Sprachtelefonie verlagert sich vom Festnetz in den Mobilfunk

Jeder Bundesbürger verbrachte im vergangenen Jahr durchschnittlich knapp 60 Stunden am Telefon. Noch wird dabei meist über das Festnetz telefoniert: Etwa 60 Prozent der Gesprächszeit geht über das Festnetz. Allerdings nahm die Gesamtzahl der Festnetzminuten im vergangenen Jahr um knapp 3 Prozent auf 178 Milliarden ab. Im Mobilfunk wuchs die Gesprächszeit hingegen um rund 2,5 Prozent auf 110 Milliarden Minuten. Die Gesamtzahl aller Telefonminuten sank um knapp 1 Prozent auf 288 Milliarden Minuten. Das berichtet der Hightech-Verband BITKOM auf Basis von Daten der Bundesnetzagentur. „Dank stark gefallener Preise und günstiger Flatrates machen sich die meisten Verbraucher keine Gedanken mehr, ob sie per Handy oder Festnetz telefonieren“, sagt BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Handy-Gespräche machen in Deutschland mittlerweile fast 40 Prozent aller Gesprächsminuten aus, 2008 waren es erst 30 Prozent. Laut einer Studie der Europäischen Kommission kostete ein Mobilfunkgespräch hierzulande etwas weniger als im EU-Schnitt und deutlich weniger als in vergleichbaren Flächenländern: Pro Minute wurde in Deutschland 2011 für ein Inlandsgespräch 8,8 Cent gezahlt. Der EU-Schnitt lag bei 9,1 Cent. In Großbritannien zahlten Kunden umgerechnet 9,7 Cent, in Frankreich 12,7 und in Spanien 13,3 Cent. Rohleder warnte, eine Abschaffung der Roaming-Gebühren für Auslandstelefonate in der EU würde zwangsläufig dazu führen, dass die Preise für Inlandstelefonate und mobile Internetnutzung steigen. „Eine Abschaffung der Roaming-Gebühren würde das komplette Preisgefüge in der Mobilkommunikation ins Rutschen bringen“, so Rohleder.

Die Netzbetreiber seien auf die Erlöse aus dem Roaming dringend angewiesen, um die anstehenden Milliardeninvestitionen in den Netzausbau stemmen zu können. Leidtragende einer Abschaffung wären die einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen, die wenig reisten und derzeit von den niedrigen Gebühren für Inlandsgespräche am stärksten profitierten.

Die Zahl der Festnetztelefon-Anschlüsse sank 2012 in Deutschland laut Bundesnetzagentur leicht von 38 auf 37,7 Millionen. Dabei nimmt die Nutzung klassischer Telefon- und Schmalbandnetze wie analoge Anschlüsse oder ISDN weiter ab. Immer mehr Verbraucher entscheiden sich für das Telefonieren über DSL- oder Kabelfernsehnetze sowie IP-basierte Telefondienste. Auch die Zahl der Mobilfunkverträge ist im gleichen Zeitraum erstmals leicht gesunken: von 114 auf rund 113 Millionen. Grund für den Rückgang: Einige Sim-Karten, die längere Zeit inaktiv waren, sind ausgebucht worden. Laut einer repräsentativen Umfrage im BITKOM-Auftrag haben 87 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahre mindestens ein Handy.

Zur Methodik: Die Bundesnetzagentur fasst unter Festnetztelefonie die klassischen sowie IP-basierten Telefondienste zusammen. Die Angaben der Gesprächsminuten beziehen sich nur auf die abgehenden Gespräche. Dabei sind auch Verbindungen in nationale Mobilfunknetze sowie ins Ausland eingerechnet. Die Angaben für das Jahr 2012 beruhen auf einer Schätzung der Bundesnetzagentur. Zur Verbreitung von Handys hat das Meinungsforschungsinstitut Aris im Auftrag des BITKOM im Mai 2013 1.004 Personen ab 14 Jahren in Deutschland befragt. Die Daten sind repräsentativ.

www.bitkom.org

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