Höchste Zeit, dass sich das Frankfurter Verbrauchermagazin ÖKO-TEST (Ausgabe 10/2013) einmal um eine Produktgruppe gekümmert hat, von der Verbraucher zwar direkt betroffen sind, auf deren Einkauf sie aber keinen Einfluss haben. Es geht um Materialien, die der Zahnarzt zum Füllen von Zahnwurzeln verwendet. Und siehe da: Häufig werden Materialien verwendet, die in Fachkreisen längst als veraltet gelten. Unter anderem deshalb, weil sie ein hohes allergenes Potential haben.
Nicht genug damit, dass sich wohl die meisten Deutschen nur höchst ungern auf den Zahnarztstuhl legen. Zum Bammel vor dem Bohrer kommt jetzt auch noch die ernste Sorge, ob der Zahnarzt des Vertrauens wirklich auf dem neuesten Stand der Technik ist.
Denn eigentlich sind Wurzelbehandlungen eine gute Sache – damit lassen sich Zähne retten, die vor Jahren noch gnadenlos gezogen worden wären. Doch die Materialien, die Zahnärzte für die Behandlung beim Fachhandel bestellen, können etwa Chlorphenole, Kampfer, Menthol und Jodoform enthalten, wie ÖKO-TEST in seiner Untersuchung feststellte. Solche Gemische gelten aufgrund ihrer Zellgiftigkeit schon länger als veraltet.
Das Gleiche gilt für Füllungen, die indiskutable Zusätze wie Formaldehyd/-abspalter oder Kortisonabkömmlinge enthalten. Bereits im Jahre 1999 kritisierte die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kiefernheilkunde die „ausgeprägte neurotoxische Wirkung des Formaldehyds“, zudem sei dessen allergisierendes Potential „eindeutig von klinischer Relevanz“ und mithin die Verwendung in Wurzelfüllpasten „obsolet“, sprich überholt.
Da bleibt der Schwarze Peter einmal mehr bei den Patienten: Sie sollten sich vor einer Wurzelbehandlung bei ihrem Zahnarzt erkundigen, welche Materialien er verwendet. Leider hat man keinen Anspruch auf ein bestimmtes Material – im Zweifel muss man also den Zahnarzt wechseln.