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„Gesündere“ Pommes?: Geringerer Fettgehalt durch Infrarotbehandlung

In der Fritteuse saugen sich Pommes frites mit viel Fett voll, bevor sie eine perfekt goldene Bräune erhalten. Durch eine Vorbehandlung mit Infrarotstrahlung kann der Fettgehalt um ein Drittel reduziert werden, haben Wissenschaftler eines Forschungsinstituts in Albany, Kalifornien festgestellt. Das einfache Prinzip: Durch die Infrarothitze bekommen die Fritten eine mikroskopisch kleine Kruste, die die spätere Ölaufnahme verringert.

Für ihr Experiment haben die Wissenschaftler insgesamt etwa zehn Kilogramm Fritten gemacht. Die rohen Kartoffeln wurden geschält, in Streifen geschnitten und erst nach einer Infrarotbehandlung in die Fritteuse getaucht. Die Wissenschaftler variierten Dauer und Intensität der Infrarotbestrahlung, Frittierdauer und -temperatur, um schmackhafte Pommes mit möglichst wenig Fett zu erhalten. Bei einer dreiminütigen Infrarotbestrahlung und einer Frittiertemperatur von 146 Grad Celsius für sieben Minuten verringerte sich der Ölgehalt um 37 Prozent im Vergleich zu konventionell zubereiteten Fritten. Vermutlich könnte der Fettgehalt noch weiter gesenkt werden, wenn die gesamte Oberfläche der Pommes mit Infrarot behandelt wird. Im Experiment wurden nur Ende und Unterseite der Kartoffelstreifen bestrahlt.

77 Testesser verglichen die Pommes frites – mit und ohne Infrarotbehandlung. Über die Hälfte fand keinen Unterschied in Farbe und Geschmack. Mehr als jeder Zweite bevorzugte sogar die etwas knusprigere Konsistenz der Fritten, die mit Infrarot vorbehandelt wurden. Die kalifornischen Wissenschaftler nehmen an, dass die Ergebnisse auch für gefrorene, industriell verarbeitete Fritten gelten. Die Infrarotbehandlung könnte die industrielle Vorbereitung der Kartoffelprodukte sogar vereinfachen und Kosten senken, so die Wissenschaftler.

In dem Beitrag in der Fachzeitschrift „Agricultural Research“ ist allerdings nichts über die praktische Umsetzung des Verfahrens zu lesen. (Heike Kreutz, www.aid.de)

Weitere Informationen:
www.ars.usda.gov/is/AR/archive/jul13/fries0713.htm

ESL-Milch: Eigener Geschmack, Qualität stimmt

ESL-Milch ist geschmacklich deutlich von pasteurisierter Milch zu unterscheiden und daher als eigenständige Sorte zu sehen. Die Qualität ist in der Regel einwandfrei. So lautet das Resultat einer Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Im Handel finden Verbraucher drei verschiedene Sorten wärmebehandelter Milch. Unter Frischmilch versteht man im Allgemeinen die traditionell hergestellte pasteurisierte Milch, die auch als solche beworben wird. Sie wird kurzzeitig auf bis zu 75 Grad Celsius erhitzt und ist ungeöffnet bis zu sieben Tage haltbar. Die länger haltbare ESL-Milch (extended shelf life) ist rund drei Wochen haltbar, da sie bis auf rund 130 Grad Celsius hocherhitzt oder die Keime vor dem Pasteurisieren durch Mikrofiltration entfernt werden. Seit ihrer Markteinführung ist ihr Anteil am gesamten Konsummilchsortiment gestiegen. Sie wird häufig als „die Längerfrische“ oder „die Maxifrische“ vermarktet. H-Milch dagegen ist ultrahocherhitzte Milch, die wochenlang ohne Kühlung aufbewahrt werden kann.

Für ihre Studie kauften die Wissenschaftler je fünf Packungen der drei Konsummilchsorten von einem gemeinsamen Hersteller. Sie untersuchten Eigenschaften, die deren Qualität widerspiegeln – zum Beispiel Fett-, Eiweiß-, Milchzucker- und Kalziumgehalt sowie den pH-Wert. Zusätzlich wurden pasteurisierte (Frischmilch) und ESL-Milch von 45 freiwilligen Personen verkostet, um eventuelle geschmackliche Unterschiede festzustellen.

Das Resultat: Jede Milchsorte hat eine individuelle Zusammensetzung, die die jeweilige Hitzebehandlung widerspiegelt. In der Regel liegt das Profil der ESL-Milch zwischen dem der Frischmilch und der H-Milch. Der Kalziumgehalt ist dagegen relativ konstant und die gesetzlichen Qualitätsanforderungen werden stets erfüllt.

