Schlagwort-Archiv: Gesundheit

Adipöse Grundschüler mit schlechteren Noten

Grundschulkinder haben im Mathematikunterricht schlechtere Noten, wenn sie fettleibig sind. Zudem wechseln sie seltener auf das Gymnasium. Das hat eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung gezeigt. Dabei sind gesundheitliche Probleme und Persönlichkeitseigenschaften nicht für den fehlenden schulischen Erfolg verantwortlich.

Vermutlich leiden die Heranwachsenden an der geringeren sozialen Anerkennung und zeigen daher schlechtere Leistungen. Denn sie weichen von der gesellschaftlichen Norm des schlanken Körpers ab, erklären die Wissenschaftler. In Deutschland sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren übergewichtig, darunter etwa 6 Prozent fettleibig (adipös).

Für die Studie wurden Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS, Stichprobe 7- bis 10-Jährige) und der kleinen Volkszählung „Mikrozensus 2009“ ausgewertet. Die Wissenschaftler untersuchten, wie Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) mit den Noten in Mathematik und Deutsch in der Grundschule sowie mit dem Übergang auf die weiterführende Schule zusammenhängen. Basis war die Bestimmung des Körpermassenindexes, des BMI. Der BMI ist das Verhältnis von Gewicht zur Körpergröße und wird bei Kindern mit Alter und Geschlecht in Bezug gesetzt. Er dient als Maß zur Beurteilung des Körpergewichts.

Fettleibigkeit hatte unabhängig vom Sozialstatus der Eltern einen deutlichen Einfluss auf den Schulerfolg. Mädchen und Jungen mit Adipositas erhielten mit einer um 11 beziehungsweise 10 Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit eine gute bis sehr gute Mathenote. Bei adipösen Mädchen sind die schlechten Leistungen im Fach Mathematik zumindest teilweise auf Hänseleien zurückzuführen, was das Selbstwertgefühl herabsetzt und zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann. „Dicke“ Jungen wurden zwar nicht häufiger verspottet, hatten aber auch ein geringeres Selbstbewusstsein. Das ist zum Teil eine Erklärung für die schlechten Noten im Fach Mathematik. Auf die Leistungen im Deutschunterricht hatte der Gewichtsstatus dagegen keinen Effekt.

Zudem besuchten übergewichtige (minus 8 Prozent) sowie fettleibige Jungen (10 Prozent) und Mädchen (13 Prozent) seltener das Gymnasium. Das kann zum einen auf die schlechteren Mathematiknoten zurückgeführt werden. Zum anderen ist es aber auch möglich, dass Lehrer adipöse Kinder für weniger leistungsfähig halten oder die Eltern ihrem Nachwuchs weniger zutrauen.

Eine Korrelation zwischen der persönlichen Leistungsfähigkeit und den offenbar schlechteren Durchschnittsnoten ist aber hieraus in keinem Falle abzuleiten.

Heike Kreutz, Harald Seitz, www.aid.de

Weitere Informationen:

www.was-wir-essen.de/infosfuer/uebergewichtige.php

aid-Heft „Das beste Essen für Kinder“, Bestell-Nr. 1447, Preis: 2,50 Euro, www.aid-medienshop.de

Süßstoffe: Falsches Feedback für den Körper?

Neben klassischen Süßstoffen wie Aspartam und Cyclamat ist mit Stevia mittlerweile auch eine natürlichere Alternative auf dem Markt erhältlich. Doch hilft die kalorienfreie Ersatzsüße tatsächlich auch bei Übergewicht und Diabetes?

Süßstoffe liefern keine Kalorien und wirken sich nicht auf den Blutzuckerspiegel aus. Gerade für Übergewichtige und Diabetiker scheinen diese eine gesunde Alternative zu herkömmlichem Zucker zu sein. Süßstofftabletten und Light-Getränke erfreuen sich bei ihnen daher großer Beliebtheit. Dabei ist es wissenschaftlich nach wie vor umstritten, ob die Ersatzsüße tatsächlich die ideale Lösung zum Kalorieneinsparen ist. Viele Wissenschaftler vermuten weiterhin, dass Süßstoffe Appetit auf süße Speisen fördern und so zur weiteren Kalorienzufuhr beitragen.

Tatsächlich erzeugen diese ein hundert- bis fünfhundertfach höheres Süßempfinden auf der Zunge als normaler Haushaltszucker. Bei regelmäßigem Genuss einer bestimmten Geschmacksrichtung – sei es nun süß, salzig oder würzig – stumpfen die Geschmacksnerven zunehmend ab und es bedarf einer immer höheren Menge, um den jeweiligen Geschmack wahrzunehmen.

