Prunkvolle Kassette erworben

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster hat mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen eine Renaissancekassette aus dem Jahr 1597 erworben. Es handelt sich um ein Prunkstück der süddeutschen Möbelkunst und wurde wohl in deren Zentrum, der Reichsstadt Augsburg, gefertigt.

Die prunkvolle Kassette aus dem 16. Jahrhundert hat das LWL-Museum für Kunst und Kultur mit Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen erworben. Foto: LWL
Die prunkvolle Kassette aus dem 16. Jahrhundert hat das LWL-Museum für Kunst und Kultur mit Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen erworben.
Foto: LWL

Dort hatte man sich auf die Herstellung von Möbeln mit kunstvollen Einlegearbeiten aus unterschiedlichen Hölzern spezialisiert. Auch die Neuerwerbung ist mit solchen Intarsien geschmückt. Sie zeigen auf dem Deckel eine Darstellung des Weltgerichtes, bekrönt von zwei prächtigen Wappen und an den Seiten sehr fein gearbeitete Ornamentfelder aus Blüten, Beeren, Vögeln und geometrischen Mustern. Im Inneren versteckt sich eine frivol aufgeladene Szene, in der ein Mönch eine Nonne züchtigt. Die hohe Qualität der Intarsien spiegelt sich auch in der dekorativen Eleganz der Eisenbeschläge wider, die als Scharniere dienen.

„Die Prunkkassette aus Augsburg aus dem Jahr 1597 ist in Technik und Thematik ein außergewöhnliches Objekt. Sie stellt eine höchst gelungene Ergänzung zum ‚Wrangelschrank‘ dar, einem der Hauptwerke des Museums in den Sammlungen zur alten Kunst“, erklärt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale. Der „Wrangelschrank“ ist ein „Spitzenerzeugnis“ der Augsburger Kabinettschränke. Seine meisterhaft gearbeiteten Intarsienbilder, in denen sich ein humanistisch geprägtes Weltbild zeigt, machen ihn einzigartig. „Er wird gemäß seiner Bedeutung zur Neueröffnung des Museums im Herbst 2014 in einem eigenen Raum hervorgehoben präsentiert. Aus diesem Grund hat das LWL-Museum den Kabinettschrank 2010 mit Mitteln des Landes NRW restaurieren lassen.“

„Die aus dem Handel erworbene Prunkkassette vollendet diesen neuen Ausstellungsraum“, so Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold. Das Konzept für den Raum sieht vor, dass neben dem „Wrangelschrank“ ein weiteres Objekt zum Thema Kunstkammer gezeigt wird. Die Besucher werden auch von dem darüber liegenden Geschoss einen Einblick in den Kunstkammer-Raum haben. „Für diese spannende Architektur eignet sich die Prunkkassette sehr gut: Zum einen durch ihre Größe und zum anderen durch die kontrastreiche Darstellung der Holzintarsien, die den Bezug zu den Bildwelten des ‚Wrangelschrankes‘ herstellen“, so Arnhold.

„Mit der Erwerbung dieses hochkarätigen Objektes wird die Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur in einzigartiger Weise ergänzt und die Kontur des Sammlungsprofils verstärkt. Das Land NRW begrüßt und fördert ausdrücklich ein solches Konzept“, führt Dorothee Feller, Regierungsvizepräsidentin in Münster aus.

Dr. Angelika Lorenz, Kustodin des LWL-Museums für den Sammlungsbereich alte Kunst, freut sich, dass der Ankauf der Prunkkassette geglückt ist. „Über seine unbestrittene hohe künstlerisch-handwerkliche Qualität hinaus vermittelt das Behältnis viel Lebensbezug zu seiner Entstehungszeit. Über die Wappen lassen sich seine adeligen Auftraggeber identifizieren, die wohl aus Anlass ihrer Hochzeit das Schatzkästchen anfertigen ließen. Es diente zur Aufbewahrung wichtiger familiärer Dokumente und privater Kostbarkeiten. Seine Intarsienbilder erzählen in ungewöhnlicher, spannender Weise vom Blick auf Ehe und Erotik, Leben und Tod.“

 

LWL-Einrichtung:
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Westfälisches Landesmuseum
Domplatz 10
48143 Münster
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