Im Geschmack gab es deutliche Unterschiede: Für 67 Prozent der Befragten schmeckte ESL-Milch anders als die Frischmilch. Demnach ist die länger haltbare ESL-Milch nicht als Variante der pasteurisierten Milch zu sehen, sondern als eigenständige Sorte. Die Ergebnisse der Verkostung müssen jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, da diese nicht unter Standardbedingungen, sondern im Rahmen einer Universitätsveranstaltung durchgeführt wurde. (Heike Kreutz, www.aid.de)

Weitere Informationen:

Journal of Food Safety and Food Quality – Archiv für Lebensmittelhygiene, Bd. 64, Nr. 4, S. 96-102, 2013
Alles über Milch erfahren Sie in der Rubrik „Lebensmittel von A-Z“ auf www.was-wir-essen.de,
aid-Heft „Milch und Milcherzeugnisse“, Bestell-Nr. 1008, Preis: 2,50 Euro, www.aid-medienshop.de

Die Gurke muss bleiben

Das größte Gurkenanbaugebiet Deutschlands liegt in Niederbayern, das bekannteste im Spreewald. Die Ernte von Gurken ist aufwändig und arbeitsintensiv. Erleichtert wurde sie, seit so genannte Gurkenflieger eingesetzt werden. Normalerweise rollen diese im „Schlendergang“ über die Gurkenreihen und Saisonarbeiter ernten bäuchlings auf den Ausliegern liegend die Gurken. Bis zu 30 Mal „fliegen“ die Arbeiter auf den 30 Meter langen Auslegern über die Felder. Am Ende ernten sie etwa 75 Tonnen Einlegegurken je Hektar.

Um den heimischen Gurkenanbau zu sichern, tüfteln Techniker an einem Gurkenvollernter. Einen ersten Piloten hat das Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam-Bornim (ATB) in der Saison 2013 auf dem Betrieb von Karl-Heinz Frehn im westlichen Spreewald in den Einsatz geschickt. Der Gurkenhof baut Einlegegurken auf 120 Hektar an.

Der Vollernter arbeitet vollkommen anders als der Gurkenflieger: Zwei Paar Walzen liegen im Herzstück der Maschine gegenüber und ziehen gegenläufig rotierend das Laub nach hinten. Die Doppelwalzen sind so eingestellt, dass die Gurken von den Rankpflanzen abscheren und am Ende über einen Ausleger in einen nebenher fahrenden Anhänger fallen. Wie bei der Maisernte.

Was sich einfach anhört, ist aber sehr kompliziert. Der Anpressdruck der Walzen muss stimmen, sonst werden die Gurken zerquetscht, erklärt Dr. Martin Geyer vom ATB. Ziehen die Walzen zu viel Laub ein, schlüpfen die Gurken zwischen den Blättern ebenfalls nach hinten durch und landen wieder auf dem Feld. Mit Verlusten von 20 bis 30 Prozent erinnert der Gurkenvollernter an die ersten Selbstfahrermähdrescher, ergänzt Geyer. Die haben sich am Ende aber auch durchgesetzt. Und das ist wichtig, erläutert Karl-Heinz Frehn.

Discounter kaufen ihre Ware für 0,59 Euro pro Glas ein. Wenn 8,50 Euro Mindestlohn gezahlt werden müssen, dann braucht Frehn 40 Cent mehr für ein Glas Gurken. Das ist fast nur in der Direktvermarktung möglich. Discounter können zudem vielfach auf indische Ware zurückgreifen. Dort liegt der Lohn bei einem Euro am Tag. Der Transport zwischen Bombay und Hamburg belastet ein Glas indischer Gurken lediglich mit einem Cent. Auf die Dauer wird die arbeitsintensive Gurkenernte in Deutschland keine Zukunft haben, prognostiziert Frehn. Pro Hektar beschäftigt er sechs Arbeitskräfte. Der Vollernter ist also für den traditionellen Gurkenanbau im Spreewald offenbar nötig, um mit einer geschützten Marke am Markt bleiben zu können.

Es bleibt aber noch viel zu tun. Während der Gurkenflieger gleichzeitig über 20 Reihen rollt, zerstört der Gurkenvollernter die Pflanze. Wie bei einem Mähwerk schneiden Kreisel die Pflanze über dem Boden ab und führen Laub und Gurke ins Innere der Maschine. 30 Tonnen muss die Maschine schaffen. „Sonst schreibt sie keine schwarzen Zahlen“, sagt Frehn. Derzeit setzt er den Vollernter in Kombination mit dem Gurkenflieger ein. Der letzte Schnitt ist neben der Ernte auch der wissenschaftlichen Analyse und technischen Verbesserungen gewidmet.

