(aid) – Melken dient in erster Linie der Milchgewinnung. Der Vorgang des Melkens muss dabei vielfältigen und vor allem unterschiedlichen Bedürfnissen genügen. Das stellten Dr. Angelika Häußermann und Professor Dr. Eberhard Hartung vom Kieler Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik klar. Auf der 65. Öffentlichen Hochschultagung der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Kieler Christian-Albrechts-Universität gaben die Wissenschaftler einen Überblick über die Ansprüche, die von verschiedener Seite an einen „tiergerechten maschinellen Milchentzug“ gestellt werden.
Aus Sicht der Melkenden sind die Melkdauer und die damit verbundenen zeitaufwändigen Arbeitsvorgänge von besonderer Bedeutung. Unter dem Aspekt der Produktqualität stehen die Sicherung der Milchqualität sowie der Wahrung der Eutergesundheit im Fokus. Und schließlich sind Unbehagen, Schmerzen oder Schäden aus Sicht der zu melkenden Milchkühe besonders relevante Aspekte, die beachtet werden müssen.
Zwar liege bereits ein sehr tiefgreifendes Wissen darüber vor, welche Arbeitsschritte in welcher zeitlichen Reihenfolge durchgeführt werden sollten und wie zum Beispiel gute Strömungsbedingungen in einer Melkanlage sichergestellt werden können, dennoch sei der Forschungsbedarf im Bereich des Milchentzugs nach wie vor hoch. Dabei müsse sich die Forschung neuen Schwerpunkten stellen: Etablierung neuer Melksysteme, neue Sensorik, zunehmende Datenvernetzung und last but not least: Tierwohl und Tiergesundheit.
So müssen bei der Konzeption eines innovativen Melksystems die Komponenten der Anlage angepasst werden, zum Beispiel eine Verwendung von Zitzengummis mit einem verbesserten Ausmelkgrad. Wichtig ist den Kieler Wissenschaftlern, dass neue Technik den Menschen bei seiner Arbeit unterstützen und entlasten, nicht aber ersetzen kann. Neue Technik ist in der Lage, den Melkprozess an wichtigen Stellen eigenständig zu kontrollieren und durchzuführen. Dabei ist sie auch in der Lage, individuelle Daten über die zu melkenden Tiere zu sammeln und diese dem Herdenmanager zur Kontrolle sowie als Entscheidungsgrundlage zur weiteren Optimierung zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Basis könne auch dem Bestreben nach mehr Tiergesundheit und mehr Tierwohl eine wirkungsvolle Unterstützung geboten werden.
Dr. Uwe Scheper, www.aid.de