Wissenschaftliche Experimente und Bevölkerungsstudien versuchen seit Jahrzehnten die Frage nach dem Nutzen oder Risiko von Süßstoffen zu klären – bislang mit mehr als widersprüchlichen Ergebnissen. Unter experimentellen Bedingungen reduzieren diese sicherlich die Kalorienaufnahme und folglich das Gewicht. In der Realität tragen allerdings mehr Faktoren als nur der Zucker- und Kaloriengehalt eines Nahrungsmittels zu Übergewicht bei.

In langjährigen Beobachtungsstudien an großen Bevölkerungsgruppen blieb ein Gewichtsverlust durch Light-Getränke aus. Vielmehr brachten regelmäßige Süßstoffkonsumenten nach einigen Jahren teilweise mehr auf die Waage als andere Studienteilnehmer. Zwar lässt sich aus der Beobachtung nicht ableiten, dass die Ersatzsüße selbst zur weiteren Gewichtszunahme beiträgt. Diesem vorbeugen oder das Gewicht langfristig reduzieren konnte der Gebrauch von Süßstoff aber offensichtlich nicht. Der Nutzen bleibt folglich zweifelhaft.

Gerade für Abnehmwillige und Diabetiker, die mit Zucker sparsam umgehen sollten, ist es sinnvoller, sich die Süßvorliebe „abzutrainieren“. Die für das Geschmacksempfinden zuständigen Sinneszellen der Zunge erneuern sich innerhalb von drei bis vier Wochen. Wer für diese Zeitspanne konsequent auf Süßes verzichtet, sensibilisiert seine Zunge wieder und nimmt bereits geringe Mengen Zucker als ausreichend süß wahr. Vieles schmeckt plötzlich auch ohne den Zusatz von Zucker oder Süßstoffen.

Im Übrigen lässt sich auf diesem Wege auch die Vorliebe für andere intensive und appetitfördernde Geschmacksgeber wie Salz, Glutamat, Brühwürfel oder Würzsoßen abschwächen. Bleibt die Süßvorliebe dennoch hartnäckig bestehen, kann dies auf psychologische Hintergründe hindeuten. Zuckerreiche Speisen aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn und wirken als Emotionsarznei gegen Stress, Traurigkeit oder Melancholie. Auf Dauer hilft hier nur die Suche und Beseitigung der emotionalen Auslöser. Süßstoffe sind auch in diesem Falle wenig hilfreich.

Quelle: Yang Q: Gain weight by „going diet?“ Artificial sweeteners and the neurobiology of sugar cravings: Neuroscience 2010. Yale J Biol Med; 83(2):101-8: 2010

Dipl.troph. Christine Langer, www.fet-ev.eu

 

Mineralwasser: Mehr als ein kalorienarmer Durstlöscher

Mineralwasser ist ein Multitalent – und nicht nur ein Durstlöscher. Speisen lassen sich beispielsweise mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser verfeinern. Eier- und Mehlspeisen gelingen besser, wenn man einen Schuss Mineralwasser zugibt. Der Teig wird dadurch besonders luftig und locker. Das gilt sowohl für Rühreier als auch für Pfannkuchen, Waffeln oder Spätzleteig.

Kohlensäurehaltiges Mineralwasser hilft auch Fett und damit Kalorien einzusparen, denn es macht Magerquark so cremig wie Sahnequark. Mineralwasser mit viel, etwas oder ganz ohne Kohlensäure verdünnt Fruchtsäfte zu durstlöschenden und kalorienärmeren Schorlen. Sie bieten vor allem im Sommer eine herrliche Erfrischung und sind gleichzeitig eine gesunde Alternative zur herkömmlichen Limonade. Denn eine Schorle enthält nicht nur weniger Kalorien, sondern liefert gleichzeitig mehr Mineralstoffe und Vitamine. Es muss aber nicht immer nur Apfelschorle sein. Mixen Sie auch Schorlen aus Saft von Trauben, Kirschen, Birnen oder Rhabarber. Das sorgt für Abwechslung im Geschmack und in der Farbe, denn besonders Kinder lieben farbige Getränke. Auch Cocktails mit oder ohne Alkohol verleiht Mineralwasser mit Kohlensäure ein angenehmes Prickeln.

Wem das Mineralwasser auf Dauer zu langweilig schmeckt, kann es einfach mit Eiswürfeln aus Säften aufpeppen. Das Getränk erhält so einen fruchtig-spritzigen Geschmack und sieht zudem appetitlich bunt aus.

