Als Japan Deutschland den Krieg erklärte

Vor 100 Jahren, am 23. August 1914, erklärte Japan Deutschland den Krieg: Das Ereignis fand in der stark europazentrierten Erinnerung an den Ersten Weltkrieg bisher genauso wenig Beachtung wie die chinesische Kriegserklärung an Deutschland 1917 und ihre Folgen. Die Fakultät für Ostasienwissenschaften der RUB greift den Jahrestag auf, um mit internationalen Experten und Gästen die bisher eher nachrangig behandelte Dimension eines tatsächlichen Welt-Krieges zu beleuchten. Das Auswärtige Amt fördert die Tagung, die vom 5. bis 7. September in Bochum stattfindet.

Hunderte in japanischer Kriegsgefangenschaft

Der Deutsch-Japanische Krieg hatte vor 100 Jahren unmittelbare Konsequenzen für die Menschen in Deutschland, so auch in NRW bis hin zum Tagungsort Bochum. Einige hundert Soldaten aus Nordrhein-Westfalen gerieten in japanische Kriegsgefangenschaft, über 20 davon stammten aus Bochum. Dr. des. Jan Schmidt, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sektion Geschichte Japans die Tagung organisiert, hat zusammen mit Studierenden genauer recherchiert. Ihre Ergebnisse präsentieren sie auf der Tagung in einer kleinen Begleitausstellung; zu sehen sind u.a. Fotoalben der Gefangenen mit Bildern aus ihren Jahren in Japan. Die Tagung wird verdeutlichen, wie stark diese heute vergessene Dimension des Krieges in der heimischen Propaganda der Jahre 1914 bis 1918 präsent war – etwa durch die weit verbreiteten antijapanischen Bildpostkarten in Deutschland, auf denen die Ostasiaten nun nicht mehr als Tiger (wie noch um 1904/05), sondern als Affen dargestellt wurden.

Die Rolle Chinas

Die eingeladenen Experten nehmen zugleich die Rolle Chinas in den Blick. Es sei zu erwarten, dass es zwischen März und Mai nächsten Jahres dazu kommt, dass die KP-Führung der Volksrepublik China die Ereignisse des Ersten Weltkriegs als „Waffe“ gegen Japan einsetzen wird, so Jan Schmidt. Dabei geht es sowohl um weiterhin umstrittene Inseln als auch allgemein um die politische und wirtschaftliche Vormachtstellung in dieser bedeutenden Weltregion. Die Tagung an der RUB versteht sich daher als Versuch der nüchternen Vermittlung im Vorfeld. „Dabei war es für die Einladung der wesentlichen Experten sehr hilfreich, dass Deutschland als Mittler und Wissenschaftsstandort in Ostasien einen hervorragenden Ruf genießt“, sagt Schmidt.

Zum ersten Mal „tief im Westen“

Zu Gast in Bochum sind japanische und chinesische Historiker, die bis dato noch nie oder nur sehr selten auf Kongressen „im Westen“ gesprochen haben. Ihre Beiträge werden ergänzt durch Vorträge von Kollegen aus Deutschland, Österreich und Großbritannien. Die Förderung durch das Auswärtige Amt ermöglicht das Simultandolmetschen der gesamten Tagung.

Programm im Internet

Interessierte Bürgerinnen und Bürger können an der Tagung oder auch an einzelnen Vorträgen teilnehmen. Wegen der geringen Zahl noch verfügbarer Plätze bitten die Veranstalter um vorherige Anmeldung per E-Mail bei Teelka Groeneveld (teelka.groeneveld@rub.de). Das ausführliche Programm der Tagung „Die ostasiatische Dimension des Ersten Weltkriegs: Der Deutsch-Japanische Krieg und China, 1914-1919“ steht im Internet unter: http://www.ruhr-uni-bochum.de/gj/aktivitaeten.html

Link:
Sektion Geschichte Japans – Fakultät für Ostasienwissenschaften der RUB

Quelle/Text/Redaktion: Jens Wylkop
Dezernat Hochschulkommunikation
Stand: 26.08.2014

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