Onlineshopping: Sparfüchse mit hoher Fehlerquote

Wer Wert auf günstigstes Onlineshopping legt, sollte nicht nur eine Preissuchmaschine auf Recherche schicken. Das belegt eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW bei insgesamt neun Spürnasen. Ärgerlich war die hohe Fehlerquote von rund 25 Prozent.

Sie durchforsten tausende Onlineshops, vergleichen Millionen Artikel. Preissuchmaschinen informieren laut Eigenwerbung „schnell“ und „umfassend“ (Google), liefern „mehrfach täglich und im Abstand von nur wenigen Minuten“ (Guenstiger) aktualisierte Ergebnisse für Textilien und Kosmetika, für Haushaltsbedarf und Spielwaren, vor allem für Elektrogeräte.

Neun Preissucher nahm die Verbraucherzentrale NRW genauer ins Visier, darunter Billiger, Evendi, Guenstiger, Idealo und Google/Shopping. Dazu gesellten sich Kelkoo, Preis und Preissuchmaschine. Hinzu kam mit Meta-Preisvergleich ein Portal, das auf die Resultate zahlreicher Konkurrenten zugreift und zudem auch Gebrauchtgeräte sowie Privatverkäufe berücksichtigt.

Zwei Aufgaben musste das Testfeld absolvieren: Fünf unverbindliche Preisempfehlungen (UVP) von Elektrogeräten waren möglichst deutlich zu unterbieten. Als besondere Herausforderung galt es, je ein Elektronik-Schnäppchen aus Prospekten zu knacken.

Das Ergebnis: Keine Mühe hatten die Fahnder mit den UVP. Selbst die trutschigsten unterboten die Herstellerpreise um Längen. Blu-Ray-Recorder und Bodenstaubsauger fanden sie im Netz um bis zu 40 Prozent preiswerter. Im Schnitt ließen sich mit den ermittelten Bestpreisen satte 30 Prozent sparen.

Anders sah es bei fünf zufällig ausgewählten Prospekt-Knüllern von Euronics und Expert, von Marktkauf, MediaMarkt und Medimax aus. Nur bei einem Produkt gelang es gerade mal zwei Maschinen (Google und Meta-Preisvergleich), das Medimax-Angebot zu knacken. Drei erzielten hier Gleichstand.

Oft scheiterten die Preissucher an Waschmaschine und Navi deutlich: bisweilen um zwölf Prozent. Im Schnitt waren das bei den Besten weit über vier Prozent.

Licht und Schatten zeigte der Vergleich untereinander. So schaffte es Billiger immerhin bei sechs der zehn verglichenen Produkte, den Bestpreis aller Maschinen zu ermitteln. Meta-Preisvergleich und Idealo gelang das immerhin viermal.

Den Titel „Schlechtester beim Best-Preis-Vergleich“ verdiente sich Kelkoo. Gleich sechsmal stand der Proband mit seiner Top-Empfehlung am Ende des Testfeldes. Je dreimal waren es Google und Preis.

Interessant: Immer wieder spuckten mehrere Vergleicher den selben Shop als Sieger aus. Bei einem Kaffeeautomaten waren das sogar acht der neun Probanden.

Es gab auch das andere Extrem. Das Top-Angebot für einen Multifunktionsdrucker hatte Kelkoo exklusiv. Mitunter lief`s auch kunterbunt. So wiesen die neun Portale für einen Blu-Ray-Recorder gleich acht unterschiedliche Bestpreise aus.

Aus solchen Ergebnissen speist sich die Empfehlung der Verbraucherzentrale: Nicht allein eine Suchmaschine zu bemühen, sondern mindestens zwei bis drei Rechercheure loszuschicken.

Dieser Rat gilt zumal vor dem Hintergrund, dass sich die Euro-Knacker zahlreiche Patzer erlaubten. Die entdeckten die Tester, als sie die ersten drei Ränge des angezeigten Rankings mit den Angaben der Shops vergleichen wollten.

Wichtig nämlich zu wissen: Entscheidend ist nicht, was die Maschinen als Ergebnisse präsentieren, sondern was ein Shop tatsächlich kassiert. Bei jeder vierten Anzeige gab es da Ungereimtheiten. So stimmten etwa Produktpreis oder Versandkosten nicht überein. Bis zu 87 Euro (Meta-Preisvergleich) machte die Differenz in der Spitze aus. Dann wieder waren Artikel nicht vorrätig oder auf den ersten Plätzen tauchten andere als die gesuchten Modelle auf.

In Zahlen: Mit zwei Fehlern am zuverlässigsten arbeitete Idealo. Besonders auffällig in punkto Abweichungen und Ärgernisse waren bei je 30 Vergleichen Evendi (10) und Google (11).

Als Scheinriese erwies sich Kelkoo – trotz laut Werbung „über 60 Millionen Angeboten in 12 Ländern“. Bei den zehn Suchanfragen listete das Portal siebenmal nur einen einzigen Shop. Obendrein war das oftmals der teuerste, oder er konnte „derzeit“ nicht liefern.

Mit massiven Mängeln bei der Sortierung ihrer Rankings fielen zwei Kontrahenten auf: Meta-Preisvergleich und Evendi. Diese Portale sind nach Ansicht der Verbraucherzentrale NRW nur bedingt brauchbar.

Der Grund: Beim Onlinekauf setzen sich die Gesamtkosten stets aus Produktpreis plus Versandkosten zusammen. Zeigt eine Maschine die Gesamtkosten nicht an, müssen die teils mühselig aus den Ergebnis-Listen gesucht und berechnet werden.

Mal fand sich so bei Meta-Preisvergleich der billigste Anbieter bei den Gesamtkosten erst an sechster Stelle, mal stürzte ein vermeintlicher Top-Shop aufgrund exorbitanter Versandpreise um zehn Plätze ab.

Nicht gerade ideal sortierte auch Idealo. Zwar war eine Listung nach den Gesamtkosten möglich, die wurden jedoch nicht eindeutig nach oben gestellt, sondern lediglich fett im oft umfangreichen Textfeld angezeigt.

Weit besser hatte Idealo hingegen die Sortierung nach Lieferzeiten gelöst. Eine sinnvolle Funktion. Denn immer wieder tauchten in den Ergebnissen Händler auf, die etwa erst in zwei Wochen oder vielleicht auch nie liefern können. Wer eine rasche Sendung erwartet, sollte darauf ein Auge halten.

Keine Möglichkeit, Artikel nach Lieferzeiten zu sortieren, fanden die Tester bei Meta-Preisvergleich und Guenstiger, bei Kelkoo, Google und Preissuchmaschine.

Apropos Google. Offensichtlich scheint der Suchprimus nicht gut mit dem Verkaufsprimus zu können. Bei allen zehn Preisanfragen fand die Verbraucherzentrale NRW in den Ergebnislisten – im Gegensatz zur Konkurrenz – nicht ein einziges Angebot von Amazon und dessen Marketplace.

Stand: 01.09.2014

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