Neue Planktonart trägt päpstliche Scheitelkappen

Neu entdeckter Bewohner der Kieler Förde: Pileolosphaera longistirpes, die „kugelige Zelle aus päpstlichen Scheitelklappen mit langen Stängeln“ Foto/Copyright: K.J. Sebastian Meier
Neu entdeckter Bewohner der Kieler Förde: Pileolosphaera longistirpes, die „kugelige Zelle aus päpstlichen Scheitelklappen mit langen Stängeln“
Foto/Copyright: K.J. Sebastian Meier

Dr. K.J. Sebastian Meier, Paläontologe von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), hat gemeinsam mit Kollegen aus Odense und London eine neue bemerkenswerte einzellige Planktonart entdeckt. Das Besondere daran: Die Zellen sind jeweils mit winzigen Kalkplättchen bedeckt. Diese erinnern stark an das Scheitelkäppchen des Papstes (den sogenannten Pileolus, lateinisch für „kleine Mütze“). Die eigentlich kleine Kordel (der Stirpes, lateinisch für „Stängel“) in der Mitte ist beim Plankton aber vergrößert. Pileolosphaera longistirpes tauften die Wissenschaftler daher die neue Art aus der Kieler Förde, was so viel bedeutet wie „kugelige Zelle aus päpstlichen Scheitelkappen mit langen Stängeln“.

Die neu entdeckte Planktonart ist dem Pileolus, der kleinen Mütze des Papstes, sehr ähnlich. Foto/Copyright: Stahlkocher - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons Foto zum Herunterladen: www.uni-kiel.de/download/pm/2014/2014-338-2.jpg
Die neu entdeckte Planktonart ist dem Pileolus, der kleinen Mütze des Papstes, sehr ähnlich.
Foto/Copyright: Stahlkocher – Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons
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Der winzige Fördebewohner ist nur wenige hundertstel Millimeter groß und wird zum so genannten Nannoplankton gezählt. Zahlreiche Proben aus der Ostsee untersuchten die Forschenden gezielt am Rasterelektronenmikroskop und wurden mit dessen Entdeckung belohnt: „In der Kieler Förde herrscht eine ungeahnte Formenvielfalt von kalkigem Nannoplankton vor“, sagt Meier, der das Labor für Rasterelektronenmikroskopie am Kieler Institut für Geowissenschaften leitet. Nun wollen die Wissenschaftler den bisher unbekannten Organismus besser kennen lernen: Stammesgeschichtliche Entwicklung, Ökologie, Evolution und Anpassung an die besonderen Umweltbedingungen in der Kieler Förde gilt es dabei aufzuklären.

Die Erforschung des Nannoplanktons hat in Kiel eine lange Tradition und geht auf Hans Lohmann zurück. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts studierte er die Wasserlebewesen und beschrieb einzelne Kalkalgen. Vertreter des kalkigen Nannoplanktons sind seit der oberen Trias (etwa 220 Millionen Jahre vor unserer Zeit) bekannt und spielen für die Deutung der jüngeren Klimageschichte eine große Rolle.

Originalpublikation
Meier, K. J. S., Kinkel, H. and Young J. R. 2014. A note on calcareous nannoplankton from the Kieler Förde (Baltic Sea). Journal of Nannoplankton Research 33(1), 29-37.

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