Im Sommer ist Weidesaison. Vielen Pferdehaltern ist bewusst, dass sie beim Anweiden Vorsicht walten lassen müssen, um möglichen Kolikerkrankungen vorzubeugen. Leider drohen den Pferden auf der Weide auch durch Giftpflanzen gesundheitliche Gefahren.
Entgegen der landläufigen Meinung meiden Pferde nicht alle für sie giftigen Pflanzen. Im Gegensatz zu ihren wildlebenden Artgenossen ist das ursprüngliche Fressverhalten bei den domestizierten Hauspferden nur noch mangelhaft ausgeprägt. Junge Pferde lernen ausschließlich im Herdenverband und nur von den älteren Gruppenmitgliedern, eine Selektion nach genießbaren und schädlichen Pflanzen vorzunehmen.
Gerade Pferde ohne täglichen Weidegang schnappen nach jedem grünen Halm. Neugier, zu schnelle Futteraufnahme, Langeweile und Hunger verstärken dieses Phänomen noch. Ein zu hoher Pferdebestand auf einer zu kleinen Fläche, eine stark abgegraste oder wenig gepflegte Weide führen dazu, dass sich die Tiere im Zweifel falsch entscheiden – mit nicht selten fatalen Konsequenzen. Denn bereits kleinste Mengen an Giftpflanzen können zu ernsthaften Gesundheitsschäden oder gar zum Tod führen.
Dabei sind die Vergiftungserscheinungen nicht immer einheitlich und auch von der individuellen Konstitution des Pferdes abhängig. Je nach Pflanze zählen bereits eine allgemeine Unruhe, ein leichtes Zittern, unterschiedlich stark ausgeprägte Koordinationsstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen zu den bekannten Symptomen. Aber auch Krämpfe, Kolikanzeichen, Durchfall, Atemnot bis hin zu Schweißausbruch, Apathie oder Schleimhautveränderungen gehören zu den auffälligsten und häufigsten Charakteristika einer Vergiftung.
Am besten verhindern Pferdehalter bereits im Vorfeld, dass sich keine für Pferde giftigen Pflanzen auf den Grünflächen oder in Zaunnähe ansiedeln. Weiden sollten regelmäßig auf den Wuchs von Giftpflanzen überprüft und gegebenenfalls mit den Wurzeln entfernt werden. Auf in Gärten vorkommende Ziersträucher, wie Eibe, Buchsbaum, Rhododendron oder Efeu, ist zu achten, da diese oft am Rande oder in der Nähe von Weide oder Paddock stehen. Auch schattenspendende Bäume, wie Buche oder Eiche werden unterschätzt. Dabei ist bereits die Aufnahme von 500 Gramm an Rinde, Blättern oder Früchten für ein erwachsenes Pferd eine kritische Dosis. Unbedingt abgezäunt werden müssen auch Akazien, da hier schon 150 Gramm eine letale Wirkung erzielen können. Ebenso stellt Robinienholz, das bevorzugt als Alternative zu Tropenholz für den Weidezaun Verwendung findet, ein Risiko dar.
Unbedingt fern zu halten sind Pferde von Jakobskreuzkraut, Fingerhutgewächsen, Adonisröschen, Bilsenkraut, Herbstzeitlose, Maiglöckchen, Liguster, Schöllkraut oder Schierling.
Anke Klabunde, www.aid.de