Europaweit geht der Trend weg von alkoholischen Getränken. Die deutsche Brauwirtschaft merkt den Schwund: Zwischen 2004 und 2012 sank der Bier-Ausstoß von 104,5 auf 96,5 Millionen Hektoliter. Der Durchschnittsdeutsche hat seinen Bierkonsum von 116 auf 105,5 Liter im Jahr gesenkt. Angesichts des demografischen Wandels, sinkendem Außer-Haus-Konsum und wachsendem Gesundheitstrend richten sich die Brauer auf einen weiter sinkenden Konsum ein.
Dennoch ist die Zahl der Braustätten in den letzten zehn Jahren angestiegen. Jährlich kommen sieben neue Biere auf den Markt. Gaststätten nehmen den Trend für einen regionalen Konsum auf und können sich mit einer Eigenmarke im Wettbewerb profilieren. Dafür brauchen die Gastwirte aber Zeit und Geld. Ein Braumeister muss her, eine Brauanlage, die Zollgenehmigung wegen der Biersteuer, Rohstoffe, Zeit für die Produktentwicklung. Am Ende muss auch das Marketing stimmen. Es kann sich aber lohnen. Das Bier einer kleinen Schwarzwaldbrauerei ist in Berlin zum Trendbier gereift – sogar ganz ohne Werbung.
Die kleinen Brauereien stellen aber nur ein Prozent des Biervolumens. Die „Großen“ stehen im internationalen Wettbewerb. Sie können mit ihrem guten Image neue Märkte erobern. Zwei Drittel der US-Bürger verbinden schon ohne Besuch des Oktoberfestes das Produkt Bier mit Deutschland. Mittlerweile setzen die deutschen Brauer über 15 Millionen Hektoliter im Ausland ab.
Der Anbau von Braugerste hat sich zwischen 1990 und 2010 auf 400.000 Hektar halbiert. Schwankende und niedrigere Erträge, stabilere Preise bei anderen Getreidearten und die Aussicht, bei fehlender Qualität, die Gerste nur noch über den Futtertrog verkaufen zu können, hat die Braugerste aus der Fruchtfolge verdrängt.
Dabei hat Braugerste eindeutige Vorteile. Die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft zählt auf: Entlastung der von Weizen dominierten Getreidefruchtfolgen mit phytosanitären und arbeitswirtschaftlichen Vorteilen, bessere Rapsvorfrucht, unternehmerische Risikostreuung und ein abwechslungsreicheres Landschaftsbild. Braugerste bewirkt geringere Stickstoffüberschüsse als Qualitätsweizen und einen geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Der Bierrohstoff braucht keine Wachstumsregulatoren und weniger Fungizide. Die Brauer wirken der Unterdeckung des heimischen Braugerstenangebotes mit Vertragsanbau und Preisgarantien entgegen. In den beiden vergangenen Jahren zeigen sich erste Erfolge: Aktuell wurden wieder fast 600.000 Hektar Sommerbraugerste angebaut. So sorgen die Brauer auch für frischen Wind auf den Feldern.
Roland Krieg, www.aid.de