Dortmund (lwl). Am Dienstag (26.5.) lädt das Fritz-Hüser Institut Dortmund in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zu einem Vortrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterautobiographien ein. Wolfgang Emmerich berichtet um 18 Uhr im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern von „Lebensläufen von ganz unten“.
Autobiographien haben viele Leser, die sich von der Lektüre Einblicke und Erkenntnisse über die schreibende Person und ihr Handeln erhoffen, die sonst der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Vor rund vier Jahrzehnten rief Wolfgang Emmerich mit der Herausgabe von „Proletarische Lebensläufe“ autobiographische Schriften ins Gedächtnis der Leserschaft, die zwar das Schicksal Einzelner beschrieben, aber exemplarisch einer ganzen Gesellschaftsschicht der Arbeitvereine Stimme verliehen. In der Arbeiterbewegung waren diese Autobiographien bis 1933 ein wichtiges literarisches Element. Sie wurden erst nach 1960 mit den Aktivitäten der Dortmunder Gruppe 61 und dem Werkkreis Literatur der Arbeitswelt neu belebt. Seither ist unbestritten, dass der Lebenslauf von unten genauso wesentliche Erkenntnis bergen kann wie der eines berühmten Menschen an der Spitze der Gesellschaft. Mit der Bedeutung der Arbeiterautobiographie für die Entstehung einer zweiten Kultur der Moderne befasst sich der Vortrag.
Wolfgang Emmerich studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und deutsche Volkskunde an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Köln und Tübingen und war seit 1978 Professor für Neuere deutsche Literatur und Kulturwissenschaft an der Universität Bremen. Von 1989 bis 2005 leitete er das auf seine Initiative gegründete Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Literatur des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Literaturgeschichte der DDR.
Der Eintritt ist frei.
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern