Verbraucher können gute Gastronomiebetriebe jetzt von weniger guten unterscheiden: Das neue Kontrollbarometer der Verbraucherzentrale NRW weist – zunächst für die Städte Duisburg und Bielefeld – den Weg zu appetitlichen Restaurants, Schnellimbissen und Eisdielen.
Gespeist aus den Ergebnissen der dortigen amtlichen Lebensmittelkontrolle zeigt die neue Appetitlich-App als Barometer in Ampelfarben auf dem Smartphone anschaulich an, wie es die Lokalität der Wahl mit Hygiene, Eigenkontrollen, Betriebsführung und Verbraucherinformation hält. Der nordrhein-westfälische Verbraucherschutzminister Johannes Remmel, Verbraucherzentralenvorstand Klaus Müller und Dr. Ralf Krumpholz, Dezernent für Umwelt-, Klimaschutz, Gesundheit und Verbraucherschutz der Stadt Duisburg, zeigten sich bei der Vorstellung zuversichtlich, dass das Kontrollbarometer mit seinem Blick hinter die Kulissen ein Win-win-Projekt für alle Beteiligten wird: Für Verbraucherinnen und Verbraucher, weil es verlässlich transparent macht, wie es in den Betrieben zugeht. Für Betriebe, weil es den Qualitätswettbewerb fördert. Und für die Landesregierung, weil es ein Baustein für mehr Qualität, Sicherheit und Transparenz im Lebensmittelbereich ist.
Wer essen geht, will, dass es schmeckt und dass es in den Küchen der Restaurants und Imbissbetriebe sauber zugeht. Erst wenn es bei der Hygiene und beispielsweise der Kennzeichnung von Lebensmitteln stimmt, spielen die Qualität des Essens oder das Preis-Leistungsverhältnis bei der Wahl des Gastronomiebetriebs eine Rolle.
„Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich auf die Einhaltung hygienischer Standards, korrekte Kennzeichnung sowie auf die Qualität von Lebensmitteln verlassen können. Die Ergebnisse unserer Lebensmittelüberwachung zeigen: Der weit überwiegende Teil der Gastronomie in Nordrhein-Westfalen arbeitet ehrlich, sauber und gut. Die schwarzen Schafe machen nur einen Bruchteil aus, können aber eine ganze Branche in Verruf bringen und führen zu Verunsicherungen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern“, so Verbraucherschutzminister Johannes Remmel.
Mit dem Pilotprojekt „Kontrollbarometer“ lote die Landesregierung deshalb nun für die Städte Duisburg und Bielefeld Chancen und Akzeptanz eines Transparenzsystems über die Lebensmittelkontrollergebnisse aus.
„Entscheidungshilfe bei der Wahl von Restaurant oder Eisdiele waren die Kontrollergebnisse der Lebensmittelüberwachung bisher nicht, weil weder die Namen der Betriebe veröffentlicht wurden noch die Daten für Verbraucher einfach zugänglich waren“, erläutert NRW-Verbraucherzentralenvorstand Klaus Müller. Auf Grundlage des Verbraucherinformationsgesetzes schlägt die Verbraucherzentrale NRW deshalb jetzt die Brücke zwischen amtlichen Kontrolldaten und verständlicher Verbraucherinformation. „In den Städten Duisburg und Bielefeld haben wir bei den dortigen Lebensmittelüberwachungsämtern regelmäßige Auskünfte zur amtlichen Bewertung aller Restaurants, Gaststätten, Imbissbetriebe, Cafés und Eisdielen in Sachen Hygiene, Eigenkontrollen und Betriebsführung beantragt“, skizziert Müller die Daten- und Bewertungsgrundlage des Kontrollbarometers.
