Mit seinem weißen Kopf und gescheckten Fell ist das Fleckvieh vor allem auf bayerischen Wiesen zu sehen. Wegen seiner guten Fleischqualität und Milchleistung wird die Rasse in Afrika und Südamerika besonders geschätzt und gilt als bayerischer Exportschlager. Allerdings kann die dort vorherrschende intensive Sonneneinstrahlung die Tiere massiv gefährden: Das weiße Kopffell bietet kaum Schutz vor UV-Strahlen. Deshalb erkrankt fast jedes zweite Tier an bösartigen Augentumoren. Bei einem kleinen Teil der Fleckvieh-Rinder dagegen treten braune Fellflecken um die Augen auf. Diese schützen die Tiere nachweislich vor der Sonneneinstrahlung.
Diesen natürlichen Schutzmechanismus haben sich Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) München zunutze gemacht, um eine Möglichkeit zu finden, dieses Krankheitsrisiko mittels moderner Nutztiergenetik deutlich zu reduzieren. Viele, möglicherweise sogar mehrere tausend DNA-Abschnitte bestimmen fast ausschließlich das Pigmentierungsmuster, also Größe und Farbe der Augenflecken. Die Genforscher konnten zwölf DNA-Abschnitte im Vererbungsmuster der Augenflecken identifizieren, die bis zu 57 Prozent der Erblichkeit erklären.
„Schon bei der Geburt eines Kalbes lässt sich so genauer als bisher vorhersagen, ob seine Nachkommen die schützenden Augenringe tragen“, so Professor Ruedi Fries von der TU. Besonders für Züchter in sonnenreichen Ländern könnten diese Erkenntnisse hilfreich sein. Da seit einigen Jahren für Zuchtbullen ohnehin standardmäßig „genetische Fingerabdrücke“ erstellt werden, könnten die Zuchttiere künftig zusätzlich auf das Vererbungsmuster der dunklen Augenflecken getestet werden, um so früher als bisher eine entsprechende Zuchtauswahl treffen zu können. „Die Zahl der von Augentumoren betroffenen Tiere kann so schnell reduziert werden“, ist sich Fries sicher. / Claudia Wester, www.aid.de
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