„Für mich ist Edward Snowden ein großer Held! Hoffentlich bleiben die Enthüllungen nicht folgenlos! Es zeigt sich, dass man den Widerstand gegen skandalöse Praktiken organisieren muss.“ Harun Farocki, einer der profiliertesten zeitgenössischen Dokumentarfilmer und Filmkünstler in Deutschland, stellt sich in einem Interview mit 3sat auf die Seite des Whistleblowers. Kritische Reflexionen zu Gesellschaft und Politik, ungewöhnliche Themenwahl, detaillierte Beobachtungen und messerscharfe Analysen verbinden sich bei ihm mit einer souveränen, künstlerischen Bildsprache zwischen Medienkunst und Filmtheorie. Mit acht Filmen, darunter die Erstausstrahlung „Ernste Spiele“, gratuliert 3sat am Samstag, 11., und Sonntag, 12. Januar, dem Dokumentaristen zum 70. Geburtstag am 9. Januar.
Den Auftakt der Filmreihe macht am Samstag, 11. Januar 2014, 23.05 Uhr, die Erstausstrahlung von „Ernste Spiele“. Der Film beruht auf vier Videoinstallationen, die unter anderem im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen waren. „Die vier Folgen von ‚Ernste Spiele‘ waren von Anfang so verfasst, dass man sie sowohl auf einer Leinwand als auch auf mehreren Leinwänden oder Bildschirmen nebeneinander zeigen kann“, so Farocki, für den es wichtig ist, „dass es so viele bewegte Bilder in der Kunstwelt gibt. So kommt es zu neuen Sichtweisen, Kunstgeschichtler etwa haben in den letzten Jahren angefangen, über Filme zu schreiben“, sagt der Künstler. Drehort von „Ernste Spiele“ war Fort Lewis, ein Trainingscenter der amerikanischen Armee für Soldaten in der Nähe von Seattle, die auf Einsätze in Krisenherden vorbereitet oder von dort traumatisiert zurückkommen. Harun Farocki war bei Gesprächen von Psychologen mit Soldaten dabei und konnte den Ablauf der Behandlung beobachten. Direkt im Anschluss, um 23.50 Uhr, folgt der Dokumentarfilm „Erkennen und Verfolgen“, in dem es um die Bildsprache während des Golfkriegs von 1991 geht.
Weitere Filme von Harun Farocki sind am Sonntag, 12. Januar, zu sehen: Um 11.25 Uhr der 1997 auf der „documenta X“ uraufgeführte Film „Stilleben“, in dem Farocki Werbefotografen vorstellt. In „Die führende Rolle“, um 12.20 Uhr, montiert er Fernsehbilder aus Archivmaterial von der Maueröffnung aus Ost und West. In der Nacht zum Montag steht um 2.40 Uhr „Auge/Maschine“ auf dem Programm. Darin geht Farocki der Frage nach, wie militärische Bildtechniken auch im zivilen Bereich Anwendung finden. „Der Auftritt“ um 3.05 Uhr, verfolgt die minutiös geplante Vorstellung einer Werbekampagne. „Zum Vergleich“ entlarvt um 3.45 Uhr anhand eines simplen Ziegelsteins den Zusammenhang zwischen Technik, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zum Abschluss ist um 4.45 Uhr Farockis aktueller Film „Sauerbruch Hutton Architekten“ zu sehen, in dem er die Arbeitsweise eines Architekturbüros vom Konzeptentwurf bis zur Bauabnahme darstellt.