Je schlechter, desto mehr Minuspunkte – und zwar auf einer Skala von Null bis 80. Das Kontrollbarometer unterteilt dabei – symbolisiert als Pfeil mit den Ampelfarben – drei Gruppen: grün (Null bis 40 Punkte), wenn die Anforderungen „erfüllt“ sind, gelb (41 bis 60 Punkte), wenn die Anforderungen teilweise erfüllt werden und rot (61 bis 80 Punkte), wenn die Anforderungen nur unzureichend erfüllt werden. Wenn Arbeitsflächen verschmutzt oder Ungeziefer zu finden war, verdorbene Lebensmittel verarbeitet wurden oder die Speisekarte nicht korrekt über die in Produkten verwendeten Zusatzstoffe informierte, verschiebt sich das Barometer wegen der dafür zugeteilten Minuspunkte für diesen Betrieb von grün nach gelb und in seltenen Fällen auch nach rot.
„So schaffen wir auf einen Blick Transparenz und bieten die Möglichkeit, die bewerteten Betriebe zu vergleichen“, erläutert Klaus Müller, „die meisten Betriebe in Duisburg und Bielefeld liegen im grünen und gelben Bereich, nur bei einem Betrieb zeigt das Kontrollbarometer den roten Bereich an“, fasst der Verbraucherzentralenvorstand die bisherigen Ergebnisse zusammen.
Ins Kontrollbarometer sind die Kontrolldaten der Lebensmittelüberwachung seit dem 1. Juli 2012 eingeflossen. Zurzeit sind für Duisburg fast 600, für Bielefeld fast 400 Betriebe erfasst, das sind annähernd 60 Prozent aller Gastronomen in beiden Städten. Im wöchentlichen Rhythmus werden weitere Betriebe ergänzt und Bewertungen aktualisiert.
Zur verständlichen Entscheidungshilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher wird das Kontrollbarometer, weil es als App aufs Smartphone kommt oder im Internetauftritt der Verbraucherzentrale NRW unter www.vz-nrw.de/appetitlich eingesehen werden kann. „Bevor ich in Duisburg und Bielefeld essen gehe, kann ich dort in der Suche den Namen von Pizzeria, Imbiss oder Restaurant eingeben und mir anzeigen lassen, ob der Betrieb bei den Kontrollkriterien im grünen Bereich liegt“, rät der Verbraucherzentralenvorstand, „Appetitlich“ unter den Favoriten abzuspeichern.
Allerdings: Nicht bewertet wird, wie das Essen schmeckt.
„Das Kontrollbarometer ist ein wichtiger Schlüssel, um Betriebe zu motivieren, Mängel abzustellen und im Wettbewerb um den Kunden mit guten Ergebnissen bei Hygiene, Eigenkontrollen, Betriebsführung und Verbraucherinformation zu punkten“, zeigte sich Dr. Ralf Krumpholz, Dezernent für Umwelt-, Klimaschutz, Gesundheit und Verbraucherschutz der Stadt Duisburg, von den Erfolgschancen überzeugt: „Außerdem stärkt das neue Angebot das Vertrauen der Verbraucher in die Betriebe, was sich wiederum positiv auf Umsatz und Kundenbindung auswirkt.“ Die Lebensmittelüberwachung in Duisburg unterstütze daher die transparente Darstellung von Kontrollergebnissen nach Kräften und hat für die Betriebe zudem Informationsveranstaltungen zum neuen Angebot angeboten.
Das Modell des Kontrollbarometers wurde auf Grundlage der Beschlüsse der Verbraucherschutzminister und -ministerinnen der Länder und der Landesregierung NRW vom Frühjahr 2011 entwickelt. Bundesweit wurde es aber bislang nicht in der Praxis getestet oder umgesetzt.
Duisburg und Bielefeld sind in Nordrhein-Westfalen Pilotstädte für die Realisierung des Kontrollbarometers. Nach Ende der Pilotphase 2014 wird eine Auswertung erfolgen und die Ausweitung auf andere Städte und andere Betriebsarten (Bäckereien, Metzgereien etc.) überlegt.
So kommt „Appetitlich“ zum Verbraucher:
Die Informationen können ab 5. Dezember 2013 per Smartphone oder PC abgerufen werden: Das Kontrollbarometer gibt es als kostenlosen Download im App-Store (für iPhones) oder bei Google Play (für Geräte mit Android Betriebssystem). Beim Aufruf am PC ist die Internetseite www.vz-nrw.de/appetitlich die richtige Adresse.
Stand: 05.12.2013