Mehr Freund als Feind: Gehäuseschnecken im Garten

Nicht alle Schnecken im Garten richten Schäden an. Die meisten Gehäuseschnecken – wie etwa die Weißmündige Bänderschnecke Cepaea hortensis und die Schwarzmündige Bänderschnecke Cepaea nemoralis – fallen als Schädlinge praktisch nicht ins Gewicht, da sie überwiegend von totem Pflanzenmaterial leben. Die Weinbergschnecke Helix pomatia ist sogar mehr Freund als Feind des Gärtners: Sie frisst auch die Eigelege der Nacktschnecken auf. Zudem steht sie unter Naturschutz und darf nicht bekämpft werden. Alle drei Gehäuseschnecken sind wämeliebend, brauchen aber auch Schatten. Im Schutz von Büschen und einzelnen Bäumen lebend, gelangen sie in benachbarte Nutzflächen.

Die Weinbergschnecke ist die größte einheimische Gehäuseschnecke. Ihre Schale wird bis zu 5 cm hoch. Sie lebt in Wäldern und Gebüschen oder an offenen Stellen in der Kulturlandschaft. Die „roman snail“ – so der englische Name – wurde ursprünglich von Römern mitgebracht, vermutlich aus Südeuropa. Im Mittelalter verbreiteten Mönche sie weiter bis nach Skandinavien. In Gärten knabbern nur hin und wieder junge Tiere an den Pflanzen, erwachsene sind zu schwer, um an den dünnen Pflanzen hochzuklettern. Weinbergschnecken pflanzen sich einmal im Jahr fort. Nach der Paarung im Frühjahr erfolgt ein bis zwei Monate später die Eiablage. Die Tiere können mehrere Jahre alt werden. Um einiges kleiner als Weinbergschnecken sind mit einer Breite von etwa 2,0 bis 2,5 cm die Bänderschnecken.

Eine Gehäuseschnecke, die ebenfalls häufig in Gärten anzutreffen ist, ist die Große Glanzschnecke Oxychilus draparnaudi. Der Körper dieser räuberischen, nur 1,1 bis 1,6 cm breiten Schnecke ist dunkel kobaltblau. Sie frisst ebenfalls die Eier anderer Schnecken, unter anderem der Spanischen Wegschnecke Arion lusitanicus.

Das Gehäuse hat zwar neben dem Schutz vor Austrocknung die Funktion, die Schnecke vor Fraßfeinden zu schützen. Das gelingt jedoch nicht immer. Igel zum Beispiel können die Schale von Bänderschnecken knacken (die der Weinbergschnecken allerdings nicht). Und von Drosseln weiß man, dass sie Schneckenhäuser an Steinen zerschmettern. Verschiedene Käfer sind durch ihren Körperbau auf das Fressen von Gehäuseschnecken angepasst. Laufkäfer der Gattung Cychrus besitzen einen lang gezogenen Kopf und eine schmale Vorderbrust, um in die Öffnung des Schneckenhauses eindringen und den darin verborgenen Weichkörper angreifen zu können. Unter den Hornfliegen gibt es stark spezialisierte Arten, die ihre Eier direkt auf das Schneckenhaus ablegt. Die Larve dringt ins Wirtsgewebe ein, frisst eine Woche lang und durchläuft zwei Larvenstadien, bevor sie die Schnecke tötet.

Die Überreste verzehrt sie ebenfalls und verpuppt sich anschließend im Schneckenhaus, das sie erst als erwachsene Fliege wieder verlässt. / Heike Stommel, www.aid.de

Weitere Informationen: aid-Heft „Schadschnecken – Biologie, Arten und Bekämpfung“, Bestell-Nr. 1509, Preis: 2,50 Euro, www.aid-medienshop.de

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