Soja als Nutzpflanze der Zukunft?

Das Interesse am Anbau von Sojabohnen in Deutschland ist groß. Doch welches Potenzial hat die Pflanze in Deutschland? Darüber diskutierten Wissenschaftler und Praktiker auf dem Sojatag 2013 des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) Deutschland Mitte Dezember in Frankfurt a.M. Die Wissenschaftler stellten dabei die Ergebnisse eines bundesweiten 3-jährigen Soja-Forschungsprojektes vor, in dem verschiedene züchterische, pflanzenbauliche und verarbeitungstechnische Aspekte untersucht wurden. Das Projekt fand im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) statt.

Dr. Jürgen Recknagel, Geschäftsführer des Sojaförderrings, fasste die Ergebnisse eines Sortenversuchs zusammen, bei dem bundesweit 72 Sorten auf 39 verschiedenen Standorten geprüft wurden. Dabei hätten die Sorten sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Umweltbedingungen reagiert, was sich auch in den Erträgen zeigte. Während im Norden durchschnittlich knapp 27 dt/ha geerntet wurden, lagen die Erträge in den mittleren und südlichen Anbaugebieten bei über 35 dt/ha. Dennoch hätten einzelne Sorten wie Merlin oder Lissabon im Norden relative Vorzüge gezeigt.

Auf die Schwierigkeit der praktischen Sojazüchtung, etwa durch die kleinen Blüten der Pflanze, wies Dr. Volker Hahn von der Universität Hohenheim hin. Dennoch konnte in der relativ kurzen Zeit des Projekts bereits ein Stamm zur Wertprüfung 2014 angemeldet und 17 weitere vielversprechende Stämme an kommerzielle Pflanzenzüchter weitergegeben werden.

Die Anlagen zur Kältetoleranz der Sojabohne untersuchte Dr. Christiane Balko vom Julius-Kühn Institut in Groß-Lüsewitz bei Rostock. Ihre Arbeitsgruppe stellte fest, dass zwischen den Sorten große Unterschiede bestehen bezüglich ihrer Fähigkeit, länger anhaltenden Kältestress in frühen Wachstumsphasen im späteren Ertrag auszugleichen. Sorten mit großem Kompensationspotential hätten oft den Nachteil, dass sie bis zu 35 Tage später abreifen. Als günstiger erwiesen sich Sorten wie Merlin oder Paradis, die Kältephasen mit einer geringeren Verzögerung bei der Abreife (fünf Tage) kompensieren konnten.

Tim Zurheide von der Fachhochschule Osnabrück stellte die Ergebnisse zum Einfluss von Vlies- und Folienabdeckungen nach der Aussaat vor. Trotz eines Vorsprungs in den frühen Entwicklungsphasen hätte der zusätzliche Aufwand nicht zu höheren Erträgen oder besseren Qualitäten geführt. Sehr vielversprechend verlief dagegen ein einjähriger Versuch mit biologisch abbaubarerer Folie, die von den Pflanzen beim Wachstum durchstoßen wird. Einem für die Region sehr hohen Ertrag von 36 dt/ha standen jedoch Mehrkosten von 200 bis 300 Euro/ha gegenüber.

Die Möglichkeiten einer optimierten Sojaaufbereitung fasste Ludwig Asam vom FiBL Deutschland zusammen. Um die in der Fütterung unerwünschten Trypsin-Inhibitoren auszuschalten, ohne wertvolle Proteine zu zerstören, sei eine kurze Hitzebehandlung mit Dampf (zehn Minuten) und eine anschließende Expansion (Druckbehandlung) optimal. Untersuchungen zur Nutzung von Biogasabwärme für die Aufbereitung hätten dagegen gezeigt, dass die ungünstige Hitzeverteilung und Dauer der Behandlung den Proteinen schade.

In der abschließenden Diskussion wünschten sich vor allem die Praktiker eine detaillierte betriebswirtschaftliche Bewertung des Sojaanbaus. Moderator Klaus-Peter Wilbois vom FiBL Deutschland verwies darauf, dass dies eine der Fragen sei, die im vor kurzem gestarteten bundesweiten Demonstrationsnetzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Sojabohnen des Bundeslandwirtschaftsministeriums geklärt werden soll.

Jürgen Beckhoff, www.aid.de

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