Sprachheilkindergarten des Rhein-Sieg-Kreises auf neuen Wegen

Was tun, wenn Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung und ihrer Gesamtentwicklung nicht mit ihren Freundinnen und Freunden Schritt halten können und immer „hinterher hinken“? Für den Sprachheilkindergarten des Rhein-Sieg-Kreises auf dem Siegburger Brückberg ist das gelebte Praxis – werden hier doch tagtäglich Kinder von drei bis sechs Jahren sprachtherapeutisch und heilpädagogisch durch speziell geschultes Personal gefördert.

Einen besonderen Stellenwert bei der pädagogischen Arbeit hat die Einbeziehung der Eltern in die Förderung ihrer Kinder; sie sind die wichtigsten Bezugspersonen der Kleinen und deren erste Kommunikationspartner. Und so hat der Sprachheilkindergarten ein spezielles Angebot für Eltern vorgehalten: das „Heidelberger Elterntraining zur alltagsintegrierten Sprachförderung von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen“. An vier Vormittagen trafen sich neun Elternteile im Siegburger Kreishaus mit speziell geschulten Mitarbeiterinnen des Sprachheilkindergartens, um sich über die kindliche Sprachentwicklung und deren Störungen zu informieren; dabei halfen Gruppenarbeiten, Vorträge und gemeinsame Gespräche, aber auch Videoaufnahmen und deren Auswertungen.

Doch was sind eigentlich Sprachentwicklungsstörungen? Sprachstörungen äußern sich bei jedem Kind anders. Viele der Kinder verfügen z.B. im Alter von zwei Jahren über einen aktiven Wortschatz von weniger als 50 Wörtern und können ihren Rückstand zu Gleichaltrigen nicht aufholen. Andere sind aufgrund ihrer Aussprache für Außenstehende nahezu unverständlich.

Wichtig ist dann, dass Eltern lernen, was sie tun sollten, um ihre Kinder in ihrer sprachlichen Entwicklung zu fördern, denn dafür gibt es ganz praktische Tipps. Oberstes Gebot ist es, das Kind ausreden zu lassen und ihm die Zeit zum Antworten zu geben anstatt für das Kind die Sätze zu beenden. Außerdem sollte man beim Sprechen Blickkontakt mit dem Kind herstellen und sich dem Kind zuwenden, z.B. indem man in die Hocke geht. Weiterhin ist es förderlich, dem Interesse und der Aufmerksamkeit des Kindes zu folgen und interessiert nachzufragen.

Gerade Kinder mit Sprachproblemen profitieren davon, wenn die Eltern ihr sprachliches Niveau dem des Kindes anpassen und es immer wieder durch aufmunternde Worte zum Weitersprechen ermuntern und dadurch die Freude am Sprechen fördern. Wichtig ist vor allen Dingen, die Kinder nicht direkt auf ihre Fehler aufmerksam zu machen und sie zum Nachsprechen aufzufordern. Durch die Technik der „verbesserten Wiederholung“ kann man da meist sehr viel mehr erreichen, in dem man das vom Kind Gesagte noch einmal in verbesserter Form wieder gibt und es eventuell noch erweitert.

„Aufgrund der positiven Resonanz ist geplant, auch zukünftig vor Beginn des Kindergartenjahres die Eltern der „neuen“ Kinder mithilfe des „Heidelberger Elterntrainings“ zu schulen“, so Stephan Liermann, Leiter des Kreissozialamtes .

Informationen zum Sprachheilkindergarten:
Seit 1982 werden im Sprachheilkindergarten des Rhein-Sieg-Kreises in Siegburg, Arndtstraße 4a, Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis, die in ihrer Sprachentwicklung starke Verzögerungen oder Behinderungen aufweisen, nach ihren individuellen Bedürfnissen bis zu Beginn ihrer Schulpflicht gefördert.

Förderbereiche sind neben der Kommunikation die Förderung der Wahrnehmung, der Motorik, der Konzentration und des Sozialverhaltens. In zwei Gruppen können jeweils maximal zwölf Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren von zwei Erzieherinnen, zwei Kinderpflegerinnen und zwei Logopädinnen individuell betreut werden. Zurzeit besuchen insgesamt 22 Kinder die Einrichtung.

Weitere Infos:
http://www.rhein-sieg-kreis.de/imperia/md/content/cms100/buergerservice/aemter/amt_50/konzept_sprachheilkiga.pdf

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