Häufig unterschätzen Konsumenten die Portionsgrößen und ernähren sich dadurch zu kalorienreich. Wer ein Produkt gerne isst und gleichzeitig weiß, dass es ungesund ist, kann die Mengen dagegen realistischer beurteilen. So lautet das Fazit einer internationalen Studie, an der auch das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) und die Universität Bonn beteiligt war.
Das Forscherteam hat drei verschiedene Experimente durchgeführt: Für die erste Untersuchung wurden 84 Grundschülern Fotos präsentiert. Diese zeigten Teller mit je fünf Schokoladenstückchen und kleinen Karotten. Anschließend zeigten die Wissenschaftler Bilder mit zunehmenden Mengen (10, 20, 40, 80, 160), die die Kinder einschätzen sollten. Je größer die Menge, desto mehr unterschätzten die Grundschüler die Anzahl der Schokoladenstücke und Karotten. Oft empfanden die Schüler die Portionen als nur halb so groß, als sie tatsächlich waren.
In einem zweiten Experiment sollten 115 Studenten das Gewicht von Packungen mit Gummibärchen einschätzen. Die Süßigkeit war entweder als ungesunde Variante gekennzeichnet oder als Lebensmittel mit wertvollen Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen. Ein Teil der Probanden durfte die Gummibärchen vorher probieren. Testpersonen, die kosten durften und die „ungesunden“ Gummibärchen bekamen, schätzten die Portionsgrößen am genauesten ein.
Für den dritten Versuch haben die Wissenschaftler 116 Männer und Frauen aus einem Fitnessstudio ausgewählt und zu ihrem Gesundheitsbewusstsein befragt. Anschließend zeigten die Wissenschaftler den Probanden unterschiedliche Mengen Chips, die zum Teil als fettreduziert deklariert waren. Die Portionsgrößen wurden am besten eingeschätzt, wenn sich die Probanden als gesundheitsbewusst einstuften und die „ungesunde“ Chips-Variante mit normalem Fettgehalt vor sich hatten.
Demnach können Menschen offenbar Portionsgrößen am besten einschätzen, wenn sie das Lebensmittel verlockend finden aber gleichzeitig wissen, dass es eher ungesund ist. Weitere Untersuchungen sind aber notwendig, um die Resultate zu untermauern und die Hintergründe für diesen Effekt zu verstehen. Es wäre auch interessant zu beobachten, ob sich das bessere Einschätzungsvermögen der Portionsgrößen im Essverhalten widerspiegelt.
Heike Kreutz, www.aid.de