochtergeschwülste gebildet haben“, sagt Prof. Dr. Markus Essler, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Bonn. Zudem ist es zur Planung und Kontrolle von individuellen Therapien sehr gut geeignet.

Ausbreitung des Prostatakarzinoms im Bild eingefangen

Das neue Diagnose-Verfahren macht sich eine besondere Eigenschaft der Prostatakrebszellen zu nutze. Denn diese bilden auf ihrer Oberfläche vermehrt ein spezielles Eiweiß, das so genannte Prostataspezifische Membranantigen (PSMA). Ein maßgeschneiderter Marker, der zusätzlich mit dem nur wenige Stunden haltbaren Isotop Gallium-68 schwach radioaktiv markiert ist, erkennt diese Eiweiß-Moleküle und dockt gezielt dort an. So wird im Tumorgewebe Radioaktivität angereichert, die mittels Positronenemmissionstomographie (PET) genau sichtbar wird. „Wir haben jetzt eine sehr empfindliche Sonde speziell für Prostatakrebs mit der wir auch sehr kleine Tumornester nachweisen können“, betont Prof. Essler. So ist dieses neue Verfahren vor allem für Patienten geeignet, bei denen trotz Operation erneut ein Prostatakarzinom auftritt.

Mit einer gleichzeitig durchgeführten Computertomographie (CT) kann der Nuklearmediziner die Tumornester zudem exakt örtlich zuordnen. „Durch die Überlagerung der PET- und CT-Bilder entsteht im übertragenen Sinne eine Tumor-Landkarte“, sagt Prof. Essler. Die neue Methode liefert dem behandelnden Urologen also ein höchst informatives Bild über die Ausdehnung des Prostatakarzinoms, auf das er einen individuellen Behandlungsplan aufbauen kann.

Zudem setzt der Bonner Nuklearmediziner auf neue maßgeschneiderte Wirkstoffe, die nach dem gleichen Prinzip ausschließlich an das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA) andocken und das Tumorgewebe direkt bestrahlen. So wird das umliegende gesunde Gewebe geschont. Diese neue Therapiemöglichkeit bei fortgeschrittenem Prostatakrebs bietet Prof. Essler ab sofort an.

Endliche eine klare Diagnose

Ludger A. empfand das neue Untersuchungs-Verfahren als problemlos. Der radioaktive Marker wird intravenös gespritzt und verteilt sich über die Blutbahn im ganzen Körper. Nach einer Stunde erfolgt eine PET/CT-Untersuchung, die 20 Minuten dauert. Die Strahlenbelastung ist im Vergleich niedrig Häufiger auftretende Nebenwirkungen des radioaktiven Markers sind nicht bekannt, und auch allergische Reaktionen sind äußerst selten.

Zwar konfrontierten die Ergebnisse Ludger A. jetzt mit der Diagnose „Prostatakrebs“, doch war der 75-Jährige dankbar und nach Jahren der Unsicherheit sehr erleichtert: „Endlich habe ich Klarheit. Natürlich verspreche ich mir auf der Basis dieser Untersuchung eine besser auf mich angepasste Therapie.“ Denn neben seiner aktiven Teilnahme in einem Chor und verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten möchte er auch nächstes Jahr wieder als Einsatzleiter einer Ersten-Hilfe-Station der Malteser nach Medjugorje / Bosnien-Herzegowina gehen.

Den Video-Podcast zur Gallium-68 PSMA PET/CT-Untersuchung gibt es unter:
http://www.ukb.uni-bonn.de/KommZen/video/gpsmapet2014/gpsmapet2014.html

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