Und noch ein Tipp: Mineralwasser mit Kohlensäure hilft bei einigen Flecken. Geben Sie etwas davon auf den Fleck, lassen es rund fünf Minuten einwirken und saugen dann die Flüssigkeit mit einem Schwamm oder Tuch ab. Danach den Fleck wie gewohnt weiterbehandeln.

Dr. Claudia Müller, www.aid.de

Weitere Informationen rund um das Thema Wasser und Mineralwasser finden Sie im aid-Heft „Wasser“, Bestell-Nr. 1598, Preis: 4,00 Euro, www.aid-medienshop.de.
www.was-wir-essen.de/abisz/wasser.php.

Steinzeit-Diät: Besser mehr Gemüse statt Mammutsteaks

Das Interesse an der „Steinzeiternährung“ ist in den vergangenen Jahren neu erwacht. Verfechter des so genannten Paläo-Prinzips (von „Paläozoikum“ = Erdaltertum) empfehlen, sich nach dem Vorbild unserer Vorfahren aus dieser Zeit zu ernähren. Für die steinzeitlichen Gene des Menschen komme nur steinzeitliche Kost in Frage. Doch „die heutigen Lebensbedingungen sind fundamental anders als in der Steinzeit und erfordern eine zeitgemäße Ernährung“, widersprach Professor Claus Leitzmann dieser These auf der Fachtagung des Verbands für Unabhängige Gesundheitsberatung e. V. (UGB) in Gießen. Auch die Grundlagen dieser Theorien sind zu einseitig. Der Mensch sei zwar ein Omnivor, sprich ein Allesfresser, und ein Opportunist nach dem Motto „iss, was du kriegst“, eine Haltung, die über Jahrmillionen sein Überleben gesichert hat, aber unsere Organe sind eindeutig pflanzlich geprägt.

Die Evolution unserer Ernährung umfasst eine sehr viel längere Zeitspanne als die Steinzeit, die vor 2,6 Millionen Jahren anfing und vor etwa 10.000 Jahren endete. Die ersten Säugetiere tauchten bereits vor etwa 150 Millionen Jahren auf und die ersten Primaten, unsere nächsten Verwandten im Tierreich, vor etwa 55 Millionen Jahren. „Wenn man bedenkt, wie sich unsere sehr frühen Vorfahren ernährt haben und unsere Verwandten im Tierreich heute noch ernähren, dann zeigt sich, dass es eine überwiegend pflanzliche Kost war und ist“, informierte der Mitbegründer der Gießener Konzeption der Vollwert-Ernährung. Das könne man anhand anatomischer und physiologischer Gegebenheiten sehr gut nachvollziehen, wenn man typische Fleischfresser und typische Pflanzenfresser aus dem Tierreich mit dem Menschen vergleicht.

Der Speichel von Fleischfressern ist wässrig, der von Pflanzenfressern dagegen enthält Enzyme, die Kohlenhydrate abbauen. Auch Zähne, Zunge, Magen und Darm unterscheiden sich deutlich. Bei diesem Vergleich falle der Mensch ganz eindeutig in die Gruppe der Pflanzenfresser. „Das wichtigste Argument ist für mich, wie unsere Organe beschaffen sind, nämlich größtenteils geprägt durch pflanzliche Kost. Diese Erkenntnis reicht weiter als die Paläo-Diät, denn unsere Organe haben sich in den letzten zwei Millionen Jahren im Gegensatz zu unseren Genen sehr wenig verändert“, so Leitzmann.

Es sei nicht auszuschließen, dass es Zeiten gegeben hat, in denen sich die Menschen überwiegend von Fleisch ernährt haben. Doch dies bedeute nicht, dass sich unsere Organe in dieser Zeit in Richtung Fleischfresser wesentlich verändert hätten. Auch die Tatsache, dass Menschen kein Vitamin C bilden können, spricht für die kontinuierliche Aufnahme pflanzlicher Kost. „Wir verbringen den ganzen Tag vor dem Computer. Das ist in der Natur nicht vorgesehen. Deshalb müssen wir überlegen, wie hat uns die Evolution geschaffen, welche Erkenntnisse stehen uns heute zur Verfügung, welchen Lebensstil führen wir, und dann die Schlussfolgerung ziehen.

Was bleibt, ist die Empfehlung zu überwiegend pflanzlichen und wenig tierischen Produkten, sprich statt Mammutsteaks reichlich Gemüse und Nüsse, gewisse Mengen an Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten sowie Kräuter und Rohkost – Obst und fermentierte Produkte. Das wäre die Lösung“, daran besteht für den Experten, der in Deutschland zu den renommiertesten Ernährungswissenschaftlern zählt, kein Zweifel.

Irmingard Dexheimer, www.aid.de

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