Ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte: Vor 75 Jahren wurden in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Mönchengladbacher Synagoge an der Blücherstraße und die Synagoge in Rheydt an der Ecke Peltzer-/ Wilhelm-Strater-Straße niedergebrannt. Für die Zerstörung der Mönchengladbacher Synagoge gab es einen Augenzeugen.
Mauri Neufeld war der damalige Kantor der Gemeinde und wohnte gegenüber der Synagoge. Geweckt durch den Lärm, den einige SA-Leute beim gewaltsamen Eindringen in die Synagoge verursachten, wurde er Augenzeuge bei der Brandlegung. Selbst konnte er nur mit knapper Not einem Anschlag auf seine.
Froh mit dem Leben davon gekommen zu sein, musste er die Zerstörung des Gotteshauses aus seiner Wohnung heraus hilflos mit ansehen.
In der Synagoge hatte er beobachtet wie mehr als acht SA-Leute Brandbomben und mit brennbaren Flüssigkeiten getränkte Tücher systematisch im Innenraum des Gotteshauses verteilten. Sie zwangen die angerückte Feuerwehr und Polizei abzuziehen und setzten die Synagoge in Brand, die bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Die Betroffenheit der vor der brennenden Synagoge stehenden Bürger aus den umliegenden Häusern wurde durch ihr Schweigen deutlich. Freudenrufe ertönten keine. Leute, die gegen die Zerstörung protestierten, wurden abgeführt.
Die Mönchengladbacher Synagoge war nach dem Vorbild der Berliner Synagoge an der Karlsstraße von dem aus Langensalza stammende Architekten Carl Branzke erbaut und im September 1883 eingeweiht worden. Die jüdische Gemeinde bestand zu dieser Zeit aus etwa 90 Familien. Die Leistung dieser relativ kleinen Gemeinde ein so würdiges Gotteshaus zu errichten, das zu den schönsten Gebäuden der Stadt gehörte, fand allgemeine Anerkennung in der Bevölkerung. .
Seit 1974 erinnert ein von dem Künstler Ulrich Rückriem geschaffener Gedenkstein nahe der Stelle, wo einst die Synagoge an der Blücherstraße stand, an das zerstörte Gotteshaus und die verfolgten jüdischen Mönchengladbacher. An die Rheydter Synagoge erinnert heute ein Stein in Form einer Säule, entworfen von Eckard Goldberg, an der Ecke Wilhelm-Strater-Straße / Werner-Gilles-Straße.
Am Samstag, dem 9. November, findet um 18.30 Uhr am Gedenkstein des Jüdischen Friedhofs Odenkirchen an der Kamphausener Straße eine Gedenkfeier aus Anlass des 75. Jahrestages der Pogromnacht statt. Oberbürgermeister Norbert Bude lädt alle Bürgerinnen und Bürger sowie die Schulen ein, daran teilzunehmen. Im Anschluss an die Gedenkfeier findet um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche Odenkirchen am Martin Luther Platz ein christlich-jüdischer Gedenkgottesdienst statt, zu dem im Namen aller Beteiligten wieder die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen MG (ACK) einlädt.