Roland Krieg, www.aid.de

Stress entsteht nicht nur durch Arbeit, sondern durch Arbeitsverhältnisse

Deutschland ist verhältnismäßig gestresst. Wie der im Sommer vorgestellte Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt, sind es nicht nur Arbeitspensum, ständige Erreichbarkeit und Überstunden, die für Stress unter Deutschlands Berufstätigen sorgen, sondern vor allem die Verhältnisse, unter denen sie arbeiten. Wie der TK-Bericht zeigt, leiden vor allem diejenigen unter psychischen Belastungen, die befristet, in Teilzeit oder in Leiharbeit beschäftigt sind, sowie diejenigen, die durch Familie und Beruf mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen müssen. Insgesamt haben psychisch bedingte Fehlzeiten seit 2006 um gut 75 Prozent zugenommen.

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: „Es wird derzeit viel diskutiert, wie sich die hektische Arbeitswelt weniger stressig gestalten lässt. Es gibt sogar Initiativen, die dies staatlich regulieren möchten. Unser Bericht zeigt aber, dass es vor allem die Lebenssituation der Beschäftigten ist, die sie belastet. Sind Arbeitsverhältnisse befristet oder ist die finanzielle Situation aufgrund von Teilzeit oder Leiharbeit angespannt, belastet das die Betroffenen.“

Vierzig Prozent der berufstätigen Frauen und 7,4 Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit. Dr. Thomas Grobe vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG), der die Daten für die TK ausgewertet hat: „Teilzeitbeschäftigte Männer sind mit 11,1 Tagen insgesamt weniger krankgeschrieben als Vollzeitangestellte mit 11,8 Tagen. Allerdings sind sie mit durchschnittlich 1,9 Fehltagen pro Kopf deutlich mehr von psychischen Diagnosen betroffen als Vollzeitbeschäftigte (1,4 Tage).“ Die Arzneimittelverordnungen bestätigen den Trend. Männer in Teilzeit erhalten zehn Prozent weniger Medikamente verschrieben, das Antidepressiva-Volumen liegt jedoch 53 Prozent über dem der Vollzeitbeschäftigten. Bei Frauen beträgt die Diskrepanz acht Prozent.“

Heiko Schulz, Psychologe bei der TK: „Die Vermutung liegt nahe, dass die erhöhte psychische Belastung bei Männern in Teilzeit, in befristeten oder Leiharbeitsverhältnissen daher rührt, dass Männer traditionell noch als Haupternährer der Familie fungieren, was aber unter den genannten Beschäftigungsformen oft schwierig ist. Viele Beschäftigte arbeiten nicht freiwillig in Teilzeit, sondern weil ihnen nicht mehr angeboten wird oder weil sie eine höhere Arbeitszeit nicht mit ihren familiären Verpflichtungen vereinbaren können.“

Die TK fordert deshalb, zur Prävention seelischer Belastungen auch kreative  Beschäftigungslösungen. TK-Chef Baas: „Es geht nicht darum, Arbeitsbedingungen hierzulande noch stärker staatlich zu regulieren. Kein Unternehmen am internationalen Markt kann es sich leisten, E-Mails nach 20 Uhr deutscher Zeit nicht zu beantworten. Aber wir brauchen Rahmenbedingungen für eine flexiblere Arbeitsorganisation, die Bedürfnissen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gerecht werden. Dank moderner Kommunikationsmittel haben wir viele Möglichkeiten dazu. Wenn die Beschäftigten zudem eine wertschätzende Führung, eine existenzsichernde Perspektive und die Möglichkeit bekommen, Beruf, Kinderbetreuung und Pflege zu vereinbaren, stehen sie auch weniger unter Druck.“

Eine Investition in Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) rechnet sich laut TK auch für die Unternehmen: Die Depression steht unter den Fehlzeitenursachen auf Platz eins. Eine Krankschreibung aufgrund dieser Diagnose dauert im Durchschnitt 58 Tage. „In einem Unternehmen mit 350 Beschäftigten fehlen jährlich fünf Mitarbeiter unter dieser Diagnose. Lohnfortzahlung und Produktivitätsausfall kosten das Unternehmen allein für diese Diagnose etwa 75.000 Euro. Ein wirkungsvolles BGM bekommt man dagegen schon für 50.000 Euro“, rechnet Baas vor. „In die Gesundheit von Beschäftigten zu investieren, ist also keine Nettigkeit, sondern wirtschaftlich sinnvoll.“

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