Psychiatrische Behandlung von Migranten bleibt wichtig

LWL-Direktor Matthias Löb beim Besuch der griechischen Station in der LWL-Klinik Hemer mit Patientin Joannou K. Foto: LWL/Nehm
LWL-Direktor Matthias Löb beim Besuch der griechischen Station in der LWL-Klinik Hemer mit Patientin
Joannou K. Foto: LWL/Nehm

Münster/Hemer (lwl). „Die aktuelle Zuwanderung von Flüchtlingen mit teils schweren Traumatisierungen wird anhalten. Auch darum bleiben Behandlungsangebote, die speziell auf Menschen ausländischer Herkunft ausgerichtet sind, in den psychiatrischen Einrichtungen des LWL zunehmend wichtig“. Das hat Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), am Dienstag (16.12.) in Hemer/Märkischer Kreis betont. Nach Angaben des LWL haben um die 20 Prozent seiner jährlich rund 54.000 psychiatrischen Patienten einen Migrationshintergrund – Tendenz steigend. Das entspreche in etwa ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung in Nordrhein-Westfalen.

Beim Besuch einer Spezialstation für griechische Patienten in der Hemeraner LWL-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik würdigte LWL-Direktor Löb den schon vor rund zehn Jahren in den elf erwachsenenpsychiatrischen LWL-Kliniken begonnenen Aufbau der so genannten ‚Interkulturellen Psychiatrie‘. Deren Ausgestaltung zum Beispiel mit sprachkundigem und ethnokulturell versiertem Personal, kultursensiblen Therapie- und Unterbringungsformen bis hin zu heimatsprachlichen Informations- und Beratungsangeboten müsse weitergehen, sagte Löb. Speziell bei Flüchtlingen müsse das versicherungsrechtlich bislang auf die bloße Notfallbehandlung beschränkte Angebot ausgeweitet werden, forderte Löb.

Anfang 2015 stehe das Thema „Interkulturelle Psychiatrie“ im politischen LWL-Fachgremium, dem Gesundheits- und Krankenhausausschuss, auf der Tagesordnung. Und es habe im vergangenen Herbst Eingang gefunden in den umfassenden „LWL-Aktionsplan Inklusion“, mit dem der Verband in den kommenden Jahren auf all seinen Tätigkeitsfeldern die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Handicaps verbessern will, so Löb weiter.

Von A wie Alltagsübersetzer bis Z wie Zeitung
Um sprachliche Barrieren zu überwinden, macht zum Beispiel die LWL-Klinik Hemer ihr Behandlungsangebot für ihr Haupt-Migrantenklientel auf Deutsch und auf Griechisch, denn in ihrem Versorgungsgebiet leben mehr als 3.000 Griechen. In den LWL-Kliniken gibt es Infomaterial, Internetauftritte und Dolmetscherdienste für bis zu zwölf Sprachen – unter anderem für türkische, russische, polnische, arabische, rumänische und bulgarische Patienten. An den meisten Standorten fungieren zudem ärztliche, therapeutische und pflegerische LWL-Mitarbeiter mit eigenem Migrationshintergrund als „Alltagsübersetzer“. In allen LWL-Kliniken kümmern sich speziell qualifizierte Integrationsberater um die Anliegen von Migranten-Patienten oder deren Angehörigen.

Kulturspezifische Anforderungen finden auch in anderen Bereichen Berücksichtigung: So bietet die Essensversorgung zum Beispiel auch muslimische Kost oder koschere Speisen. Es gibt muslimische Gebetsräume und spezielle Besucherdienste. Themen wie zum Beispiel „Sucht und Migration“ oder „Transkulturelle Pflege“ sind in den Aus- und Fortbildungskonzepten für das Fachpersonal in den LWL-Einrichtungen verankert.

Die Trauma-Behandlung für Migranten mit Gewalterfahrungen durch Krieg, Folter oder Vergewaltigung gewinnt an Bedeutung – auch in den vier kinder- und jugendpsychiatrischen LWL-Kliniken, die in zunehmender Zahl traumatisierte und unbegleitete jugendliche Flüchtlinge aufnehmen. Unter anderem durch fachliche Weiterbildung tragen die stationären und ambulanten LWL-Einrichtungen derartigen Entwicklungen Rechnung. Darüber hinaus arbeiten sie vor Ort eng mit Interessenvertretungen von Migranten zusammen, zum Beispiel der Flüchtlingshilfe, Flüchtlingsberatungsstellen, Selbsthilfegruppen oder sogar einer in Deutschland erscheinenden russischsprachigen Zeitung.

Link:
LWL-Klinik Hemer

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